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Item: Die Wunderkammer#

(Eine Ansammlung)

von Martin Krusche

Der Hammer ist ein Werkzeug, aber kein Apparat, kein Gerät. Dazu müßte er etwas komplexer aufgebaut sein. Der Apparat ist keine Maschine, denn er funktioniert ohne Antriebssystem. Im Gegensatz zum Hammer wäre die Zange wohl schon ein Apparat, dagegen zum Beispiel eine Bergeschere, mit der Feuerwehrleute Unfallopfer aus deformierten Fahrzeugen befreien, definitiv eine Maschine.

Künstler Martin Krusche in einem komplexen Maschinchen (Chevrolet Corvette) - (Foto: Roman Hold)
Künstler Martin Krusche in einem komplexen Maschinchen (Chevrolet Corvette) - (Foto: Roman Hold)

All das hat mich kurz beschäftigt, da ich für unser Projekt „Mensch und Maschine“ eine erste kleine Sammlung konzipiert hab. Dabei hatte ich wesentlich unseren Alltag im Sinn und mir gefiel die Idee, daß sich möglichst banal bestimmte Gegenstände ansammeln ließen, um sie durch persönlich gehaltene Geschichten aufzuwerten.

Als Angelpunkt brauche ich dafür einen möglichst nüchtern Begriff: Gebrauchsgegenstand. Sozusagen Amtsdeutsch. Quasi der Arbeitssklave unserer Sprachmöglichkeiten. Das schmucklose Konzept, von der Ambition befeuert, möglichst nicht mißverstanden zu werden. Unser linguistischer Eindeutigkeits-Athlet.

Ich las an irgendeiner unerheblichen Stelle zwischen abertausenden Dokumenten: Der Begriff "Gebrauchsgegenstand" besteht in dieser umfassenden Form im EU-Recht nicht. Das nenne ich amtlich! Ich liebe solche Kontraste, weil ich quasi poesiesüchtig bin. Deshalb auch diese erste Praxis-Leiste einer kollektiven Kollektionstätigkeit im Internet, geeignet, gelegentlich in den Raum der realen sozialen Begegnungen verzweigt zu werden.

Das alles korrespondiert mit unserer Dreiecks-Geschichte, einer kulturellen Kooperation dreier oststeirischer Dörfer, die nun über eine Zusammenarbeit mit dem Kuratorium für triviale Mythen (Kunst Ost) eine Verbindung zum Projekt „Mensch und Maschine“ haben.

Da wie dort werden derzeit Fragen gestellt, was man sich unter Volkskultur vorstellen dürfe. Dieses Genre, wie auch immer es beschaffen sein mag, suchen wir momentan innerhalb eines Kräftspieles zwischen Populärkultur und Pop Art, zwischen Alltagskultur und Gegenwartskunst, zwischen valorisierten und trivialisierten Gegenständen.

Deshalb ist dieses Teilprojekt „Item“ auch mit dem 2017er Kunstsymposion verknüpft, das dem Thema „Artist Is Obsolete“ gewidmet wurde. Was ist Kunst? Wann ist Kunst? Wir haben stets neuen Klärungsbedarf.

Falls Ihnen bis hierher noch nicht der Geduldsfaden gerissen ist, versuche ich nun, ein wenig auf den Punkt zu kommen. Hier blättere ich auf, was es mir einbringt, Menschen in meiner Umgebung auf diese Idee angesprochen zu haben: Suchen Sie doch bitte einen möglichst banalen/trivialen Gegenstand aus der Summe ihrer Gebrauchsgegenstände, gegenwärtig oder vergangen, und erzählen Sie dazu die Geschichte, welche Ihnen dazu einfällt.

Schauen wir, wohin uns solches Erinnern, Zusammentragen, Sammeln bringen kann. Lassen Sie uns neugierig sein, was dabei sichtbar wird. Ich habe dieses Motiv menschlicher Gemeinschaft sehr gerne: Wir erzählen einander die Welt. So möge eine kleine Wunderkammer entstehen, deren Dimensionen nicht absehbar sind.


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