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Die Wildbacherrebe und der „Schilcher“#

Von

Franz Greif, Wien


Alt, aber wirklich gut!#

Die „Blaue Wildbacher-Rebe“ ist ein „Heunisch-Sämling“, entstanden aus der bis vor 150 Jahren in Mitteleuropa am weitesten verbreiteten Weißweinrebe „Heunisch“ und einer weiteren unbekannten Rebe; sie ist nahe verwandt mit Blaufränkisch. Weine daraus gibt es schon seit 400 v.u.Z., der aus ihr gekelterte Schilcher-Wein zählt zu den ältesten Weinen überhaupt in Mitteleuropa. Das Gewächs ist eine anerkannte Qualitätsrebe, bei uns hauptsächlich in der Weststeiermark an den Osthängen der Koralpe verbreitet. In der Steiermark liegt diese Sorte mit 14% von 4.000 ha Rebfläche insgesamt nicht weit hinter dem Welschriesling an 2. Stelle, der 20% erreicht. Vor allem im Raum Deutschlandsberg wachsen auf fast 90% von 480 ha Weingärten die Blauen Wildbachertrauben.

Trauben des Wildbachers
Die Trauben des Wildbachers sind kleinbeerig und dickschalig, etwa den Nebbiolo-Trauben vergleichbar,...
Foto: © ÖMW/Oberleithner
Trauben des Wildbachers
...woraus z. B. der berühmte Barolo entsteht
Foto: © ÖMW/Webseite

Die erste dokumentarische Erwähnung des Schilchers wurde im Weinbuch des Johann Rasch aus 1580 gefunden. Danach kommt der Schilcher immer wieder in Kunstwerken und Schriften vor, sei es bei Moritz von Schwind 1844 als „Aphrodisiakum“, oder in der Stainzer Bezirksbeschreibung von 1842, nach der „im Bezirk beinahe ohne Ausnahme nur Schilcherstöcke angebaut werden“. Der Weinforscher Fritz Zweigelt teilte den Blauen Wildbacher zwischen Ligist und Eibiswald sogar in 40 verschiedene Typen ein.

Im Zuge der Abschaffung von Direktträgerreben, die seit der Reblausproblematik (in der Weststeiermark ab 1880) Verbreitung gefunden hatten, wurde – wohl wegen des bei den Weinbauern üblichen Verschnitts mit Hybridwein zum „Haustrunk“ – auch der Schilcher in Mitleidenschaft gezogen. Erst ab den 1970er Jahren trat eine Erholung der Schilcherkultur ein, und durch das Qualitätsstreben der letzten Jahre erreicht nun auch diese Rebe ein beachtliches Niveau.

Drei Weine aus einer Traube #

  • Üblicherweise ist der Schilcher ein hellroter, fruchtiger, spritziger Jungwein mit viel Säure, wegen seiner Frische ideal als Aperitif. Geruch und Geschmack sind sehr markant, ebenso die Farbtöne zwischen Rot, Rosa und Zwiebelschalen. Auf Gneis- und Schieferböden erreichen die Weine ein grasig-würziges, mitunter auch leicht bitteres Bukett.
  • Eine Besonderheit ist jedoch der sogenannte „Gleichgepresste“, d.i ein Weißwein aus blauen Trauben, der unmittelbar nach der Lese oder nach kurzer Maischestandzeit „gleich gepresst“ wird. Das Ergebnis ist ein Wein mit fast weißer, hellroter oder zartrosa Farbe, die von Jahr zu Jahr wechseln kann. Den Grundstoff dieses Weines bezeichnen Winzer auch als „Seihmost“, d.i. ein hochwertiger Most, der ohne Druck durch reines Abseihen entsteht, hohen Zuckergehalt und wenig Bitterstoffe aufweist und von vielen Winzern als Basis für ihre Qualitätsweine verwendet wird.
  • Aus der Wildbacherrebe wird aber auch einen gehaltvoller, mitunter ungewöhnlich dunkler Rotwein gekeltert und in Holzfässern ausgebaut (zB. in der Stainzer Gegend). Gute Jahrgänge, rigorose Mengenbeschränkung und selektive Lese sind auch hier Vorbedingungen für erstklassige Ergebnisse. Doch mit dem Blauen Wildbacher als Rotwein gelingt es weststeirischen Winzern heute immer mehr, sich über die Steiermark hinaus zu profilieren. Ausschlaggebend kann hiebei ein genügend langer Reifeprozeß sein, denn ein Wildbacher sollte erst nach drei bis fünf Jahren Lagerung zum Verkauf kommen.

Natürlich sind auch beim Schilcher der Phantasie im Vinifizieren keine Grenzen gesetzt, und man setzt sich gerne über die typische „knochentrockene Säurebetonung“ hinweg in Richtung „halbtrocken“ und „edelsüß“. Auch das Schütteln beherrschen weststeirische Weinbauern längst, und sie produzieren feine Schilchersekte mit erfrischendem Mousseux. Und nicht zuletzt setzen sich auch hochprozentige Tresterbrände aus der Wildbachertraube in Szene.

Quellen#


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