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Münzen und Banknoten#

von Peter Diem

Buchtext S. 227ff.
--> Fotos: P. Diem
--> Zum Euro siehe Europasymbole

10 Kronen 1905
Münzen
Schillinge
Banknoten

Die ältesten Münzen auf dem heutigen Gebiet Österreichs stammen von den Kelten, die durch Kontakt mit den Griechen zum Gebrauch von Münzen kamen. Im Nordosten wurden makedonische Goldmünzen (Tetradrachmen) nachgeahmt, die keltische Söldner heimgebracht hatten. Im Süden, so im Bereich des Magdalensberges, kamen Silbermünzen nach gallischem Vorbild vor. Römische Münzen (Aureus, Denar, Sesterz, As) wurden nur ausnahmsweise (in Carnuntum) geprägt. Nach dem Abzug der Römer wurde hauptsächlich Tauschhandel betrieben, bis sich unter Karl dem Großen das Silber als wichtigstes Münzmetall durchsetzte.

Karolingische Zeit#

Der karolingische Denar oder Pfennig sollte sich fast ein halbes Jahrtausend halten. Er wog zunächst ungefähr 2 Gramm. 12 Denare ergaben einen Schilling, 20 Schillinge ein Pfund. Dieses in ganz Europa verbreitete Münzsystem hielt sich in Großbritannien bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts. Im bayrisch-österreichischen Raum wurde das Pfund durch 8 Schillinge zu je 30 Pfennigen geteilt.

Die frühesten mittelalterlichen Münzprägungen fanden im 10. Jahrhundert in Salzburg statt. Otto III. verlieh 996 - im Jahr der Ostarrichi-Urkunde! - dem Salzburger Erzbischof das Prägerecht. Die Salzburger Erzbischöfe waren es auch, die mit ihrem Friesacher Pfennig die erste überregional bedeutsame Münze herstellten.

Die Babenberger#

Die Babenberger prägten Münzen schon vor 1130 in Krems (Gozzo-Burg). Um 1190 verlegten sie ihre Münzstätte nach Wien. Angeblich wurde Richard Löwenherz bei seiner Durchreise im Dorf Erdberg bei Wien daran erkannt, dass er mit einer byzantinischen Goldmünze zahlen wollte und nicht mit dem damals üblichen Denar (Pfennig). Das reiche Lösegeld, das für seine Freilassung verlangt wurde - es sollen 50.000 Mark Silber (etwa 12.000 Kilogramm) gewesen sein - wurde nicht nur zur Befestigung von Hainburg und Enns, sondern wahrscheinlich auch zur Gründung der Stadt Wiener Neustadt verwendet. Es gab auch der Münzstätte Wien größere Bedeutung.

Die Neuzeit#

Die wichtigsten Impulse für das österreichische Münzwesen der Neuzeit kamen aber aus Tirol. Erzherzog Sigmund ließ in Hall Gold- und Silbermünzen im Wert eines Goldguldens prägen („Guldiner" bzw. „Unzialis"). Kaiser Maximilian I. ließ sehr ansprechende und zum Teil schon sehr modern wirkende Münzen herstellen. Nach Einführung der maschinellen Münzprägung im 16. Jahrhundert kam es im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges zu einer Geldkrise (Kipper- und Wipperzeit). Die dadurch in Umlauf gekommenen minderwertigen Münzen mußten später ausgewechselt werden, was zur Gründung neuer Prägestätten (so z. B. St. Pölten) führte. Unter Leopold I. wurde das Münzwesen immer mehr zentralisiert. Die Zeit Josephs I. und Karls VI. brachte entscheidende Verbesserungen in der technischen und künstlerischen Qualität der österreichischen Münzen. Sie wurden ebenmäßiger, wie ein Zweitaler-Stück mit dem Tiroler Adler aus Hall und ein Golddukat mit Doppeladler und Bindenschild aus Siebenbürgen (1737) zeigen.

Maria Theresia#

Auf Maria Theresia geht der berühmte Mariatheresientaler zurück, der (von 1751-1858 formal gültig) bis ins 20. Jahrhundert in der Levante, besonders unter den Beduinen Arabiens, im Umlauf war. In Äthiopien war der Taler bis 1936 die offizielle Landeswährung. Eine Ursache seines Erfolges war die durch Ringprägung erzeugte Randschrift, die es unmöglich machte, die Münze gewinnbringend rund um den Rand zu verkleinern. Von der Silbermünze mit dem Porträt der Kaiserin - im Profil und in späterer Zeit mit Witwenschleier - wurden über dreihundert Millionen Stück hergestellt.

Das erste Papiergeld#

1760 wurde die Kupfermünze, 1762 das erste Papiergeld („Wiener-Stadt-Banco-Zettel") eingeführt. Ein 1792 für die österreichischen Niederlande geprägter Kronentaler zeigt als Zentralsymbol ein burgundisches Kreuz mit dem Goldenen Vlies, umgeben von drei Kronen. Der im Verlauf der napoleonischen Kriege 1811 eingetretene Staatsbankrott führte 1816 zur Gründung der Nationalbank. Der Ausgleich mit Ungarn 1867 brachte ungarische Legenden auf den Zahlungsmitteln in der ungarischen Reichshälfte. Die Münzen trugen das Wappen Ungarns. 1878 wurde die Österreichisch-Ungarische Bank geschaffen, die Banknoten mit deutscher Aufschrift auf der einen und ungarischer auf der anderen herausgab. Als Beispiel für die unter Franz Joseph I. geprägten Münzen möge ein Fünfkronenstück aus dem Jahr 1900 dienen, das den Kaiser im Profil im Avers und den österreichischen Doppeladler im Revers zeigt. Die fallenden Weltmarktpreise für Silber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwangen auch Österreich-Ungarn zur Umstellung auf die Goldwährung. 1892 wurde diese mit der Münzeinheit 1 Krone = 100 Heller eingeführt. Die neuen Münzbezeichnungen wurden im Volk freilich nie populär. Man rechnete in Österreich weiter in Gulden und Kreuzern. Erst 1900 wurde die Kronenwährung ausschließliches gesetzliches Zahlungsmittel. Auf den Münzen von 1918 findet sich bereits der einfache Doppeladler des Reichswappens von 1915 mit dem Bindenschild, der zum Vorbild des heutigen Bundeswappens werden sollte.

Erster Weltkrieg und Republik#

Während des Ersten Weltkriegs und der wirtschaftlich sehr schwierigen Nachkriegszeit kam es zu einer starken Papiergeldinflation. Die Notenpresse kam kaum nach, der höchste Wert war eine Banknote mit 500.000 Kronen. Viele Ge-meinden gaben wegen des Mangels an Münzgeld Papiernotgeld aus.

Im September 1922 konnte die Währung stabilisiert werden: 14.400 Papierkronen entsprachen einer Goldkrone. Ein Jahr später wurde die Österreichische Nationalbank neu begründet. 1924 schließlich wurde die Schillingwährung eingeführt, wobei 10.000 Kronen einem Schilling gleichgesetzt wurden. Der Silberschilling des Jahres 1924 wurde auch als „Alpendollar" bezeichnet, weil er nach außen sehr stabil war, obwohl im Land die Preise stetig anstiegen. Die erste Ausgabe des Schillingstücks wurde bald als zu schwer und zu fein befunden und daher durch ein leichteres von schlechterer Legierung ersetzt.

Der Schilling#

Die Herkunft des Wortes „Schilling" liegt im Dunkel der Geschichte. In gotischen Urkunden kommt schon um 550 die Bezeichnung „skilliggs" vor, in althochdeutschen Glossen um 740 ist von „skillinka" die Rede, wenn es um den byzantinischen Solidus geht. Das althochdeutsche „Scilling" könnte sich von „seilt" - Schild - herleiten; der Schilling wäre somit also eine „schildartige Münze". Seit dem 8. Jahrhundert Rechnungsmünze im karolingischen Münzsystem, wurde der Schilling 1266 in Frankreich erstmals als Geldstück geprägt. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bezeichnete der Schilling in weiten Teilen des deutschsprachigen Raumes Beträge zwischen 6 und 30 Pfennig. In England wurde seit dem Ende des Mittelalters bis 1971 der silberne „Shilling" geprägt.

Der Groschen#

Das Wort „Groschen" wird von lat. „grossus denarius turnosus" abgeleitet. Der „dicke Pfennig von Tours" (auch: „Tournose") wurde erstmals 1266 unter Ludwig IX. in Tours geprägt. Er zeigt auf der Vorderseite ein Kreuz mit gleich langen Armen, die sich an den Enden verbreitern. Dieses „Leopoldskreuz" kommt dem aus dem „Jerusalemer Kreuz" abgeleiteten „Kruckenkreuz" sehr nahe. Sollte etwa diese aus der Kreuzfahrerzeit stammende und im 14. Jahrhundert im Westen Deutschlands sehr verbreitete Münze nicht nur etymologisch, sondern auch in ihrer optischen Symbolik als Vorbild für den neuen österreichischen Groschen (Kruckenkreuz am Revers der 200-Kronen-Münze aus dem Jahr 1924 sowie der 2- und 5-Groschenstücke aus der Zeit 1925-1938) gedient haben? Auszuschließen ist dies nicht, gibt es doch von Numismatikern nur die vage Auskunft, die kleinsten Werte der neu eingeführten Schillingwährung hätten sich in ihrem Revers am zentralen Symbol des höchsten Ordens der Republik (gestiftet am 4. 11. 1922) orientiert. Ausgerechnet die kleinsten Gepräge? Man darf wohl vermuten, dass jene Währungsexperten, die den Groschen in Österreich neu einzuführen hatten, sehr wohl um dessen Urform wussten und dass ihnen diese in der Seipel-Zeit als ein recht passendes Vorbild für eine Scheidemünze erscheinen musste.

Anmerkung: Der „Groschen" hieß ursprünglich - bis 1924 - „Stüber". Über die Einführungsphase vgl. K. Bachinger/H. Matis, Der österreichische Schilling. Graz 1974, Seite 79

1934 wurden die silbernen ganzen und halben Schillinge wieder abgeschafft und durch solche aus Kupfernickel mit dem nimbierten Doppeladler des Ständestaats im Avers ersetzt. Das erste 50-Groschenstück aus Nickel musste bald wieder eingezogen werden, weil es in der Dunkelheit sehr leicht mit dem Schillingstück verwechselt werden konnte (daher sein Spottname „Nachtschilling").

Die Reichsmark#

Mit Verordnung vom 17. März 1938 wurde in Österreich die Reichsmarkwährung eingeführt und dabei 1 Reichsmark gleich 1,50 Schilling gesetzt. Die kleinsten Münzwerte - jene mit dem Kruckenkreuz - überlebten interessanterweise den „Anschluss" und galten als 1 bzw. 2 Pfennig bis 1942 weiter.

Im ersten Jahr der deutschen Besetzung kam es zu einer bemerkenswerten „Nazifizierung" österreichischer Notenstecherkunst. Von der aus dem Jänner 1936 stammenden dunkelgrünen 100-Schilling-Note, die infolge der Anschluss-Ereignisse nicht mehr zur Ausgabe gelangte, „borgte" sich die Deutsche Reichsbank in Berlin die Bildklischees der Vorder- und der Rückseite, sodass der bräunliche 20-Mark-Schein vom 16. Juni 1939 auf der Vorderseite das Bildnis einer Frau mit Edelweiß vor Gebirgslandschaft, auf der Rückseite den Gosausee mit Dachsteinblick zeigt. Die Note trägt in der Mitte ein hellblaues Hakenkreuz, im Gegensatz zu den anderen Reichsmark-Werten ist sie mit dem Reichsadler neueren Typs gekennzeichnet - vielleicht um die „Umvolkung" des ständestaatlichen Doppeladlers und der österreichischen Bildmotive besonders zu unterstreichen? Was die Sache vom symbolpublizistischen Standpunkt noch um eine Spur pikanter macht, ist der Umstand, dass das oben beschriebene Gosausee-Motiv, diesmal wieder in Grün, auf der Rückseite der 100-Schilling-Note vom 2. 1. 1947 unbekümmert wieder auftaucht, während die Vorderseite ein anderes Trachtenmädchen ziert.

Die deutsche Währung war in Österreich bis 21. Dezember 1945 gesetzliches Zahlungsmittel, galt also noch ein halbes Jahr in der Zweiten Republik. In dieser Zeit kursierten auch die von der alliierten Militärverwaltung ausgegebenen „AM-Schillinge" als offizielles Zahlungsmittel. Diese Noten waren schon 1944 (!) in London hergestellt worden. Nach sogenannten „Interimsnoten", die mit Banknoten der Ersten Republik oder des Ständestaates identisch waren (wenngleich sie immer das neue Bundeswappen, den einköpfigen Adler mit der gesprengten Kette, trugen), wurden ab 1948 die ersten für die Zweite Republik neu entworfenen Noten ausgegeben. Bis auf wenige Ausnahmen zeigen sie alle das neue Bundeswappen, wenngleich in unterschiedlicher künstlerischer Gestaltung.

1000 S Erwin Scrödinger
1000 S Erwin Schrödinger

1000 S Suttner
1000 S Suttner

1955 - Staatsvertrag#

1955, im Jahr des Staatsvertrags, wurden 25-Schillingmünzen in Silber ausgegeben. Da das Umprägen der 1-Pfennigstücke in Groschen zu teuer gekommen wäre, blieben diese bis weit nach dem Staatsvertrag im Umlauf. Im Herbst 1951 war das zunächst aus Zink geprägte 10-Groschenstück durch ein solches aus Aluminium ersetzt worden. Ein 20-Groschenstück aus Aluminiumbronze wurde 1950 ausgegeben, 1959 aber wieder eingezogen, da es sich als unpraktisch herausstellte. Die Aluminiummünzen der unmittelbaren Nachkriegszeit (50 Groschen, 1 Schilling, 2 Schilling, 5 Schilling) wurden nach und nach außer Kurs gesetzt. Nach 1957 gab es in Österreich silberne 10-Schillingstücke, ab 1959 waren 50-Groschenstücke und 1-Schilling-münzen aus Aluminiumbronze im Umlauf.

Während auf dem 10-Schillingstück der Bindenschild ab 1974 durch das Bundeswappen ersetzt wurde, blieb er auf der 5-Schillingmünze erhalten. Er schmückt auch das 50-Groschenstück und die 20-Schillingmünze. Die bis zum Euro geltende Münzeinheit, das 1-Schillingstück, weist kein Staatssymbol auf, sondern trägt drei Edelweißblüten. Hingegen zeigen die Silberprägungen im Wert von 25, 50 und 100 Schilling die Wappen der Bundesländer, zunächst ohne Bundeswappen und - wohl aus Gründen der Proportion - ohne Schildbekrönungen. Seit der 1964 ausgegebenen Gedenkmünze für Franz Grillparzer nimmt das Bundeswappen bei Gedenkmünzen in der Regel den Ehrenplatz unter den neun Landeswappen ein - man wird nicht fehlgehen, dies als ein äußeres Zeichen des erstarkten österreichischen Nationalbewußtseins zu interpretieren. Einige der Gedenkmünzen enthalten starke Bezüge zur Symbolik der österreichischen Bundesländer und zu jener Österreichs. Als Beispiele seien erwähnt:

1959: Andreas Hofer/Tiroler Adler (50 S)
1959: Erzherzog Johann/Steirischer Panther (25 S)
1965: Rudolf IV. der Stifter/Länderwappen (50 S)
1967: 250. Geburtstag Maria Theresias
1967: 100 Jahre Donauwalzer - Johann Strauß/Länderwappen (50 S)
1967: 50 Jahre Republik - Parlament/Länderwappen (50 S)
1974: 1200 Jahre Salzburger Dom/Länderwappen (50 S)
1974: 50 Jahre Österreichischer Rundfunk/Länderwappen (50 S)
1976: Herzogsstuhl - Kärntner Wappen/Bundeswappen (100 S)
1976: Reitersiegel Friedrichs II./Bundeswappen (1000 S)
1977: 1200 Jahre Kremsmünster - Tassilokelch/Länderwappen (100 S)
1978: 700 Jahre Schlacht bei Dürnkrut/Bindenschild und Symbol der Einheit der neun Bundesländer (100 S)
1981: 800 Jahre Verduner Altar/Länderwappen (500 S)
1985: 40 Jahre Frieden - „Austria" mit Palmzweig und rot-weiß-roter Konturenkarte Österreichs/Länderwappen (500 S)

Wie die aus der Fülle der bis zu Euro geltenden Zahlungsmittel ausgewählten Beispiele zeigen, zählen die österreichischen Münzen und Noten der Zweiten Republik künstlerisch zum Besten, was es auf diesem Gebiet gibt, ähnlich wie auch die österreichischen Briefmarken in Kupfertiefdruck, etwa aus der Hand eines Hans Ranzoni oder Rudolf Toth. Sie zeichnen sich auch durch besondere Fälschungssicherheit aus, die zuletzt durch die Verwendung von holographischen Verfahren noch gesteigert wurde.

Literatur#

Pick-Richter, Papiergeld. Spezialkatalog Österreich 1759-1986. Dornbirn 1986
Österreichische Nationalbank, Münz- und Papiergeld in Österreich 1816-1966. Katalog zur Ausstellung 1966
Peter Jaeckel, Die Münzprägungen des Hauses Habsburg 1780-1918 und der Republik Österreich seit 1918. Basel 1967
Wolfgang Häusler (Hg.), Geld - 800 Jahre Münzstätte Wien. Ausstellungskatalog, Wien 1994


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