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Standortsuche und Gründer#

Etwa zu dem Zeitpunkt Ende der achtziger Jahre, als die Franziskanerinnen den Altersheimplan für Schloss Dagstuhl aufgegeben hatten, suchte eine Suchkommission der Gesellschaft für Informatik (GI) einen Standort für ein Begegnungszentrum für Informatik.

Dann kam, wie häufig in dieser Geschichte, der Zufall ins Spiel. Der Vorsitzende der Kommission, GI-Präsident und Informatik-Forschungschef bei Siemens Heinz Schwärtzel, stammte aus dem nördlichen Saarland. Er erfuhr von seiner Mutter, dass Schloss Dagstuhl zu Verkauf stand.

Die damalige Landesregierung unter Oskar Lafontaine war in Aufbruchsstimmung, und Informatik spielte in ihren Plänen für die Zukunft des Saarlandes eine wichtige Rolle. An der immer unterfinanzierten Universität des Saarlandes hatte sich eine kleine, aber starke Informatik entwickelt. Das führte dazu, dass das erste Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken angesiedelt wurde. Etwa zur gleichen Zeit gründeten Rheinland-Pfalz und das Saarland unter die Mithilfe eines Bundeskanzlers aus der Pfalz das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Ein Informatik-Begegnungszentrum im nördlichen Saarland wurde als eine willkommene Abrundung betrachtet.

Es half, dass der Standort im Wahlkreis des Finanzministers Hans Kaspar lag. Dieser Wahlkreis wiederum grenzte an den Wahlkreis des damaligen rheinland-pfälzischen Finanzministers und späteren Ministerpräsidenten Carl-Ludwig Wagner. Da konnte man gemeinsame Gründungspläne leicht bei einer Tasse Kaffee im Hochwald besprechen.

Es gelang, Rheinland-Pfalz als Mitgründer und Träger zu gewinnen. Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine überzeugte auch seinen baden-württembergischen Kollegen Lothar Späth, bei der Gründung und Förderung mit zu machen. Die drei Bundesländer bestimmten neben dem Mehrheitsgesellschafter Gesellschaft für Informatik die folgenden Universitäten als Gesellschafter der zu gründenden GmbH, die Universität des Saarlandes und die Universitäten in Kaiserslautern und Karlsruhe.

Dagstuhel
Dagstuhl aus der Luft 2015. Foto: Presse Dagstuhl
Leider wechselte in Baden-Württemberg die Regierung, und ein neuer Finanzminister, dem der Fußball stärker am Herzen lag als die Wissenschaft, strich den Haushaltsposten, Kofinanzierung des Internationalen Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik in Schloss Dagstuhl, aus dem Haushaltsentwurf. Das Saarland übernahm den für Baden-Württemberg vorgesehenen Anteil an der Förderung.

Die saarländische Landesregierung bot also der GI Schloss Dagstuhl als Sitz des Informatikzentrums an.

Die Suchkommission besichtigte Schloss Dagstuhl und einige weitere Objekte in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und empfahl Schloss Dagstuhl als Sitz des Zentrums.

Der Wissenschaftsrat schloss sich dieser Empfehlung an.

An dieser Stelle muss man sich vorstellen, was passiert wäre, wenn die Verhandlungen nur ein halbes Jahr später, also im Jahr 1990 stattgefunden hätten. Sicher hätte man ein hochinteressantes historisches Gemäuer in einem der fünf Beitrittsländer gefunden.

Unter dem Gesichtspunkt der regionalen Förderung wäre das Zentrum sicher dort gelandet.

Die Gründungsphase verlief also in einem sehr engen Zeitfenster!

Nach der Empfehlung von Schloss Dagstuhl als einem Oberwolfach für Informatik kaufte das Saarland 1989 das Schloss und Grundstücke in seiner unmittelbaren Umgebung.

Schlosskapelle
Schloss Kapelle. Foto: Presse Dagstuhl
Die Verhandlungen mit den Franziskanerinnen führte die graue Eminenz des Finanzministers, ein Mann mit einer erstaunlichen Folge von zivilen, kriminellen und politischen Karrieren.

Als er zur entscheidenden Verhandlung in Dagstuhl vorfuhr, lagen die Nonnen schon gespannt hinter den Gardinen.

Sie waren tief gerührt, dass er erst in der Kapelle verschwand, um, wie sie vermuteten, für den Erfolg der Verhandlungen zu beten.

Tatsächlich fand er nichts dabei, in der spätbarocken Umgebung der Kapelle eine Zigarette zu rauchen.


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