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TRAUNFALL#

Erlebnis
Traunfall

Traunfall Fahrt im Jahr 1926! So geht’s von Mund zu Mund und eine große Menschenschar strömt dem Gmundner Rathausplatz zu, wo jene Zille bereits steht, die eine unternehmungslustige und naturbegeisterte Schar von Kurgästen durch idyllische Landschaften hinabtragen soll zu einem der schönsten Ausflugsorte Gmundens: zum Traunfall.

Halb 10 Uhr! Ein muunteres Bläserduett zeigt die Abfahrt des Schiffes an, dessen Ruder plätschernd ins Wasser greifen; ein frohes Winken und Hüte schwenken – und die frohe Wasserfahrt beginnt. Ein Blumenregen überschüttet unter der Traunbrücke die angenehm überraschten Teilnehmer. Auf dem Roßsteg stauen sich die Zuschauer in Massen, um Zeugen des ergötzlichen Schauspieles zu sein, wenn das schwankende Schifflein die erste Schleuse passiert. Es herrscht ein Getöse, ein Brausen und Donnern, mächtig Wasserschwälle zischen empor, als das Schiff hineinstürzt in die schäumenden Wasser, die zu beiden Seiten der Zille wild aufspritzen und gurgelnd in mächtigen Wellen dahinfließen.

In ruhiger Fahrt bewundern wir nun die Reize der herrlichen Natur am Traunufer und gelangen bei der Marienbrücke in einer großen Schleife zu den ersten Stromschnellen, die uns rauschend und brausend hinabtragen zum großen Wehr bei der Baumwollspinnerei Theresiental. Mächtige Seitenschwälle spritzen zu beiden Seiten des Schiffes empor, rasend sanft die Zille durch die tosend abstürzenden Wasser; doch keine Gefahr ist hier zu befürchten, denn ein erprobter Steuermann, Klausmeister Gaigg, führt mit großer Geschicklichkeit das Schiff in die richtige Bahn.

Am Auge des Beschauers ziehen nun herrliche Bilder, wie sie Mutter Natur hervorbringt, vorüber. Wir fahren durch eine von steilen, dicht bewachsenen Ufern eng eingeschlossene, doch paradiesisch schöne Landschaft, über die am azurblauen Himmel die helle Sonne ihre warmen Strahlen ausgießt.

So passieren wir in interessanter Fahrt eine große Zahl an Wehren und Schleusen, stets bejubelt von groß und klein, die vom Ufer freundlich herüber winken. Manches mal taucht links oder rechts ein munterer Fisch im kristallklaren Wasser auf, Schwalben umflattern das Boot und vom Ufer herüber hört man das feine Zirpen der Grillen, nur zeitweise unterbrochen von dem Gekreische eines erschreckt auffliegenden Vogels. Sonst stiller, trauter Waldfrieden.

Nachdem wir Haubenstockmühle, Raidlmühle und gegenüber eine anscheinend dem Verfall preisgegebene ehemalige Papiermühle, ferner in einer langen Schleuse Reintal und die Bruckmühl hinter uns haben, taucht vor uns die Papierfabrik Schuppler mit ihrem ungeheuren Wehr auf.

„Eine gefahrvolle Schleuse!“ So ertönt der Ruf aus aller Munde, denn vor uns schäumt in meterhohem Bogen ein mächtiger Schwall in der Schleuse auf, den zu durchqueren fast unmöglich scheint. Aber Kapitän Kagerer, der diesen Weg nach eigener Angabe wohl schon einige tausend Male mit Flössen und Zillen befahren hat, lenkt im Verein mit Klausmeister Gaigg mit sicherer Hand in geschickter Art das Boot durch die schäumenden Wogen. Ein kurzes Atemholen. Eine kleine, ängstliche Spannung ein Ruck und hinab stürzt das Schiff in das Getöse der talabwärts reißenden Wassermassen, am Ufer freudigst begrüßt und bejubelt von den vielen Leuten, die zu beiden Seiten der Traun dieses seltene Ereignis beobachten konnten.

„Seeräuber! Piraten!“ Eine neue Abwechslung! Links und rechts vom Boot tauchen sonngebräunte sehnige Burschen im Badekostüm auf, die Fahrteilnehmer durch Kopfsprünge, Tauchen und andere Schwimmkünste ergötzend, bis sie uns beim Wehr der Papierfabrik Steyrermühl, dessen Länge besondere Genugtuung hervorruft, verlassen müssen. Wiederum werden von den Brücken, vom Ufer, sowohl auch vom höchst gelegenen Hügel die Grüße, die das ausgezeichnete Bläserduett durch frohe Weisen in diese stillen Täler sendet, durch Hüte- und Tücher schwenken erwidert.

„Gschröf! Letztes Wehr!“ Zum allgemeinen Bedauern erfahren wir, dass hier die letzte Schleuse am Weg zum Traunfall zu passieren ist. Jetzt gelangen wir in eine buchtenreiche, wildromantische Gegend, zwischen deren abenteuerlich ausgehöhlten Ufergestein sich der Stausee des nahen Siebenbrunn Werkes hinzieht. Einst stürzten hier die Fluten der Traun in wild schäumenden Bogen zum Traunfall hinab. Heute ist alles in einen 6 bis 7 Meter tiefen Stausee verwandelt, der die Kraftquelle für elektrische Energie abgeben muss. Auch hier musste die Natur der Industrie weichen und zum Opfer fallen,

„Siebenbrunn Werk!“ Hier ist unserer wunderschönen Fahrt Ziel erreicht. Nach eineinhalbstündiger, abwechslungsreicher Fahrt landen wir daselbst, um im Vorübergehen das modernst gebaute Kraftwerk Siebenbrunn der Papierfabrik Steyrermühl und schließlich unser Endziel – den einzig schönen Traunfall zu besichtigen.... H.St.

QUELLE: Verschiedene Zeitungen der ÖNB

HINWEIS:

103 Das Welfenschloss

193 Gmunden

267 Heinrich Natter

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/TRAUNFALL


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