Abschied von einer politischen Institution#
Helmut Schmidt 1918 - 2015#
Der deutsche Altbundeskanzler soll in einem Staatsakt beigesetzt werden.#
Von der Wiener Zeitung (Mittwoch, 11. November 2015) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Von
WZ Online, APA/dpa/AP/sda
Hamburg. Er galt weltweit als Inbegriff eines Staatsmannes, und seinem Rang entsprechend wird sein Tod weltweit betrauert. In Deutschland wurden Kondolenzbücher für den verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt aufgelegt. Nach einem Bericht der Zeitung "Die Welt" soll der SPD-Politiker in zwei bis drei Wochen bei einem Staatsakt in Hamburg gewürdigt werden.
Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trugen sich am Mittwoch in ein Kondolenzbuch für den verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) ein. "In tiefer Trauer und Respekt vor einem großen Staatsmann", schrieb Merkel in das im Berliner Kanzleramt vor einem Ölbild des Altkanzlers ausgelegte Kondolenzbuch. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) schrieb dort ebenfalls eine kurze Würdigung für Schmidt.
Auch im Hamburger Rathaus liegt ein Kondolenzbuch für den Altkanzler aus. Die Stadt Hamburg richtete außerdem ein Online-Kondolenzbuch ein.
Prägende Persönlichkeit
Schmidt starb am Dienstag zu Hause in Hamburg mit 96 Jahren im Kreis seiner Familie. Führende deutsche und europäische Politiker würdigten den Sozialdemokraten als eine der prägendsten Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte. "In seinen öffentlichen Ämtern, ganz besonders als Bundeskanzler, hat Helmut Schmidt Großes geleistet", schrieb Gauck an Schmidts Tochter Susanne Kennedy-Schmidt. Merkel nannte Schmidt, der zwischen 1974 und 1982 regiert hatte, eine "politische Institution der Bundesrepublik".
Absage an "Small is beautiful"
Präsident Heinz Fischer betonte in einer Aussendung am Dienstag: "Seine Stimme hatte im In- und Ausland Gewicht, ein großer Staatsmann ist von uns gegangen." Schmidt sei "in schweren Stunden entscheidungsfreudig" gewesen, so Fischer, "und seine Handlungen waren von großem Verantwortungsbewusstsein und moralischen Kategorien geprägt." Laut Altbundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) war Schmidt ein "überaus moderner Politiker", der der Ansicht gewesen sei, dass "dieser kleine Kontinent Europa" nicht ohne großes internationales Interesse und ohne internationale Verbindungen zurande komme. Der deutsche SPD-Politiker habe damit "dieser Kleinstaaterei, dieser Nationalstaaterei, diesem unsinnigen 'small is beautiful'" eine Absage erteilt, wie Vranitzky in der ZiB-24 vom Dienstag erklärte.
"Er ist sehr, sehr friedlich gestorben", sagte Schmidts Leibarzt Prof. Heiner. Der Altkanzler war Anfang September in Hamburg wegen eines Blutgerinnsels am Bein operiert worden. Nach gut zwei Wochen verließ er auf eigenen Wunsch das Krankenhaus und kehrte in sein Haus in Hamburg-Langenhorn zurück, wo er rund um die Uhr betreut wurde. In den vergangenen Tagen hatte sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert.
USA würdigen deutschen Altbundeskanzler
Auch die USA würdigten den verstorbenen deutschen Altbundeskanzler. Schmidts prinzipientreue Herangehensweise bei der Förderung der Entspannungspolitik habe ihm breite Bewunderung eingebracht, teilte das Weiße Haus am Dienstagabend mit. Zugleich habe sich Schmidt standhaft gegen Aggression und Verletzungen der fundamentalen Freiheiten und Menschenrechte gewandt. US-Außenminister John Kerry sagte, Schmidt habe die deutsche Bundesrepublik "durch einige ihrer entscheidenden Jahre" geführt. Der Ex-Bundeskanzler habe zudem dabei geholfen, "Deutschland in eine selbstbewusste politische und wirtschaftliche Macht im Herzen Europas zu verwandeln."