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KARL MILLÖCKER#

Tondichter
Karl Millöcker

Als Karl Millöcker am 31. Dezember 1899 starb war der Kreis der bedeutenden Tonkünstler der Musikgeschichte bereits sehr gelichtet.. Der Walzerkönig war nur einige Monate vor ihm in die Ewigkeit eingegangen. Abschied musste man bereits davor von Suppè, Bruckner, Brahms nehmen. Mit ihrem Abgang ging eine glanzvolle Musikepoche zu Ende, die den Ruhm der Musikstadt Wien begründete, und die das musikalische Erbe in alle Welt trugen.

Karl Millöcker fand vorerst auf dem Helenenfriedhof in Baden seine letzte Ruhe. Am 26. Oktober 1900 wurde Karl Millöckers Leiche in Anwesenheit näher befreundet gewesener Personen exhumiert. Den gesamten Akt überwachte der k. k. Bezirksarzt Dr. Blau. Die Leiche selbst zeigte sich noch ziemlich gut erhalten; die Überführung derselben nach Wien erfolgte durch die hiesige Bestattungsgesellschaft Nissel. Samstag, vormittags 11 Uhr fand die endgültige Beisetzung in dem von der Kommune Wien gewidmeten Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof statt.

Es ist traurig genug, dass unter all den Operettenkomponisten Millöcker im Grunde genommen stiefmütterlich behandelt wird, das allerdings hat er sich nicht verdient. Wenn man bedenkt, all die zahlreichen Kompositionen die die großartigen Meister der Töne uns hinterlassen haben, die in den Archiven schlummern, Schätze um die uns die Welt beneiden würden, bleiben völlig unbeachtet. Es findet sich niemand der endlich in dieser Hinsicht etwas unternimmt, schade um diese herrlichen Kostbarkeiten.. In musikalischer Hinsicht hat Wien bereits viel an Glanz verloren. Wo treten noch Musikkapellen auf? Bis auf die Deutschmeister im Sommer bei der Hofburg, sonst gibt es in der Öffentlichkeit nirgendwo Darbietung .Wiener Melodien.

Karl Millöcker wurde am 29. April 1842 in Wien als Sohn eines Goldschmiedes geboren und sollte eigentlich diese Tradition fortsetzen. Gold und die Vielfalt der bunten blitzenden Edelsteine reizten ihn nicht, es zog ihn hin zur Musik. Um sich in der Flötenkunst zu vervollkommnen begann er bei Prof. Joseph Laimegger und bei dem berühmten Komponisten Franz von Suppé sich für seine Zukunft vorzubereiten. Karl Millöcker machte rasche Fortschritte; sein Flötenspiel wurde rasch berühmt und bald war er imstande seinem Lehrer Suppé nette eigene Kompositionen vorzuspielen. Sein Talent wurde alsbald erkannt und man unterstützte ihn wo man nur konnte und verschaffte dem kaum zwanzigjährigen eine Stelle im Theater an der Wien als Flötist und Klarinettist.

Suppé kümmerte sich weiter um den jungen begabten Flötisten und bildete ihn in Kompositionslehre weiter aus und als zwei Jahre vergangen waren, konnte Millöcker bereits eine Stelle als Kapellmeister in Graz annehmen. Dort versuchte er sich sogleich kompositorisch zu betätigen. Für Singspiele und Possen schrieb er die Schauspielmusik und bald wagte er durch die Erfolge ermutigt, sich sogar an eine Operette. Er verstand es seine Beziehungen zu nützen, dass sein Erstlingswerk „Der tote Gast“ im Theater aufgeführt werde, und der Reingewinn ihm zugute käme. Millöcker fieberte dem Abend der Aufführung entgegen von dem er sich so viel erwartete. Eine Stunde vor Beginn der Vorstellung setzte ein ungeheurer Schneefall ein, im Nu waren die Straßen unpassierbar, dazu fegte ein furchtbarer Sturm durch die Stadt. Ein Unwetter das jede Lust nahm eine Operette zu besuchen. Die Aufführung fand statt – vor leerem Haus. Einnahme 30 Gulden. Zum Glück musste er nicht für die Unkosten aufkommen.

Millöcker blieb nicht lange in Graz, aber lange genug um sich für die Zukunft die nötige Kapellmeister Routine anzueignen und kehrter als zweiter Kapellmeister an das Theater an der Wien zurück. Dort begegnete man ihm mit Misstrauen, man konnte nicht glauben, dass der junge Flötenspieler plötzlich ein Orchester leiten könne. Wieder hatte er Pech, für das Orchester war sein Können ungenügend und man entließ ihn.

Kaum war er entlassen, entdeckte der Theaterleiter, dass er doch ein ausgezeichneter Kapellmeister und außerdem ein begabter Musikschreiber war. Der soeben wegen Unfähigkeit Entlassene wurde mit einem besseren Vertrag wieder angestellt.

Nun kam die Zeit die Millöcker so lange ersehnt hatte. Mit Feuereifer stürzte er sich auf das Komponieren. Er war viel beschäftigt, denn für jedes Stück das im Theater aufgeführt wurde schrieb er bereits die Begleitmusik.

Seine erste große Posse hieß: „Die drei Paar Schuhe“ und hatte eine derart zündende Musik, dass ganz Wien auf das neue Licht auf dem Operettenhimmel aufmerksam wurde. Noch dazu wurde die Hauptpartie von Marie Geistinger gesungen, die schon allein ein Anziehungspunkt gewesen ist. Für den Tenor schrieb Millöcker auf dessen Bitte ein eigenes Lied, doch der Sänger weigerte sich diesen „Dreck“ zu singen. Der Tenor hatte jedoch keine andere Möglichkeit und ließ sich endlich von Millöcker umstimmen und siehe da, das bewusste Lied wurde ein großer Erfolg. Der Tenor rühmte sich später des Liedes wegen, damit der Entdecker Millöckers gewesen zu sein.

Millöckers erste große Operette „Das verwunschene Schloss“ folgte in großer Aufmachung. Gallmeyer und Girardi sangen die Hauptrollen. Das Lied „O, du himmelblauer See“, nach einigen Vorstellungen wollte die Gallmeyer davon nichts mehr wissen. Erst als die Mitarbeiter ihr versicherten, dass ganz Wien von diesem Lied begeistert waren, gab sie ihren Widerstand auf und sang mit dem himmelblauen See weitere Erfolge.

CD
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Das Lied eilte voraus und wurde in Budapest wie auch in Berlin bereits gesungen, als die Operette „Das verwunschene Schloss“ in Berlin nachfolgte. Als die Besucher die bekannte Melodie vernahmen vermeinten sie, dass der Komponist ein frecher Dieb wäre und sich diese Melodie angeeignet hätte. Da trat der Dirigent vor den Vorhang und klärte die Besucher auf, dass das Lied wie auch die Operette von Karl Millöcker sei. Damit war Millöckers Popularität für immer gesichert und als berühmter Komponist gefeiert.

Millöcker gab später die Musikzeitung „Musikalische Presse“ heraus.

Mit dem Theater Direktor Steiner verband ihn nicht nur eine geschäftliche sondern auch ein außergewöhnlicher freundschaftlicher Verkehr. Steiner kam ihm zu Liebe zum Mittagessen ins rote Rössel und nach Tisch ins Cafe Dobner zur Kartenpartie.

„Der Bettelstudent“ übertraf die Operette das „Verwunschene Schloss“. wurde zum Welterfolg, mehrmals verfilmt und wird noch öfter aufgeführt, denn seine drei melodiösen Schlager erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit.

Wenn auch Millöckers Stern auf dem Theaterhimmel durch den Bettelstudent aufgegangen war, prangte doch daneben ein Stern erster Klasse: Johann Strauß.

Millöckers Ruhm übertraf sich selbst, überall konnte man seine bekannten Lieder hören. Selbst Paris, die unsere Operette die kalte Schulter zeigte und sich mit Offenbach begnügten, waren von dem Melodienreichtums Millöckers hingerissen. Nun folgte eine Operette nach der anderen: „Apajune der Wassermann“, „Dubarry“, „Jungfrau von Belleville“, „Der arme Jonanthan“, “Das Sonntagskind“, „Gasparone“ diese Operette ist auch noch auf den Spielplänen zu finden. Zuletzt komponierte Karl Millöcker „Das Nordlicht“. Nach der Premiere erlitt Millöcker mit 55 Jahren einen Schlaganfall, die Aufregungen und Ärgernisse in seinen Anfängen hatten seine Konstitution geschwächt. Damit war es mit seiner musikalischen Tätigkeit vorbei. Er löste den Vertrag mit den Theater an der Wien in dem er seine Erfolge feiern durfte und übersiedelte nach Baden bei Wien. Abseits vom Getriebe des Theaters und der Großstadt konnte er noch einen sorgenfreien Lebensabend verbringen.

Millöcker war ein treuer Freund Badens und Bad Vöslaus und viele seiner musikalischen Schöpfungen denen man die Bodenständigkeit und Zugehörigkeit zu den weltberühmten Wienerwaldklängen anhört, sind hier entstanden.

Zentralfriedhof
Grabstein

Seine Gesundheit war dahin, er kränkelte noch zwei Jahre dahin von seiner Familie und Freunden betreut bis er Ende Dezember 1899 einen neuerlichen Schlaganfall erlitt und an Herzschwäche verstarb. Am Sterbebett weilte außer der Familie auch der Arzt Dr. Julius Delena. Am zweiten Jänner 1900 nahm der Bildhauer Georg Perzl die Totenmaske ab.

Millöckers Partituren bilden eine wertvolle Sammlung im städtischen Rollett Museum. Der Meister hatte sie testamentarisch 1897, dem Museum gespendet

Das Theater an der Wien hisste die schwarze Fahne und die Besucher die zur Nachmittag Vorstellung des Bettelstudenten erschienen hörten mit Wehmut vom Hinscheiden des Komponisten.

Quellen: Interessante Blatt 3. Jänner 1935 S 18, Salzburger Volkszeitung 31. Jänner 1949 S 5, Badener Zeitung 7. Oktober 1916 S 2, Neues Wiener Journal 31. Dezember 929 S 7, und Bilder ANNO Östereichische Nationalbibliothek

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