Was sind die wichtigsten Erfindungen der Menschheit?#
Hubert Weitensfelder
Wo Technik und ihre Auswirkungen zur Sprache kommen, zählt diese Frage zu den beliebtesten überhaupt; dies belegen auch zahlreiche Erscheinungen auf dem Buchmarkt. Die Liste möglicher „Innovations- Highlights“ ist beträchtlich. Man mag dazu den Buchdruck zählen, der die Verbreitung von Wissen revolutionierte, oder die Dampfmaschine, die als „Motor“ der Industrialisierung diente; das Auto, das nicht nur einer enormen Zahl von Menschen eine zuvor ungeahnte Mobilität ermöglicht, sondern in vielerlei Weise unsere Lebenswelt prägt. Nicht zu reden vomComputer, der unwiderruflich Einzug in unseren Alltag gehalten hat – ob wir dies wollen oder nicht.
Wir neigen dazu, den zeitlichen Rahmen für Erfindungen auf wenige Jahrhunderte und ihre geographische Verteilung auf Europa und Nordamerika einzuschränken. Sind nicht jene Erfindungen besonders wichtig, die uns seit sehr langer Zeit begleiten? Zu ihnen zählen die Techniken des Feuermachens ebenso wie die Entwicklung des Rades und die Metallerzeugung. Betrachten wir den Krieg als den „Vater aller Dinge“, so werden wir das gezielte Töten auf Distanz mittels Pfeil und Bogen oder das Schießpulver ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken. Wer die Instrumente der Naturwissenschaften als besonders folgenreich empfindet, mag die optischen Linsen (einschließlich der Brille), das Fernrohr und das Mikroskop nennen. Andere zählen „Geheimtipps“ wie den Steigbügel oder das Segel zu ihren Favoriten.
Bleibt die Frage, was uns eigentlich an Geschichten über Erfindungen so fesselt. Weniges ist uns an vorindustriellen Gesellschaften so fremd wie die Vorstellung, dass ihre Mitglieder nicht systematisch nach Verbesserungen suchten, sondern sich mit demBestehenden zufriedengaben und Neuerungen sogar oftmals erbittert bekämpften. Erfindungen sind in hohem Maß geeignet, Geschichte zu dramatisieren, und entsprechen einem Bedürfnis, in der Entwicklung der Menschheit Qualitätssprünge wahrzunehmen. Sie regen zum Nachdenken über anonym gebliebene Tüftler und ihre Motive an. Nicht zuletzt aber faszinieren die namentlich bekannten Erfinder und Erfinderinnen selbst: In vielen Fällen sind es unangepasste Querdenker oder auch Exzentriker, die zäh für die Realisierung ihrer Ideen kämpfen, belohnt und betrogen werden, triumphieren oder resignieren, den Zufall gegen sich wissen oder ihn für sich nutzen. Und auch wenn diese Geschichten oft nicht ganz wahr sind, so sind sie doch gut erfunden.
Technischer Fortschritt seit der Urgeschichte:
500.000 v. Chr. | Gebrauch des Feuers |
450.000 v. Chr. | Faustkeil |
40.000 v. Chr. | Schiff |
25.000 v. Chr. | Nähnadel aus Knochen |
12.000 v. Chr. | Feuer durch Feuersteine |
8.000 v. Chr. | Ackerbau |
7.000 v. Chr. | Tongefäße |
5.000 v. Chr. | Gewebe |
4.000 v. Chr. | hölzernes Rad |
4.000 v. Chr. | hölzerner Pflug |
3.000 v. Chr. | Bronze |
3.000 v. Chr. | Töpferscheibe |
3.000 v. Chr. | Segelschiff |
Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch: