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Die Haut aus der Retorte #

TU-Forscherin holt 1,5-Millionen-Euro-Forschungspreis nach Graz. #

Von

NORBERT SWOBODA

Anna Maria Coclite
Anna Maria Coclite entwickelt in ihrem Labor an der TU Graz eine mit Sensoren gespickte künstliche Haut
Foto: TU GRAZ/LUNGHAMMER

Es sind fantastische Zukunftshoffnungen, die sich mit diesen Forschungen verbinden: Anna Maria Coclite, Wissenschaftlerin an der Technischen Universität Graz, entwickelt derzeit eine künstliche Haut. Die Oberfläche wird mit winzig kleinen Sensoren bestückt, die auf Feuchtigkeit, Temperatur und Druck reagieren sollen. 1,5 Millionen Euro bekommt sie dafür vom Europäischen Forschungsrat.

„Mein Team und ich wollen eine Oberfläche entwickeln, die auf verschiedene Sinneseindrücke reagieren kann und dann ein elektrisches Signal erzeugt. In einem zweiten Schritt soll dies mit einem neuronalen Netzwerk verbunden werden“, sagt Coclite. Als Fernziel steht eine künstliche, intelligente Haut als Hautersatz bei Verletzungen oder auch für Roboter am Programm.

Die gebürtige Italienerin war schon als Kind von der Chemie fasziniert. Nach dem Studium in ihrer Geburtsstadt Bari und in Paris wechselte sie an die US-Elite- Uni MIT in Boston. Von dort brachte die Chemikerin auch die Methode mit, mit der sie Nanostäbchen auf die Trägeroberfläche aufbringt. Seit 2013 ist Coclite am Institut für Festkörperphysik der TU Graz tätig. Jetzt reichte sie mit ihrem sechsköpfigen Team den Antrag ein – nur jeder zehnte Antrag wird genehmigt.

Doch das Projekt faszinierte die Jury: Die „smarte“ Haut soll etwa2000 Sensoren pro Quadratmillimeter aufweisen und 20-mal empfindlicher als menschliche Haut sein. Die neuen Methoden, die Coclite mit dem fünfjährigen Forschungsprogrammweiterentwickeln will, lassen auch Anwendungen bei Arzneistoffen, Membranen und Sensoren erwarten.

Coclite ist längst zu einer begeisterten Grazerin geworden, ihr Partner ist ein Deutscher, der ebenfalls in Graz lebt. Wenn die Chemikerin nicht im Labor steht, liebt sie Yoga oder reist durch die Welt und besucht bevorzugt Städte – zuletzt Kopenhagen.

ZUR PERSON#

Anna Maria Coclite, 1983 in Bari (Italien) geboren, studierte dort Chemie. Von 2010 bis 2013 beim MIT in Boston.

2013 nahm sie in Graz eine Stelle als Assistenzprofessorin am Institut für Festkörperphysik an der TU an. Jetzt erhält sie einen europäischen ERC-Grant für ihre Forschungen.