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Notiz 012: In den Satz#

von Martin Krusche

Die typische Situation: immer fällt einem noch was ein oder auf. Dabei hat sich der Layouter schon alles zurechtgelegt, um Richtung Druckvorstufe aufzubrechen. Freilich mag ich das Wort: Druckvorstufe. Ich komme noch aus einer Zeit, da gingen die Unterlagen „in den Satz“.

Na klar! Seltene Dokumene lösen Begehrlichkeiten aus, die den Lauf der Dinge beeinflussen. (Foto: Martin Krusche)
Na klar! Seltene Dokumene lösen Begehrlichkeiten aus, die den Lauf der Dinge beeinflussen. (Foto: Martin Krusche)

Von Bildern wurden Repros angefertigt. Das mußte dann alles auf Standbögen montiert werden. Davon wurden dann mit der Reprokamera die Folien für den Offset-Druck belichtet. Ich habe aus Sentimentalität heute noch eine alte Tube Monatekleber.

Der bindet nicht sofort ab, weshalb man die Papierstücke auf dem Millimeterpapier noch kurz bewegen kann, bevor sie festklebten. Und das Leuchtpult, auf dem diese Arbeit erledigt wurde, verstaubt unter der Treppe.

Als junger Kerl habe ich in Hamburger Zeitungsredaktionen noch erlebt, wie der Layouter in die Stube kam, um den Satz zu zeichnen. In Vorzimmern einer merkwürdigen Hölle saßen Setzer an den ratternden Linotypes und hauten in die Tasten, während neben ihnen Bleibarren verkocht wurden. Das ist alles längst Geschichte. (Ich vermute, daß sogar der Begriff Desktop Publishing schon veraltet ist.)

Das Haflinger-Buch sollte also bald greifbar sein. Aktuell hat Franz Straka aus dem Antiquariat der Buchhandlung Stöhr noch ein paar Unterlagen gebracht, die den AP 600 betreffen, also die Flachnase. An diesem Vorserienmodell kann ich natürlich nicht vorbei. In Parlamentsprotokollen aus den 1960er Jahren hatte ich entdeckt, daß Exemplare davon noch beim Bundesheer im Dienst gewesen waren.

Der AP 600 war ein Prototyp, von dem uns kein erhaltenes Original bekannt ist. (Foto: Martin Krusche)
Der AP 600 war ein Prototyp, von dem uns kein erhaltenes Original bekannt ist. (Foto: Martin Krusche)

Was einen erfreut, stört also den Ablauf. Dabei ist die Drucklegung stets so eine harte Schwelle. Publikationen im Web kann man stets noch revidieren, bei Büchern geht das eben nicht. Dazu kommt bei mir ein individueller Effekt.

Wenn die ersten Seiten im Buchlayout daherkommen, beruhigt sich die Lage langsam. (Foto: Martin Krusche)
Wenn die ersten Seiten im Buchlayout daherkommen, beruhigt sich die Lage langsam. (Foto: Martin Krusche)

Ich bin im Kunstbetrieb zuhause, wo mir ein wiederkehrendes Phänomen im Nacken sitzt. Sobald ich vor Publikum stehe, ist alles gut, ganz egal, ob das nun fünf oder fünfhundert Menschen sind.

Ich bereite mich vor, das läuft. Aber wenige Stunden, bevor die Session beginnt, würde ich am liebsten alles absagen oder gar nicht hingehen. Ich kann die Zeit davor überhaupt nicht leiden.

Mit Büchern geht es mir so ähnlich. Ich mag sie am allerwenigsten bei Redaktionsschluß. Allerdings empfinde ich es als große Erleichterung, wenn die die ersten Seiten im Layout daherkommen. Werner Prokop kurbelt gerade am Lauf der Dinge. Das wird jetzt sehr spannend…


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