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Wann werden Sie weggeUBERt? #

Jörg Eugster
Jörg Eugster

Sind Sie sicher, dass es Ihren Job oder Ihr Unternehmen in fünf Jahren noch geben wird? Wenn Sie das mit großer Sicherheit behaupten können, dann müssen Sie diesen Artikel wohl kaum lesen. Der Begriff „weggeUBERt“ steht für die Disruption in gewissen Branchen. UBER schüttelt mit seinem digitalen Geschäftsmodell die Taxibranche weltweit gehörig durch. Wenn Sie diesen Dienst schon einmal in Anspruch genommen haben, dann wissen Sie, was ich damit meine. UBER hat die Art und Weise, wie wir Fahrdienstleistungen nutzen, dank einer einfach zu bedienenden App, revolutioniert.

Viele Taxiunternehmen gehen gegen UBER auf die Straße, weil der Vermittlungsdienst für Taxis und deren Fahrer eine große Konkurrenz darstellt. Doch die wirkliche Gefahr für die Taxifahrer und -unternehmer geht nicht von UBER aus, sondern von einer neuen disruptiven Technologie: Sie nennt sich autonomes Fahren.

Schon in wenigen Jahren werden wir selbstfahrende Autos per App von A nach B bestellen. Der ganze öffentliche Nahverkehr lässt sich so organisieren. Es braucht dann weder Taxis noch Busse mit Fahrern, Straßen- oder U-Bahnen mit Lokführern, denn die fahren schon bald völlig autonom. Es braucht dann nur noch eine Flotte an selbstfahrenden Elektrofahrzeugen in diversen Größen. Der Kunde, der künftig eine Fahrdienstleistung benötigt, wählt je nach Bedarf entweder eine Fahrt als Einzelgast oder mit anderen Fahrgästen aus: Tagsüber kann man eine Fahrt mit anderen teilen. Das selbstfahrende Fahrzeug lässt weitere Fahrgäste zu- und aussteigen und bestimmt den schnellsten Weg zum Ziel. Letztlich ist es wie ein personalisierter Kleinbus, elektrisch betrieben, der ständig unterwegs ist und Passagiere von A nach B fährt und Fahrgäste ein- und aussteigen lässt. Nachts, wenn man mehr Privatsphäre wünscht, bestellt man eine exklusive Fahrt, wo kein Fremder zusteigen kann.

Ein solches Szenario ist für alle Unternehmen, die direkt oder indirekt von Fahrdienstleistungen leben, existenzgefährdend. Sie werden wohl schon bald weggeUBERt sein. Unter „bald“ verstehe ich einen Zeitraum von bis zu einer Generation. Das wird nicht über Nacht erfolgen, sondern sich kontinuierlich verändern.

Welche Branchen sind am meisten gefährdet?#

Die Frage dabei ist, wann die Disruption in Ihrer Branche ankommt. „Deloitte Digital“ und „Heads! Executive Consultancy“ teilen in ihrer Untersuchung die Branchen in einem Portfolio in vier Bereiche ein: Es gibt dabei die lange und die kurze „Lunte“ (für den Zeitverlauf) und den großen und den kleinen „Knall“ (für die Einflussstärke). Je nach Quadrant wird Ihre Branche langsamer oder schneller bzw. lauer oder heftiger von der Disruption betroffen sein:
  • Die Branchen Bergbau, Öl, Gas und Chemie müssen sich aktuell noch keine großen Sorgen machen. Hier dürfte die Lunte lang und der Knall eher klein sein.
  • Auch im Bauwesen wird der Knall eher klein ausfallen.
  • Bei der Regierung, Energieversorgung, Produktion, Landwirtschaft, dem Gesundheits- und Transportwesen wird zwar ein großer Knall erwartet, aber noch nicht in naher Zukunft.
  • Anders in den Branchen Einzelhandel, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Medien, Freizeit und Reisen, Banken, Versicherungen, Professional Services, Gastronomie, Bildung und Immobilien: Sie müssen mit einer kurzen Lunte und einem großen Knall rechnen.
Klaus Schwab, Gründer des World Economic Forum, schreibt in seinem Buch „Die Vierte Industrielle Revolution“ (Schwab, Klaus, Die Vierte Industrielle Revolution, 2016, S. 27): „Die Frage für ausnahmslos alle Branchen und Unternehmen lautet nicht länger, werde ich von der Disruption betroffen sein, sondern wann werde ich von einer disruptiven Innovation betroffen sein, welche Form wird sie annehmen, und wie wird sie sich auf mich und meine Organisation auswirken?“

Welche Jobs sind am meisten gefährdet? Grundsätzlich sind die Jobs am meisten gefährdet, bei denen immer wieder das Gleiche getan werden muss. Ich bezeichne diese Jobs als „FAQ-Jobs“. Klaus Schwab beruft sich in dem oben erwähnten Buch auf zwei Forscher der Oxford Martin School, die 702 verschiedene Berufe auf deren Wahrscheinlichkeit prüften, automatisiert zu werden. Die Berufe mit dem höchsten Automatisierungsrisiko sind danach folgende:

  • Telefonverkäufer
  • Steuerberater
  • Versicherungssachverständiger für KFZ-Schäden
  • Schiedsrichter und andere Sportoffizielle
  • Anwaltsgehilfen
  • Servicekräfte in Restaurant, Bar und Café
  • Immobilienmakler
  • Zeitarbeiter im Agrarsektor
  • Sekretäre und Verwaltungsassistenten
  • Kuriere und Boten

Welche Jobs sind am wenigsten gefährdet?#

Die Jobs mit dem geringsten Automatisierungsrisiko sind vorwiegend kreative und soziale Berufe, aber auch Führungsaufgaben:
  • Sozialarbeiter im Bereich psychische Gesundheit und Substanzmissbrauch
  • Choreografen
  • Mediziner
  • Psychologen
  • Personalmanager
  • Computer-Systemanalytiker
  • Anthropologen
  • Archäologen
  • Schiffbauingenieure
  • Vertriebsleiter
  • Leitende Angestellte
Diese Liste kann sich bei neuen bahnbrechenden Entwicklungen natürlich noch verändern.

Viele Jobs von morgen gibt es heute noch nicht Es gibt heute bereits viele Jobs, die es vor 10 bis 15 Jahren noch nicht gab. App-Entwickler zum Beispiel braucht es erst, seit es das iPhone gibt, also seit 2007. Weitere Jobs, die erst in den letzten Jahren entstanden sind:

  • Social-Media-Manager
  • App-Developer
  • Big-Data-Architekt
  • Data Scientist (Datenwissenschaftler)
  • UX-Designer
  • Cloud-Services-Spezialist
  • Online/Digital Marketing Spezialist
  • VR-App-Entwickler

Raten Sie Ihren Kindern also nicht, Taxi- oder LKW-Fahrer zu werden. Die Zukunftsperspektiven sind dort alles andere als rosig. Viele der Kinder, die heute geboren werden, werden einmal einen Job haben, den es heute noch gar nicht gibt.

Der Autor:#

Jörg Eugster ist Internetunternehmer aus Leidenschaft seit 1998. Er hat als Internet-Pionier mehrere Startups gegründet und zwei an Medienunternehmen verkaufen können. Zukunftsbotschafter, Keynote Speaker, Autor, Dozent, Berater und Verwaltungsrat. https://eugster.info

Das Buch:#

  • Übermorgen − Eine Zeitreise in unsere digitale Zukunft (2017)


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