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Notiz 091: Fritz Ehn, zum Gedenken#

von Martin Krusche

Fritz Ehn hat uns verlassen. Als ich ihn das erste Mal traf, rückte er sich eben die Hosenträger zurecht, steckte in schwerer Montur. Vor der Tür stand eine Gold Wing. In unserer Plauderei ging es unter anderem darum, wie die Treibstoffe der Gegenwart die alten Vergaser ruinieren und was synthetische Schmierstoffe mit den Motoren der Klassiker machen.

Fritz Ehn (rechts) und der Motorsportler Johann Krammer im Juni 2018. (Foto: Martin Krusche)
Fritz Ehn (rechts) und der Motorsportler Johann Krammer im Juni 2018. (Foto: Martin Krusche)

Ich erinnere mich noch, wie getroffen er war, als 2014 seine Frau Monika, die er Mim nannte, gegangen ist. Die 52 Jahre Ehe sind eine Dimension, von der ich keine Ahnung hab. In den Anfängen: ein alter VW, ein selbst gebauter Anhänger. Die ewige Reise von Eisentandler zu Eisentandler, um Teile zu bergen, Fahrzeuge zu retten.

Ehn: „Und unter unserem Ehebett, da konnte es schon vorkommen, dass aus Platzmangel neu verchromten und polierten Motorradteile lagerten. Und in Wien im 13. Bezirk war es durchaus unüblich, den gepflegten Vorgarten mit alten Kraxn vollzustellen.“

Im Juni 1980 gründete Ehn sein „Erstes Österr. Motorradmuseum“. Hinter all dem Sichtbaren lagen zahllose Aktivitäten, ein permanentes Engagement. Ursprünglich hatte Ehn die HTL absolviert, Maschinenbau mit qualifiziertem Abschluß, Hochschule für Welthandel, Berufspädagogische Akademie, schließlich die Lehramtsprüfung mit Auszeichnung.

Nachdem er für die historische Steyr-Daimler-Puch AG in Sachen Öffentlichkeitsarbeit tätig gewesen war, viele der wesentlichen Akteure des Nachkriegsgeschehens persönlich gut kannte, verband sich all das zu einem Fachwissen, das ursprünglich in zwei Standardwerke zum Thema Puch mündete.

Ich nehme an, daß praktisch alle langgedienten Puch-Fans seine beiden Bücher im Regal haben, eines über die Motorräder und eines über die Autos von Puch. Das waren wichtige Nachschlagwerke in Zeiten, während derer es kaum andere Publikationen zum Thema Puch gegeben hat.

In den letzten Jahren ging Ehn noch einmal zur Sache und es entstanden neue Versionen dieser Bücher, größer und detailreicher als je zuvor: „Das PUCH-Automobil-Buch“ und „Das neue PUCH-Buch, Die Zweiräder von 1890–1987“.

Ich hatte Ehn als genau jenen Typ gekannt, der unter Handwerkern einen so wichtigen Teil begründet, bei dem gilt: Man sagt nur, was man kann und man kann das, was man sagt. Er wußte von Dingen zu erzählen, die teils noch nirgends vermerkt wurden. Ehn war Akteur und Repräsentant eines Stücks unserer Nachkriegsgeschichte, da die Volksmotorisierung stattfand und die Zweite in die Dritte Industrielle Revolution überging. Er hat den Auftakt der Vierten Industriellen Revolution noch miterlebt.

Seine Hände waren noch von dieser alten Welt geprägt, in der sich nun völlig neue Maschinentypen breitmachen, computergesteuerte Anlagen, selbstlernende Systeme. Sein Denken und seine Handfertigkeit waren Elemente einer Kultur des aktiven und sachkundigen Menschen, von der wir augenblicklich nicht wissen, was davon wir in den gegenwärtigen Umbrüchen dringend erhalten sollten.


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