Kulturpolitik: Erste Klarheiten#
(Ohne Begriffe keine Debatte)#
Von Martin Krusche#
In der Semantik geht es um die Beziehung zwischen Begriffen und zwischen dem, was die Begriffe bezeichnen. Was ist denn etwa das „Tischhafte“ am Wort Tisch? Nichts! Der Begriff ist eine Konvention, die auch ganz anders lauten könnte. Wenn wir also keine Klarheit über die Begriffe haben, wissen wir nicht, wovon wir reden.
Intentionen, Handlungsweisen, Ziele. Es kann im Kulturbereich sehr verwirrend sein, wenn man all das vom Verhalten eines Menschen ablesen möchte. Wovon reden wir denn überhaupt, wenn Kulturpolitik zur Debatte steht? Ich erinnere mich an einen verärgerten Bürgermeister, der mir grollte, weil ich festgestellt hatte, daß sein Kulturreferent während all der Jahre im Amt keinerlei Interesse an Kulturpolitik gezeigt habe.
Das sei eine Unverfrorenheit, mußte ich mir sagen lassen. Ich mochte es zurechtrücken: Niemand bestreitet das Engagement des Mannes in Sachen Kulturmanagement. Es ist ja laufend etwas realisiert worden. Der Ort hat über Jahre ein lebhaftes Kulturprogramm gehabt, das mit Publikumszuspruch honoriert wurde.
Aber nie habe ich auch nur von einem einzigen Blatt Papier gehört, auf dem ein kulturpolitisches Konzept skizziert gewesen wäre. Es gab ein gelungenes Kulturprogramm, also hat das Kulturmanagement geklappt, was man bei einem stattlichen Kulturbudget freilich auch erwarten durfte. Aber ich kann mich an keine Arbeitsebene oder Arbeitsserie erinnern, die als kulturpolitische Anstrengung der Zukunftsfähigkeit des Gemeinwesens gewidmet gewesen wäre.
Nichts Konzeptionelles, das die eine Seite (Staatskunst) mit der anderen Seite (Zivilgesellschaft) allenfalls debattiert hätte. Geheimdiplomatie? Nein, das wäre in einer Res publica nicht zulässig. Kulturpolitik gehört in den öffentlichen Diskurs. (Sie ahnen, der Bürgermeister und ich haben uns bald anderen Themen zugewandt.)
Antwortvielfalt#
Ich halte gerne zugute, daß in der Kulturpolitik, wie auch in anderen Ressorts, Antwortvielfalt zwingend Platz haben muß. Weshalb? Weil das hier nicht Nordkorea ist, wo alle gesellschaftlichen Anstrengungen einem singulären Paket von Zielen gewidmet sind.In der Steiermark koexistieren höchst unterschiedliche Interessensgruppen, die ganz verschiedene Modi und Konzepte für den Ausdruck adäquater Politik halten. Also muß es verschiedene Grundsätze und Verfahrensweisen geben, unter denen der von mir bevorzugte Modus womöglich keinen Vorrang hat.
Mehr noch, es hat sich die letzten Jahre deutlich gezeigt, daß meine kulturpolitischen Präferenzen nicht einmal in der sogenannten „Initativenszene“ höhere Priorität genießen. Es erscheint mir also angebracht, hier – in dieser Diskursleiste - meine Position und einige meiner Schwerpunkte zu erläutern, damit meine Argumente entsprechend zugeordnet werden können.
Außerdem erwarte ich, daß es in dieser neuen Kulturpolitik-Leiste im Austria-Forum auch Beiträge geben wird, die meinen Ansichten gründlich entgegenstehen. Wie erwähnt: Antwortvielfalt! Und bei all dem der Wappenspruch: „Nennen Sie Ihre Gründe!“
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