Franz Joseph 1830-1916 #
Zum 100. Todestag des KaisersBis 27. November 2016 präsentieren die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. und der KHM-Museumsverband eine Jubiläumsausstellung an vier Standorten: Schloß Schönbrunn/Kavalierstrakt, Kaiserliche Wagenburg, Hofmobiliendepot - Möbelmuseum und Marchfeldschloss Niederweiden (Niederösterreich).
Schloß Schönbrunn: „Mensch & Herrscher“
Die Ausstellung befindet sich in den sonst nicht zugänglichen Räumlichkeiten der Berglzimmer, den Weißgoldzimmer und des Kronprinzenappartements. Franz Joseph kam am 18. August 1830 im Schloss Schönbrunn zur Welt und verstarb hier, während des Ersten Weltriegs, am 21. November 1916.
Als Achtzehnjähriger bestieg Franz Joseph I. im Jahr der bürgerlichen Revolution von 1848 den Thron der Donaumonarchie und prägte in seinen 68 Regierungsjahren die Geschichte Europas nachhaltig. Nach außenpolitischen Rückschlägen, militärischen Niederlagen und innenpolitischen Fehlentscheidungen in den ersten beiden Regierungsjahrzehnten war der von dynastischem Sendungsbewusstsein durchdrungene Habsburger gezwungen, sein Verständnis des Herrscheramtes zu überdenken. Ab 1867 wurde der nun konstitutionell regierende Monarch zunehmend zu einem Symbol für die Beständigkeit der Doppelmonarchie und zu einer Identifikationsfigur des Vielvölkerstaates. Als greiser Langzeitmonarch wurde Franz Joseph schließlich noch zu Lebzeiten zum Denkmal seiner selbst.
Der erste Teil der Ausstellung widmet sich seiner dynastischen Herkunft und Familiengeschichte, Eltern und Geschwistern. Schon als Kind begeisterte er sich für alles Militärische. Die Thronbesteigung von 1848 eröffnet die Dokumentation wichtiger politischer Ereignisse: die Krönung in Ungarn, der missglückte Ausgleich mit Böhmen, die
Niederlagen von Solferino und Königgrätz, die Okkupation und spätere Annexion von
Bosnien-Herzegowina oder die Katastrophe des Ersten Weltkrieges. Gleichzeitig wirft
die Schau auch einen Blick auf die Entstehung einer modernen politischen
Landschaft in der Habsburgermonarchie. Im Kapitel "Der private Kaiser und der ganz private Kaiser" geht es um die Beziehung zu seiner Gemahlin Elisabeth, zu seinen Kindern Sophie, Gisela, Rudolf und Marie Valerie, sowie um die - historisch belegbaren - Affairen.
Kaiserliche Wagenburg: „Repräsentation & Bescheidenheit“
Die Kaiserliche Wagenburg Wien im Areal von Schloß Schönbrunn und das Monturdepot sind Bestandteil der kaiserlich-habsburgischen Sammlungen des Kunsthistorischen Museums. Die Wagenburg beherbergt den Fuhrpark des Kaiserhauses sowie eine Reihe von Kutschen des höfischen Adels. Das Monturdepot umfasst die weltgrößte Sammlung zivilerUniformen und einen exquisiten Bestand persönlicher Kleidungsstücke der kaiserlichen Familie.
In diesem Ausstellungsteil stehen Kutschen und Kleider, die Franz Joseph
verwendete, im Mittelpunkt. Die Equipagen – damit ist die Gesamtheit von Kutsche, Pferden, Geschirren und Dienerlivreen gemeint – prägte das Bild des Herrschers in der Öffentlichkeit. Ein Highlight ist der Galastaatswagen aus dem Jahr
1865, in dem Franz Joseph stets zu Fronleichnam nach St. Stephan fuhr. Ausgestellt
ist erstmalig auch der sogenannte „Fronleichnamszug“ – das zugehörige, für acht
Kladruber Schimmel bestimmte Zuggeschirr mit opulenten feuervergoldeten
Beschlägen und Schnallen. Zu sehen sind auch die beiden vergleichsweise einfach
gestalteten offenen Kutschen, die der Kaiser verwendete, um Staatsgäste vom
Bahnhof abzuholen sein schlichtes Leibcoupé, mit dem er seine täglichen
Pendelfahrten zwischen der Hofburg und Schönbrunn bestritt, und der Leichenwagen. Einerseits musste Franz Josephs Herrscherbild den imperialen Ansprüchen eines Großreichs genügen, andererseits pflegte er persönlich einen anspruchslosen Lebensstil. Der Kaiser trug fast ausschließlich militärische Uniform oder Jagdanzüge. Umso prunkvoller
waren seine Ordensornate. Franz Josephs prachtvoller Ornat des Hosenbandordens, den ihm Queen Victoria 1867 verlieh, wird seit einem halben Jahrhundert erstmals wieder präsentiert.
Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien: „Fest & Alltag“
Von Maria Theresia gegründet, beherbergt das Hofmobiliendepot - Möbel Museum Wien eine der größten Möbelsammlungen der Welt. Darunter befinden sich viele Mobilien aus dem persönlichen Besitz von Franz Joseph und seinen Vor- und Nachfahren.
Einer feierlich gedeckten Tafel steht in diesem Ausstellugsteil ein Bild des Kaisers in seinem „Bonjourl“ gegenüber, einem aus einem Uniformmantel geschneiderten Morgenrock. Bild- und Tondokumente präsentieren den ersten Kaiser in Film und Phonographie. Die Austellung zeigt auch persönliche Gegenstände wie seine Hauskappe, Zwicker, Unterwäsche oder das Dienstbuch des Kammerdieners Ketterl.
Im Leben Franz Josephs gab es nur selten private Momente. Er widmete viel Zeit dem Aktenstudium und sprach von sich selbst als eine „papierene Existenz“. Ein beeindruckendes Zeugnis des akribischen ersten Beamten im Reich ist der Erhebungsbogen für die Volkszählung von 1900, in dem er als Beruf korrekt „Kaiser“ angab.
Als Herrscher umgab ihn bei öffentlichen Anlässen der Glanz des Kaiserhofes.
Jubiläen, Festzüge, Bälle, Staatsdiners und Reisen wurden nach den
Vorgaben des Hofzeremoniells aufwändig inszeniert. Was er bei einem einfachen Familiendiner zu sich nahm und wie viele Gänge bei einem „Allerhöchsten Diner“ kredenzt wurden, ist ebenso Thema wie die zahlreichen Schicksalsschläge,die auch ihm nicht erspart
blieben. In der Ausstellung ist das Messer des Attentats von János Libényi auf den
jungen Kaiser im Jahr 1853 zu sehen.
Schloss Niederweiden: „Jagd & Freizeit“
Schloss Niederweiden im Marchfeld wurde von Fischer von Erlach im Auftrag von Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg als Jagdschloss errichtet. All seine Nachbesitzer von Prinz Eugen über Franz Stephan bis Maria Theresia schätzten die Region aufgrund ihrer Fruchtbarkeit und ihres Wildreichtums. Nur zwei Kilometer von Schlosshof entfernt, ist hier nach der Renovierung ein neuer Ausstellungsort in Niederösterreich entstanden.
Im Schloss und der originalgetreu eingerichteten
barocken Wildküche findet der vierte Ausstellungsteil einen adäquaten Rahmen. Sie zeigt
die Jagdpassion der Habsburger und die Bedeutung der
Jagd für den Adel. Für Franz Joseph waren Jagd und Reiten bis ins hohe Alter bevorzugte Freizeitbeschäftigungen.
Eine Installation im Festsaal von Schloss Niederweiden visualisiert seine Strecke von etwa 55.000 Tieren. Weitere Objekte sind ein „Saustecken“ - ein Spazierstock mit dem Kopf eines Wildschweins - ein Perkussionsstutzen oder die Gala-Livree eines Büchsenspanners, Jagdbilde, ein kaiserlicher Picknickkoffer und ein Porzellanservice aus nachgeahmten Rehgeweihen.
Alle Fotos: Schloss Schönbrunn Kultur-und Betriebsges m.b.H.