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KARL LORENZ#

Wien
Karl Lorenz, Donauland

Der Landschaftsmaler Karl Lorenz gehört zu jenen Künstlern, die als Menschen sinnlich-sicher veranlagt sind und die sich, im Rückhalt gebenden Bewusstsein ihrer entwickelten Handwerksfertigkeit, ohne Problematik wohl fühlen gegenüber der natürlichen Außenwelt, die für sie mehr als für andere Menschen vertraute Umwelt ist.

Die von Lorenz gemalten Bilder gefallen jenen Menschen, die im Bild das „Lebendige“, das „Natürliche“ genießen wollen, das ihnen bekannt und aus irgend welchen Gründen lieb ist.

Der streng werdende Kunstkritiker begegnet im bisherigen Lebenswerk von Lorenz keinen genialen Leistungen, nicht einmal titanischen, dafür aber, und zwar in recht ansehnlicher Menge, ehrlichen und tüchtigen Arbeiten von zuweilen erstaunlich harmonischer Durchbildung. Dieses Malers bildmäßige Naturausschnitte haben etwas von der besonderen Anmut der engeren und weiteren Wiener Landschaft. Künstlerisch nicht immer von überragender Bedeutung, sind sie meistens doch gefällig, liebenswürdig und von lockenden Lichtern reizvoll durchleuchtet und hauchen den Beschauer mit einer spezifischen Stimmung an, in die man sich zeitweilig ganz gerne versenken mag, obgleich sie einer gewissen Sentimentalität nicht fern ist. Der Beschauer spürt, dass diese still heiteren Landschaften aus den Donauauen, aus dem Wienerwald, aus der Wachau, dem Kamptal und dem voralpinen Land, mit Liebe gesehen und gemalt wurden.

Karl Lorenz versteht wohl auch die Fremde mit seinem empfindenden Künstlersinn zu erfassen und mit seinem Herzen zu würdigen, aber es verlangt ihn nicht darnach, sie zu malen; denn seine Liebe gehört der heimatlichen Landschaft in der er aufwuchs und in deren Gesamtheit mit ihren wellenreichen Bergen, sanften muldenartigen Wiesentälern und weiten Flächen der Felder haben etwas friedliches, offenes, klares und anmutendes an sich.

Der Anfang aller Dinge ist eben, wie W. Bürger einmal schrieb, die Liebe, wie der Anfang der Kunst das Gefühl für die Natur und die Leidenschaft für die Schönheit.

Lorenz
Perchtoldsdorf,Donauland

Man darf die Wiener Landschaftsmalerei wie sie durch die Bilder von Karl Lorenz repräsentiert erscheint, nur nicht mit der Landschaftsmalerei, die durch die Namen Turner, Constable, Corot, Rousseau, Monet, um nur einige zu nennen, gekennzeichnet wird, in Vergleich ziehen, man muss sie vielmehr als ein bodenständiges Gewächs für sich betrachten; dann wird man sie nicht ungerecht beurteilen, dann wird man sie als etwas gleichsam Volkslied mäßiges betrachten und erkennen, dass ihr gemalter Lyrismus etwa im gleichen Verhältnis zur meisterlichen Landschaftsmalerei steht wie das beim „Heurigen“ von einem Natursänger gesungene Volkslied zu Schuberts „Das Meer erglänzte weit hinaus....“

Lorenz
Hinterstoder, Donauland

Jedenfalls wird es viele Menschen geben, die Kunstfreunde sind, denen eines der kleinen Landschaftsbilder von Lorenz in dem man sozusagen „spazieren gehen“ kann, lieber ist als Dutzende der Natur vergewaltigenden Expressionisten Schwarten; schon deshalb lieber, weil es ehrlicher empfunden und gestaltet ist. Lorenz schmückt sich nicht mit fremden Federn, prunkt nicht mit fremden Gut. Er weiß, dass man vom Zwetschkenbaum keine Orangen forder kann, und gibt sich, dessen eingedenk, mit dem zufrieden, was hervorzubringen er vom Schicksal befähigt wurde. So ist die Malerei von Karl Lorenz am besten zu verstehen.

QUELLE: Donauland, 1919 Hauptteil 25, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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