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Notiz 040: Ein bedeutender Vorbote der Allrad-Szene#

von Martin Krusche

Den Titel muß ich gleich präzisieren: Ein bedeutender Vorbote der Allrad-Szene ohne Allradantrieb. Will man verstehen, wie knifflig effizienter 4WD ist, staunt man noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Etwa daß etwa ein großer Konstrukteur wie Sir Alec Issigonis einem Mini Moke, der dem britischen Militär angeboten wurde, einfach zwei Motoren einbauen ließ, einen vorne, einen hinten. (Die Offiziere lehnten dankend ab.) Und wenn man die Sahara-Ente von Citroen mit ihren zwei Motoren sieht, ist man geradezu gerührt.

Ein Unikat: der modifizierte Steyr 100 von Max Reisch. (Foto: Martin Krusche)
Ein Unikat: der modifizierte Steyr 100 von Max Reisch. (Foto: Martin Krusche)

Im Juli 2015 war ich auf dem Weg in das obersteirische Judenburg. Dort besteht ein Puchmuseum, das damals eine Sonderschau mit Originalfahrzeugen des Weltreisenden Max Reisch zeigte. Es gibt verschiedene Gründe sich daran zu erinnern. Wir feiern heuer den Sechziger des Puch Haflinger und den Vierziger des Puch G.

Das sind für ihre jeweilige Zeit derart leistungsfähige Offroad-Fahrzeuge, daß man sich heute nicht mehr vorstellen kann, wie unendlich mühsam, auch gefährlich, frühe Reisen per Automobil waren. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mußte man überaus zäh und belastbar sein. Eine Ära, da es noch keine adäquaten Straßennetze gab, keine umfassende Infrastruktur, alles, was uns heute selbstverständlich erscheint,

Es lohnt sich, den legendären Reisebericht von Claernore Stinnes zu lesen, die mit einem Adler-Wagen die erste Fernreise der Geschichte absolviert hat. Und es gibt selbstverständlich ausführliche Berichte von Max Reisch. So finden Sie den „Asien-Steyr“, wie er in Judenburg zu sehen war, im Buch „Im Auto um die Erde“ (Pionierfahrt durch Burma, Thailand, Laos, Vietnam und China).

Diese Miniatur in 1:43 ist eben erschinen; allerdings ohne jede Rücksprache mit Peter Reisch, dem Sohn des Weltreisenden. Und Tirol steht Kopf, wenn man die Flagge beachtet. (Foto: Martin Krusche)
Diese Miniatur in 1:43 ist eben erschinen; allerdings ohne jede Rücksprache mit Peter Reisch, dem Sohn des Weltreisenden. Und Tirol steht Kopf, wenn man die Flagge beachtet. (Foto: Martin Krusche)

Dieses Fahrzeug ist übrigens gerade als Modell im Maßstab 1:43 auf den Markt gekommen. Eine erstaunlich fein gemachte Miniatur, die sogar eine extrem filigrane Kühlerfigur hat. Dieses Sammelstück in limitierter Auflage von 333 Exemplaren hat allerdings einen bitteren Beigeschmack erhalten. Peter Reisch, der Sohn des Weltreisenden, wußte von diesem Projekt nichts. Niemand hatte sich mit ihm darüber verständigt. Das Original, ein Unikat, befindet sich im Besitz der Familie. Der Umbau war wohl nach Angaben von Max Reisch vorgenommen worden.

So bliebe zu klären, ob es sich in der konkreten Ausführung dieses Fahrzeuges um geistiges Eigentum handelt, ob hier also von rechtswidriger Werknutzung zu sprechen wäre. Aber egal, wie in diesem Fall die Rechtslage ist, auf der Ebene eines respektvollen Umgangs innerhalb der Schrauber- und Sammlerszene hat es was Skandalöses, daß man sich über die Familie Reisch auf diese Art hinwegsetzt und ihre Familiengeschichte bewirtschaftet.

Peter Reisch konnte mir auf Rückfrage keine Auskunft geben, wer dieses Projekt mit den nötigen Unterlagen versorgt hat, woher diese Unterlagen kommen und mit wem diese Werknutzung vereinbart wurde. Er weiß es bis zum heutigen Tag nicht.