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Bis 27. November 2016#

Österreichische Nationalbibliothek

Der ewige Kaiser. Franz Joseph I. 1830–1916

2016 jährt sich zum 100. Mal der Todestag von Kaiser Franz Joseph I. Mehr als 10.000 Fotografien, Grafiken, Bücher, Zeitschriften und Lebensdokumente befinden sich in der Österreichischen Nationalbibliothek. Aus der Privatbibliothek des Kaisers und der Familienbibliothek stammen wertvolle Geschenke, Bücher und Zeitschriften, Fotografien und Grafiken, die Zeugnis geben von der Verehrung, die der Kaiser gegen Ende seines Lebens erfuhr. Persönliche Objekte aus den Nachlässen von Katharina Schratt und Erzherzogin Maria Theresia von Braganza sowie Schreiben Franz Josephs an seine Mutter Sophie und an seine Gattin Elisabeth erlauben einen Blick auf die Persönlichkeit hinter der höfischen Fassade. Optischer Höhepunkt der Schau ist die 10 Meter lange Bildwand mit 86 Porträts aus 86 Lebensjahren

Bild 'NB FJ5'

Franz Joseph I. wurde am 18. August 1830 als Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich in Schönbrunn geboren. Bei der Erziehung überließen seine Eltern Erzherzog Franz Karl und Prinzessin Sophie Friederike von Bayern nichts dem Zufall. Einer jahrhundertelangen Tradition folgend, begann bereits im Kleinkindalter ein dreistufiges Erziehungsprogramm, das den erstgeborenen Sohn auf seine künftige Stellung vorbereiten sollte. Die Kontrolle über diese Erziehung hatte seine Mutter Sophie. Als Franz Joseph sechs Jahre alt war, begann der zweite Erziehungsabschnitt: der Privatunterricht. Gleich zu Beginn wurde ein Plan für alle Ausbildungsjahrgänge zusammengestellt, der oft mehr als 50 Stunden pro Woche vorsah. Die dritte Phase der Erziehung war dann auf die zukünftige Herrschaft angelegt: Unterricht von sieben Sprachen, die als „Statistik“ bezeichnete Landeskunde sowie die militärische und juridische Ausbildung. Die Auswahl der Lehrer wurde jetzt in erster Linie von Fürst Metternich getroffen, der den Erzherzog auch in Politik und Staatsführung unterrichtete.

Bild 'NB FJ3'

Franz Joseph war von Kindheit bis zu seinem Tod eine öffentliche Figur. Schon im ersten Lebensjahr und immer mit dem Gedanken an die zukünftige Herrschaft ließ seine Mutter Sophie den jungen Erzherzog zeichnen. Ab seinem Regierungsantritt 1848 porträtierten ihn Lithografen und die bekanntesten Maler Wiens wie etwa Ferdinand Georg Waldmüller oder Peter Fendi. In den 1860er-Jahren trat neben die klassischen Bildkünste das neue Medium der Fotografie: Hoffotograf Viktor Angerer fertigte das im Prunksaal ausgestellte Foto der „Allerhöchsten Kaiserfamilie“ an: Dabei handelt es sich um das einzige bekannte Foto des Kaisers, das ihn gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth und ihren Kindern Gisela und Rudolf zeigt; alle anderen Bilder sind Collagen.

Das 50-jährige Regierungsjubiläum des Kaisers am 2. Dezember 1898 nutzte der Verleger Max Herzig für eine Publikation, die alles bis dahin Geschaffene in den Schatten stellen sollte. Herzig wollte im Gegensatz zu anderen Huldigungsbüchern keine politische Biografie präsentieren, auch wenn der Titel „Viribus Unitis“ („Mit vereinten Kräften“, der Wahlspruch Franz Josephs) das vermuten lässt, sondern ein Buch schaffen, das vom Kaiser selbst erzählt: „Sein ganzes Leben, das was er thut, wie er sich gibt, wie er spricht, wie er aller Orten Sympathien erweckt, wie sein liebevolles und überaus leutseliges Wesen auf den ersten Blick für ihn einnimmt.“ Die Luxusausgabe mit 35 Heliogravüren ist einer der Ausstellungshöhepunkte.

In der Österreichischen Nationalbibliothek befindet sich der schriftliche Teilnachlass von Katharina Schratt und somit auch ein Großteil der Schreiben, die Franz Joseph über drei Jahrzehnte an sie richtete: insgesamt mehr als 900 Briefe, einer der längsten umfasst 13 Seiten. Ebenfalls zu sehen ist ein Stück purpurner Stoff von der alten Kaiserloge des Hofburgtheaters, wo Franz Joseph einst auf Katharina Schratt aufmerksam wurde. Der Kaiser schnitt es am 12. Oktober 1888 nach der letzten Vorstellung eigenhändig aus dem Wandbezug heraus und schickte es in einem seiner Briefe an Katharina Schratt. Erstmals öffentlich zu sehen sind jene erst 2015 entdeckten Abschiedsbriefe der Mary Vetsera aus Mayerling an ihre Mutter Helene, ihre Schwester Hanna und ihren Bruder Feri.

Bild 'NB FJ9'

Kaiser Franz Joseph war ein äußerst mobiler Herrscher; zunächst noch in der Pferdekutsche unterwegs, nutzte er mit zunehmendem Ausbau des Eisenbahnnetzes immer öfter den bequemeren Hofzug. Allein im Jahr 1872 war Franz Joseph 257 Tage „auf Achse“. Seine Reisen waren Manöver- und Inspektionsreisen, Jagd-, Erholungs- und Kulturreisen sowie Staatsbesuche. In der Ausstellung wird die Orientreise von 1869 näher beleuchtet, die er angetreten hatte, um bei der feierlichen Eröffnung des Suezkanals dabei zu sein: Kaiser Franz Joseph verband diese Reise mit Aufenthalten in Konstantinopel, Athen und Kairo sowie mit einer Pilgerreise nach Palästina. Ebenfalls zu sehen sind seine privaten Reisen etwa nach Südfrankreich. Cannes war für ihn „bei weitem der schönste Ort an der Riviera“,. Am Bahnhofsvorplatz gelang seiner Schwägerin Maria Theresia von Braganza, ein Schnappschuss, der als eines der privatesten Fotos des Kaisers gelten kann: Der Medienkaiser steigt im schwarzen Anzug mit Hut aus der Kutsche und blickt direkt in die Kamera.


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