Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Kometen brachten Edelgase zur Erde#

Woher stammt das Leben? Bisher ist bekannt, dass Kometen immerhin ein Fünftel der Edelgase und etwa ein Prozent des Wassers brachten.#


Von der Wiener Zeitung (Dienstag, 6. Juni 2017) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.


Komet 'Tschuri'
Brocken aus dem All: "Tschuri" hat der Welt wichtige Rohstoffe gebracht.
© dpa/apa/esa

Bern. (sda/est) Welche Rolle haben Kometen für die Entstehung des Lebens auf der Erde gespielt? Dieser Frage ging die europäische Rosetta-Mission nach, als sie in einer historischen Mission 2014 bis 2016 den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko umkreiste. Nun berichten Berner Forschende, dass Kometen wie "Tschuri" unter anderem einen Teil der Edelgase auf die Erde gebracht haben.

Die Zusammensetzung des Edelgases Xenon in der Erdatmosphäre unterscheidet sich zum Teil von den Edelgasen bei anderen Himmelskörpern des Sonnensystems - etwa in der Marsatmosphäre, im Sonnenwind, in Meteoriten oder Asteroiden. Woher dieser abweichende Teil kommt, war bisher ein Rätsel. Mit Hilfe von Daten, die das Berner Messinstrument Rosina an Bord der Rosetta-Sonde sammelte und zur Erde funkte, wurde dieses Geheimnis nun ein Stück weit gelüftet. Demnach haben Kometen wie "Tschuri" rund ein Fünftel (22 Prozent) des Xenon in der Erdatmosphäre beigetragen, berichten die Forscher im Fachblatt "Science". "Wenn man die Xenon-Zusammensetzung des Kometen und jene der Objekte des inneren Sonnensystems im Verhältnis vier zu eins mischt, stimmt das sehr gut mit dem Xenon in der Erdatmosphäre überein", betont Martin Rubin von der Uni Bern.

Xenon existiert in mehreren, verschieden "schweren" Versionen, Isotope genannt. Die Mischung der Xenon-Isotope konnte Rosina in den Ausdünstungen des Kometen "erschnüffeln", als die Rosetta-Sonde im Mai 2016 Abstand von nur sieben bis zehn Kilometern zum Kometen kreiste.

Zuvor hatte das Team um Projektleiterin Kathrin Altwegg berichtet, dass sich die Zusammensetzung des Wassers auf "Tschuri" von jener des irdischen Wassers deutlich unterscheidet. Kometen scheinen daher keinen wesentlichen Beitrag zum Wasser auf der Erde geleistet zu haben. "Die Frage ist darum: Haben Kometen überhaupt eine Rolle gespielt für die Erde?", sagt Altwegg. "Und in diesem Zusammenhang: Wie ist es mit der Theorie, dass Kometen die Entwicklung von Leben auf unserem Planeten gestartet haben?"

Mit den neuen Ergebnissen lasse sich immerhin sagen, wie viel der Edelgase von Kometen kommen. Daraus lasse sich wiederum folgern, wie viel Material überhaupt von Kometen geliefert wurde. So konnten die Forschenden auch abschätzen, dass etwa ein Prozent des Wassers der Ozeane von Kometen stammt.

Interessant dürften auch weitere Analysen der Rosina-Daten über organische Verbindungen im Kometen werden. "Wenn wir etwa Kohlenwasserstoffe und die einfachste Aminosäure Glyzin inventarisieren, können wir auch bestimmen, wie viel dieser Zutaten für die Entstehung von Leben auf der Erde von Kometen stammten", erklärt Rubin.

In einer weiteren Publikation im Fachblatt "Astronomy and Astrophysics" stellte das Team um Rubin zudem fest, dass sich auch die Zusammensetzung der Silizium-Isotope in "Tschuri" von jenen in der Sonne oder in Meteoriten unterscheidet. Daraus lasse sich schließen, dass das frühe Sonnensystem - eine Scheibe aus Gas und Staub, aus der sich die Objekte unseres Sonnensystems formten - "sehr heterogen war", erklärt Rubin. Objekte, die sich im äußeren Bereich der Scheibe bildeten - also Kometen -, unterscheiden sich in ihrer chemischen Signatur von jenen im Zentrum. "Bisher nahm man an, dass das Material in der Staub-Gas-Scheibe, das aus verschiedenen Sternenexplosionen stammt, viel besser durchmischt war, so der Forscher. Modelle über die Entstehung von Sonnensystemen müssten angepasst werden.

"Zum einen kann man es so sehen, dass es ein Glücksfall war, dass auf der Erde gerade die richtige Mischung für die Entstehung von Leben zusammengekommen ist", sagt Rubin: "Andererseits können die notwendigen Zutaten durch Kometeneinschläge auch auf anderen Planeten landen." Die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Glücksfall erscheint somit wieder ein Stück weit größer.

Wiener Zeitung, Dienstag, 6. Juni 2017


Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten