ROBERT WILHELM BUNSEN#
Am 28. Mai 1908 abends fand ein Empfang der Deutschen Bunsen Gesellschaft im Wiener Rathaus statt. Präsident Geh. Reg.-Rat Dr. Nernst aus Berlin hielt die Begrüßungsansprache auf welche Bürgermeister Dr. Lueger erwiderte.
Bereits am 29. Mai, vormittags, fand im Saal des Ingenieur- und Architektenvereines die Eröffnungssitzung der 15. Hauptversammlung der Deutschen Bunsen Gesellschaft für physikalische Chemie statt. Dieser Sitzung wohnten nicht nur Minister bei, sondern die Rektoren der Technik, der Hochschule für Bodenkultur und der Tierärztlichen Hochschule, Vertreter der Universität, des Patentamtes, des Handelsministeriums, des Reichskriegsministeriums, des Deutschen Reichsgesundheitsamtes usw. Der Oberste Sanitätsrat war durch den Vizepräsidenten Hofrat Ludwig vertreten. Der Präsident der Bunsen Gesellschaft eröffnete die Versammlung und begrüßte die Ehrengäste....
Am 30. Mai wurden die geschäftlichen Angelegenheiten der Deutschen Bunsen Gesellschaft erledigt. Am Nachmittag waren interessante Vorträgen zu vernehmen. Den Abschluss bildete ein Festbankett im Hotel Savoy.
Ein Fürst des Geistes, war am 16. August 1899 in Heidelberg im 88. Lebensjahr erloschen.
Er, der Entdecker der Bunsen-Elemente und des Bunsen-Brenner, des Bunsen'schen Fotometers und des Magnesiumlichtes, der Wasser-Luftpumpe und des Eiscalorimeters, des Caesiums und Rubidiums, der Spectralanalyse und vieler anderer gewaltiger Errungenschaften menschlichen Wissens, der große Chemiker und Physiker.
Seit 37 Jahren wirkte Bunsen in Heidelberg, mit ihm verliert die Wissenschaft einen der bedeutendsten Chemiker und einen der hervorragendsten Lehrer der ausschließlich für seine Schüler lebte und sie mit den Lehren der Chemie vertraut machte, um aus ihnen exzellente Analytiker heranzubilden. Vor zehn Jahren hatte er erst das Lehramt aufgegeben.
Jahrzehntelang war das Heidelberger Universitätslaboratorium ein Anziehungspunkt, sozusagen das Zentrum für Chemiker aus aller Welt gewesen.
Robert Wilhelm Bunsen wurde am 31. März 1811 in Göttingen geboren. Nach Vollendung des Mittelschulstudiums widmete er sich an der Göttinger Universität der Naturwissenschaften, speziell der Chemie, Mineralogie, Physik und Geologie. Um seine Kenntnisse zu erweitern wurden die Universitäten in Paris, Berlin sowie in Wien besucht. Für Wien hegte er besondere Sympathien, kein Wunder wurde doch die Spectralanalyse 1860 in der Donaumetropole veröffentlicht.
Sein Werdegang: 1833 an der Universität Göttingen als Dozent für Chemie habilitiert, 1836 wurde er an das Polytechnikum zu Cassel als Professor für Chemie berufen. Die Universität in Marburg folgte als nächstes wo er 1841 sodann die ordentliche Professur, zugleich die Ernennung zum Direktor des chemischen Universitätsinstitutes. 1851 wirkte er in gleicher Eigenschaft in Breslau und begann hier den Bau eines neuen chemischen Universitätsinstitutes. Mit der im Jahr 1852 Berufung an die Universität in Heidelberg, hatte sein Zigeunerleben ein Ende. Auch hier wurde ein Laboratorium neu errichtet das als das best eingerichtete chemische Institut galt.
Zu seinen großen Leistungen darf wohl das in Göttingen im Eisenoxydhydrat ein ausgezeichnete Gegengift gegen Arsen, erkannte. Diese Entdeckung war ein Segen für die Menschheit. Eine weitere epochemachende Untersuchung war über Doppelcyanide und Kakodyl-Verbindungen als grundlegend für unsere ganz moderne organische Chemie bezeichnet werden kann. Auch auf dem Gebiet der Medizin war die Bestimmung des Harnstoffes von großem Wert.
Alexander von Humboldt behauptete in seinem „Kosmos“, über die Weltkörper, dass sie für unsere Erkenntnis nur gravitierende Materie, ohne elementare Verschiedenheit der Stoffe seien, hat Bunsen im Verein mit Kirchhoff durch die Spectralanalyse haltlos gemacht, indem dadurch die chemische Untersuchung der Sonne und Fixsterne gelang und die Erklärung für Frauenhofers dunkle Linien im Sonnenspektrum geliefert wurde.
Eine gewaltige Umwälzung in der Heiz- und Beleuchtungstechnik hat doch der Bunsenbrenner hervorgerufen den einer seiner Schüler Dr. Auer von Welsbach eine weitere Ausgestaltung erfuhr.
Bunsen war ein vielseitiger Entdecker und Forscher. Einer seiner Verdienste erwarb er durch die Analyse der Gase und Mineralquellen. Auf dem Gebiet der Fotochemie habe er punkto Fotografie wertvolle Erkenntnisse geschaffen.
Auf allen Gebieten hat er Großes geleistet. So beglückte er die Wissenschaft mit zwei bedeutenden Arbeiten über die Messung der Capillarkräfte und die Bestimmung der spezifischen Wärme durch Wägung, zwei Thesen, welche Bunsens Genialität neuerlich unter Beweis stellte.
Von Marburg aus unternahm er eine Reise nach Island um dort die bekannten Schlamm Vulkane und Geyser zu studieren, für deren Entstehen er auf Grund seiner Untersuchungen Erklärungen gab die zwar von Peterson und Lang bekämpft wurden, jedoch von Andreä als glänzend bestätigt wurden.
Bunsen war als starker Raucher bekannt, schriftliche Unterlagen waren im fremd. Peinlich waren ihm auch die zahlreichen Auszeichnungen die er im Laufe seines Lebens erhalten hatte.
Nicht nur Kollegen und Freunde, sondern auch seine Schüler hingen mit Liebe und Verehrung an Bunsen. Auer von Welsbach hätte er möglicherweise als seinen Nachfolger gesehen.
Einer der glanzvollen Gelehrten ist nicht mehr, er der schon zu Lebzeiten zur historischen Berühmtheit geworden war, dessen langes ausgefülltes Leben voll Arbeit, voll Schaffensfreude sowie Anerkennung liegt hinter ihm.
QUELLEN: Pharmazeutische Post, 2. Juni 1908, 27. August 1899,Österreichische Nationalbibliothek ANNO
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