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Notiz 019: Bewegtes Kulturgut#

(Ein Ort für Mythos Puch 2020)#

von Martin Krusche

Bevor ich mit der Serie „Mythos Puch“ begann, habe ich im Jahr 2013 „Die Erfindung des Mopeds“ thematisiert. Eigentlich ist das ja eine juristische Konstruktion, technisch von dem abgeleitet, was es längst gab; sogenannte Leichtmotorräder. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg führten neue Gesetze dazu, daß man einen bestimmten Kraftfahrzeugtyp, ein motorisiertes Zweirad, ohne Führerschein fahren durfte. Puch wurde mit seinem Sortiment sehr schnell österreichischer Marktführer.

Josef Laller in einem Puch-lastigen Winkel seines Betriebes. (Foto: Martin Krusche)
Josef Laller in einem Puch-lastigen Winkel seines Betriebes. (Foto: Martin Krusche)

Obwohl die Zweirad-Sektion von Puch in den 1980er Jahren nach Italien verkauft wurde, hat die Marke immer noch einen guten Klang und vor allem Puch Maxis finden sich heute nach wie vor im Alltagsgebrauch.

Als ich das damals zu zeigen begann, stellte mir Josef Laller einige alte Originalfahrzeuge zur Verfügung. Wie blieben im Kontakt. Er hängt an Puch, fährt einen piekfeinen Ovali, den er weit komfortabler findet als sein 500er Puch-Schammerl. In seiner kleinen Kollektion stehen alte Fahrräder und Mopeds.

In einem Schuppen wartet ein Steyr Diesel 380 darauf, wieder Plakette und Nummerntafel zu bekommen. Dieser Lastwagen ist so robust gebaut, das ihm selbst Jahrzehnte der Stehzeit relativ wenig anhaben konnten.

Der aktuelle Standort an der alten Ungarnstraße zwischen Graz und Budapest. (Foto: Martin Krusche)
Der aktuelle Standort an der alten Ungarnstraße zwischen Graz und Budapest. (Foto: Martin Krusche)

Inzwischen hat Laller seinen Betrieb an eine alte Handelsroute, in einen vormaligen Gasthof verlegt.

Der Ort Gnies befindet sich zwischen Sinabelkirchen und Ilz an der legendären Ungarnstraße. Dort konnten Waren ursprünglich nur von Reitern transportiert werden, was keine großen Güter zuließ. (Mit denen mußte man auf Flüssen bleiben.)

Eine Verbesserung der Straße wurde anläßlich der Einrichtung von Poststationen angegangen. Das liegt Jahrhunderte zurück. Gleisdorf hatte so eine Station, in Ilz war die nächste. Josef Laller ist also im Rahmen unserer Mobilitätsgeschichte trefflich angesiedelt. Ich war vergnügt, auf diesem Anwesen unter anderem einen Wagen zu entdecken, den ich aufgrund seiner Bauart und Vollgummireifen der Zeit rund um 1914 zugeordnet hab. Laller bestätigte, der Brocken stamme etwa aus dem Ersten Weltkrieg.

Alte Technik verlangt Fertigkeiten, die wir zunehmend verlieren: VW Typ 1 aus den 1950ern. (Foto: Martin Krusche)
Alte Technik verlangt Fertigkeiten, die wir zunehmend verlieren: VW Typ 1 aus den 1950ern. (Foto: Martin Krusche)
Die Stangl-Puch, ein enormer Erfolg aus Graz, wurde in vielen Variationen gebaut: Puch MS 50. (Foto: Martin Krusche)
Die Stangl-Puch, ein enormer Erfolg aus Graz, wurde in vielen Variationen gebaut: Puch MS 50. (Foto: Martin Krusche)

Damit ist anschaulich, wie Fahrzeuge bereift wurden, bevor sich die Pneumatiks weitreichend durchgesetzt hatten. (Genannt Pneus, also Luftreifen.) Auch das paßt gut ins Bild. Ein weiterer Mosaikstein.

Schließlich das große Bildnis des Christophorus („Christusträger“) an der Hausfront.

Schutzheiliger der Fuhrleute, der Reisenden, aber auch der Schiffer und Fährleute, sogar der Bergleute, Zimmerleute, Schatzgräber, Obsthändler und Athleten, womit noch nicht alle genannt sind, die ihn anrufen können. Christophorus hat demnach ein ziemlich großes Ressort.

Unser Themen-Auftakt im September 2013. (Foto: Martin Krusche)
Unser Themen-Auftakt im September 2013. (Foto: Martin Krusche)

Daraus darf nebenher geschlossen werden, daß Lallers Betriebstätte, einstmals der Gasthof Weitzer, von Reisenden und Berufskraftfahrern frequentiert wurde, die man bewußt willkommen hieß. Das ist demnach ein überaus passender Ort für eine Veranstaltung unter dem Motto „Mythos Puch“. (Eine Veranstaltung im Rahmen der österreichweiten Oldtimer-Tage.)