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Österreichisches Museumsgütesiegel, © http://www.museumsguetesiegel.at

Porzellanmuseum im Augarten#

1020 Wien, Obere Augartenstraße 1 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1


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Die Wiener Porzellanmanufaktur war (nach Meißen) die zweiälteste in Europa. 1718 gegründet, mehrmals verkauft und umbenannt, ist die Manufaktur Augarten seit 2003 im Privatbesitz. Seit Juni 2011 besteht das Porzellanmuseum im Augartenpalais, in dem produziert wird. Das Museum beleuchtet die dreihundertjährige Geschichte anhand ausgewählter Objekte und informiert über Ursprung und Herstellung des Porzellans. Ein mächtiger Brennofen aus dem Jahr 1923 - seit damals befindet sich die Augartenmanufaktur im ehemals kaiserlichen Lustgebäude - verbindet zwei Raumebenen und fungiert als eine Art Schatzkammer. Architekt Boris Podrecca schuf mit eleganten Paravents und Glaskuben eine dem Material Porzellan entsprechende Ausstellungsatmosphäre.

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Die erste Epoche, unter der Direktion des Hofkriegsagenten Claudius Innnocentius Du Paquier dauerte von 1718 bis 1744. Es entstanden charakteristische Porzellane in der Formensprache des Barock und nach ostasiatischen Vorbildern. Das neue Luxusmaterial harmonierte für die adeligen Auftraggeber ideal mit den Modegetränken Tee, Kaffee und Schokolade.

Die Porzellanproduktion begann im Gräflich Kuefsteinschen Haus in der Rossau mit einem Brennofen und zehn Arbeitern. Die wichtigsten verließen das Unternehmen 1720 im Zorn. Zuvor zerstörten sie die Massevorräte und versuchten dadurch hohen Schaden. Trotzdem erwarb der Besitzer schon im folgenden Jahr ein anderes Gebäude in der später so benannten Porzellangasse und verdoppelte den Personalstand. Obwohl die Erzeugnisse international gelob wurden, geriet Du Paquier in Zahlungsschwierigkeiten. Erste Hilfe brachten ein Darlehen der Stadt Wien und Lotterien zum Absatz der Porzellane.

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Unter Maria Theresia übernahm der Staat die Porzellanmanufaktur. Als Marke des kaiserlichen Wiener Prozellans wurde der Bindenschild der Babenberger eingeführt. Es war die große Zeit der Porzellanplastik, als man u.a. "Volkstypen", wie die Wanderhändler in ihrer charakteristischen Kleidung, in dem edlen Material darstellte.


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Zur Zeit Joseph II. folgte der künstlerischen auch eine ökonomische Blütezeit, für die der Direktor Conrad von Sorgenthal verantwortlich zeichnete. Er sorgte für die akademische Ausbildung seiner Mitarbeiter, die klassizistische Meisterwerke schufen. Die Produktion von Gebrauchware wurde 1786 nach Engelhartszell bei Passau ausgelagert. In Wien spezialisierte man sich auf Frühstücksgeschirr mit antiken Mustern, Ansichten von Sehenswürdigkeiten und Landschaften. Auch der Farbenreichtum der Wiener Manufaktur war berühmt, wofür sie ein eigenes Laboratorium eingerichtet hatte. Der Maler und "Arkanist" Joseph Leithner erfand das nach ihm benannte, unnachahmliche "Leithnerblau" und ein Verfahren zur besonders feinen Zubereitung von Gold. Weiters zählte die Verbesserug der Biskuitmasse für Figuren und Gruppen zu seinen Innovationen.

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1808 erzielte die Fabrik ihren höchsten Reingewinn. Die Produktion des Biedermeier traf perfekt den Zeitgeschmack mit der aufstrebenden bürgerlichen Wohnkultur, besonders gerne wurde nun Golddekor verwendet. Schlichte Formen dominierten, die Bildhauer widmeten sich Portraitbüsten historischer Persönlichkeiten und von Mitgliedern des Kaiserhauses. Der Wiener Kongress, 1814/15, brachte der Manufaktur ihre größten Erfolge. Dennoch war der Abstieg nicht aufzuhalten. 1827 versuchte der neue Direktor, durch billigere Porzellanerde zu rationalisieren. Die Fabrik hatte 273 Mitarbeiter, darunter 72 Maler und sieben Modellierer. Drei Jahre später zählte man nur mehr 151 Mitarbeiter. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Werke der Wiener Porzellanmanufaktur international geschätzt und auf Weltausstellungen prämiiert. Doch machte ihr die Konkurrenz privater Porzellanfabriken aus Böhmen zu schaffen. 1864 gab Kaiser Franz Joseph dem Antrag des Abgeordnetenhauses zur Schließung der Manufaktur nach.

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Der Neubeginn erfolgte fast sechs Jahrzehnte später. 1923 kam es zur Gründung der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten, die an die Tradition anknüpfte und zeigenössische Künstler engagierte. Im Erdgeschoß zeigt das Museum ihre Produkte aus dem 20 und 21. Jahrhundert: Josef Hoffmann schuf 1929 mit dem "Melonenservice" eine Ikone des Wiener Porzellans. Michael Powolny entwarf außer Tierfiguren das bis heute hergestellte Service "Opus". In der Zwischenkriegszeit entstanden die ersten in aufwändiger Technik hergestellten Figuren der Spanischen Hofreitschule. Die Porzellanmanufaktur Augarten, die auch während des Zweiten Weltkriegs produziert hatte, erfuhr im Elan der Wiederaufbaujahre neuen Aufschwung.


Quelle:
Informationen zum 300-Jahr-Jubiläum
Homepage

Bilder:
Alle Fotos: Doris Wolf, 2018

hmw


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