RÖMISCHE FUNDE#
In Wien wird zum Ärger der Bewohner immer irgendwo aufgegraben und dabei gibt ein Blick in die geheimnisvolle Tiefe Aufschluss über die historische Vergangenheit unserer Vorfahren.
So war es auch im Jahr 1901 wo die Residenzstadt immer größer wurde und stets Neues entstand. So kam im Laufe der Zeit durch Anlagen von Kanälen, Niveau-Regulierungen und immer neue Wohnhausanlagen zu verschiedenen Funden, die von größter Wichtigkeit waren.
Diesmal war man auf dem ehemaligen Exerzierplatz vor der demolierten Franz Joseph Kaserne, unweit des Dominikaner Kellers, fündig geworden. Man war mit Gasrohr-Verlegungen beschäftigt als man auf zahlreiche Menschenknochen stieß.
Der von diesem Fund sofort verständigte Archäologe Novalski ließ unverzüglich an dieser Stelle Nachgrabungen anstellen und Dank dem Entgegenkommen des Herrn Ing. Fischer und des Oberinspektor Menzel wurde es ermöglicht, die Nachforschungen fortzusetzen. Dies Unternehmen war von überraschendem Erfolg gekrönt.
Zunächst stieß man in mäßiger Tiefe auf eine ungemein massive Mauer, welche die Grundmauer einer großen viereckigen römischen Grabkammer bildete. In dieser fand man nun mehrere Skelette römischer Legionssoldaten, die, wie aus den eben gefundenen Ziegelinschriften hervorgeht, der XIV. Legion angehört haben. Da die Römer ihre Toten unter Beigabe von Urnen, Tränenfläschchen und Geschirr zu begraben pflegten, fand man hier auch eine große Anzahl solcher Gefäße in allen möglichen Formen, teils aus Ton, teils aus roter Terra sigillata, von denen manche hübsche Zeichnungen aufzuweisen, haben. Man fand ferner eine Menge römischer Ziegel mit dem Legionsstempel der XIV. Legion und halbrunder Dachziegel und viele römische Münzen aus der Kaiserzeit. Darunter auch eine Menge, die das Portät und den Namen Julius Cäsars aufweist. Große silberne Nadeln, vergoldete Knöpfe, Teile eines römischen Panzers wurden gleichfalls in stattlicher Anzahl ausgegraben. Auch zahlreiche Pferde- und Hundeknochen wurden in der Nähe der Grabkammer gefunden. Ebenso noch Knochen anderer Haustiere.
Durch diese neuesten Ausgrabungen wird das künftige städtische Museum um viele interessante Gegenstände bereichert werden.
Seit 2008 gibt es in Wien ein Römermuseum, denn bei Grabungen findet man immer noch Kostbarkeiten aus dieser Zeit, die zu einer weiteren Bereicherung beitragen.
QUELLE; Illustriertes Wiener Extrablatt, 19. Juni 1901, S 5, ANNO Österreichische Nationalbibliothek.
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp