9. April bis 2. November 2014 #
Franz is here! Franz Ferdinands Reise um die Erde„Franz is here!“ die Schlagzeile einer amerikanischen Tageszeitung anlässlich der Ankunft des österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand in den Vereinigten Staaten wurde zum Titel der Ausstellung im Weltmuseum Wien, die eine Auswahl von 900 seiner Sammelstüche in vier Sälen zeigt. Dazu ist auch ein 272-seitiger Katalog erschienen und es wird ein reichhaltiges Rahmenprogramm angeboten.
Es war der Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este (1863–1914), der den Standort des Weltmuseum Wien im Corps de logis-Trakt der Neuen Hofburg, als Museum adaptieren ließ.Hier sollte seine Privatsammlung Platz finden, deren Objekte er auf einer 10-monatigen Weltreise 1892/93 erworben - gekauft oder als Geschenk erhalten - hatte. Um sich auf seine Rolle als Herrscher von Österreich-Ungarn vorzubereiten, wollte der damals 29-jährige Franz Ferdinand, wie er in seinem Tagebuch festhielt, »aus der persönlichen Anschauung anderer Erdtheile, aus dem Einblick in fremde Staatsgebilde und Gemeinwesen, aus der Berührung mit fremden Völkern und Menschen, mit ausländischer Cultur und Sitte Belehrung« gewinnen sowie »aus der Besichtigung wundersamer Werke der Kunst, aus der Betrachtung fremdartiger Natur und ihrer unerschöpflichen Reize Genuss« schöpfen.
Er unternahm die Weltreise mit dem modernsten Kriegsschiff der k. u. k. Kriegsmarine, Torpedo-Rammkreuzer SMS »Kaiserin Elisabeth«, von Triest aus . Der erste Teil führte ihn in offizieller Mission nach Indien, Indonesien, Australien, Melanesien, China und Japan. Die Rückreise von Kanada und den Vereinigten Staaten erfolgte Inkognito als Graf Artstetten.
Die wohlorganisierte Tour bot Franz Ferdinand neben offiziellen Repräsentationspflichten und der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten die Möglichkeit, in exotischen Weltgegenden zu jagen und Raritäten fremder Kulturen zu sammeln. Neben Jagdtrophäen und Tierpräparaten besteht die Ausbeute aus naturkundlichen Kollektionen (insgesamt an die 18.000 Objekte) sowie aus einer über 14.000 Nummern zählenden, einzigartigen und kulturhistorisch bedeutsamen ethnographischen Sammlung. Diese umfasst erlesene Kunstwerke ebenso wie touristische Massenware - erworben in Basaren abenso wie bei spezialisierten Händlern oder Sammlern. Dazu kamen großzügige Schenkungen lokaler Fürsten oder eigens angefertigte Museumsnachbildungen.
Der an »Museomanie leidende« Franz Ferdinand erwarb alles gezielt im Hinblickauf einen bereits geplanten Ausstellungsort (»für mein Museum«). Schon im Jahr nach seiner Rückkehr wurde die ethnographische und naturhistorische Weltreisesammlung zunächst im Oberen Belvedere öffentlich ausgestellt. Später war sie im Palais Modena-Este mit der 1875 ererbten Estensischen Kunstsammlung zu sehen. 1906 beauftragt Kaiser Franz Joseph Franz Ferdinand mit der Fertigstellung des neuen Flügels der Wiener Hofburg (Corps de logis), wo die Erwerbungen seiner Weltreise in den Räumen, die heute das Weltmuseum Wien beherbergen, neu aufgestellt wurden. Mit dem Zusammenbruch der Donaumonarchie kam die Sammlung an die Republik Österreich 1926 wurde die Ethnographische Abteilung des Naturhistorischen Museums mit der Weltreisesammlung Franz Ferdinands im Corps de logis zusammengeführt. Daraus entstand 1928 das "Museum für Völkerkunde".
Im 100. Todesjahr des Thronfolgers würdigt und präsentiert das Weltmuseum Wien Franz Ferdinands Sammlung in seinem Sinne: Er ließ alles, was in irgendeiner Weise mit der Weltreise in Verbindung steht, zusammentragen und archivieren: seine Weltreisebibliothek, Landkarten, Photographien und Souvenir-Alben, Ausschnitte der nationalen und internationalen Tagespresse, Rechnungen, Briefe und Telegramme. In seinem Stilempfinden war erder italienischen Renaissance verhaftet. Die von ihm besuchten Kulturen sollten in seinem Privatmuseum nicht erklärt werden. Zwar folgte die Aufstellung der Objekte der eingeschlagenen Reiseroute, doch arrangierte ein Künstler die Exponate nach dekorativeen un ästhetischen Kriteriend. Sublimes, Vulgäres, Naturkundliches und von Menschen Geschaffenes wird gleichwertig behandelt. Diesem Ausstellungsprinzip des »Nebeneinanders der Objekte« in überdimensionalen "Setzkästen", wie sie bereits in den Naturalienkabinetten der Renaissance üblich waren, folgt auch die Präsentation der Weltreise-Sammlung Franz Ferdinands von Österreich-Este im Weltmuseum Wien.