Leopoldina - Furchtlos nach Rio#
Bis 19. November 2022
Augartenmuseum
Die Ausstellung des Porzellanmuseums im Augarten betrachtet das familiäre und kulturelle Umfeld
der Erzherzogin Maria Leopoldine (1797-1826), der späteren Kaiserin Leopoldina von Brasilien. Der Standort des Porzellanmuseums ist untrennbar mit Leopoldina und ihrem Status zwischen den
beiden Welten, Wien und Rio, verbunden. Sie war umfassend gebildet und schon als Kind vielseitig interessiert, besonders an Botanik, Schmetterlingskunde und Mineralogie.
Am 1. Juni 1817 fand im Augarten ein "Brasilianisches Ball-Fest" für 2000 Gäste statt. Die "zauberische Inszenierung" besorgte der Hofarchitekt des Fürsten Esterházy, Charles de Moreau. Hofkapellmeister Joseph Wilde hatte dafür "Brasilianische Tänze" komponiert. Die goldglänzende kaiserliche Tafel stand im Schloss Augarten, wo sich jetzt das Porzellanmuseum befindet. Organisiert wurde das Fest vom Sondergesandten Portugals, Ant6nio l.uls de Meneses, Marques de Marialva, und Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich. Beide hatten die Hochzeit der Erzherzogin mit Dom Pedro (Peter I., 1798-1834) vorbereitet. Der Brautvater, Kaiser Franz II./I. war von der Verbindung nicht begeistert. Er wusste um den unmoralischen Lebenswandel und die Epilepsie des portugiesischen Kronprinzen Wenige Tage nach dem Fest trat Leopoldina die Schiffsreise nach Rio de Janeiro an. Fünf Jahre später, 1822, berief sie als Kaiserin von Brasilien den Ministerrat ein und beschloss die Unabhängigkeit von Portugal. Die Ehe war nicht glücklich. Dom Pedro demütigte und misshandelte seine Gemahlin Rückblickend wird sie als "Märtyrerin wider Willen" bezeichnet.
Die Ausstellung im Porzellanmuseum zeigt eine Reihe der nach den botanischen Funden der
Brasilien-Expedition in kaiserlichem Auftrag bemalten Dessertteller und weitere Tafelausstattungen des
Kaiserhauses, Bildnisse Leopoldinas und ihrer Familie, eigenhändige Ölbilder der jungen Erzherzogin und
Wiener Veduten als Reminiszenz an ihre alte Heimat.
Alle Fotos: Doris Wolf