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Die Symbole Tirols#

Landesgeschichte#

von Peter Diem

Buchtext S. 351ff.
--> Überblick und Links

Das „Land im Gebirge", wie Tirol ursprünglich genannt wurde, liegt an der breitesten Stelle der Ostalpen und umfasst als ihr einziges Land alle drei Hauptgebirgszüge: die nördlichen Kalkalpen, die Zentralalpen und die südlichen Kalkalpen. Die beiden Längstalfurchen, das Inntal im Norden und der Verlauf Rienz-Drau im Süden, sind über den Brennerpass, mit 1370 Meter der niedrigste Alpenpass, verbunden.

--> Franz-Heinz Hye, Grundzüge der Tiroler Landesgeschichte. Kulturabteilung der Tiroler Landesregierung, Innsbruck o. J.

Bild 'Tirol_Wappen'
Diese besondere Lage Tirols als Durchzugs- und Passland in der Nord-Süd- und der West-Ost-Richtung hat dem Land während seiner gesamten Geschichte seinen Charakter gegeben - von den vorrömischen Ureinwohnern, den Rätern, bis zu den Transitabkommen mit der Europäischen Union zu Ausgang des 20. Jahrhunderts. Schon die Römer, die Tirol von 15 vor bis 476 nach Christus beherrschten, führten kunstvolle Straßenbauten nicht nur über den Brenner, sondern auch über den Reschen- und den Fernpass sowie über den Pass von Scharnitz. Die Baiern drangen im 6. Jahrhundert in breiter Front in das Gebiet des heutigen Tirol ein. Sie konnten die ins Drautal vorstoßenden Alpenslawen zurückdrängen und die bis nach Bozen vorgerückten Langobarden an die Salurner Klause zurückwerfen. So wurde die wichtige Brennerstraße Teil des bairischen Herzogtums und damit Teil des Reiches. Um ihre Krönungs- und Heerstraße nach Italien zu sichern, entzogen die römisch-deutschen Kaiser nach der Jahrtausendwende das Gebiet dem bairischen Einfluss, indem sie es als reichsunmittelbares Lehen an die Bischöfe von Trient und Brixen vergaben. Da geistliche Fürstentümer nicht erblich waren, versprachen sich die deutschen Kaiser beständigen Einfluss auf diese strategisch-verkehrspolitisch so wichtigen Gebiete. Weil die Bischöfe aber zur weltlichen Verwaltung (Hohe oder Blutsgerichtsbarkeit sowie Landesverteidigung) die Hilfe von Vögten („advocati") in Anspruch nehmen mussten, gelangte das gesamte Gebiet schließlich in den erblichen Besitz der Grafen von Tirol (1140-1253). Sie nannten sich nach ihrer Burg bei Meran und gaben damit dem Land Tirol seinen Namen und sein Wappen.

Nach dem Aussterben der Grafen von Tirol erbten die Grafen von Görz das Territorium. Auf Meinhard II. von Tirol-Görz (1259-1295), den „Schmied des Landes Tirol", geht eine Neueinteilung von Nord- und Südtirol in Gerichtsbezirke zurück, die nicht nur die Rechtsprechung, sondern auch die politische Verwaltung auf unterer Ebene besorgten. Meinhards jüngster Sohn Heinrich hinterließ nach seinem Tode im Jahre 1335 eine Tochter, Margarete, mit dem Beinamen „die Maultasche". Nach einer auch politisch missglückten Kinderhochzeit (die Zwölfjährige wurde dem achtjährigen Böhmenprinzen Johann angetraut) ehelichte Margarete Maultasch 1342 Markgraf Ludwig von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach, der zuvor im „Großen Tiroler Freiheitsbrief" den Untertanen besondere Rechte eingeräumt hatte. Margarete überlebte ihren zweiten Gemahl und ihren Sohn und übergab schließlich das gesamte Erbe nicht an die Wittelsbacher, sondern an ihren Cousin Rudolf IV., den Stifter.

So kam Tirol 1363 an die Habsburger, die sich ihrerseits verpflichteten, die Tiroler Freiheitsrechte zu wahren. Damit war eines der wichtigsten großräumigen Wegkreuze Europas in österreichischem Besitz. Die Tiroler wussten sich weitere Privilegien zu sichern, so auch unter Herzog Friedrich IV. (1402-1439), der uns unter dem Beinamen „Friedl mit der leeren Tasche" in Erinnerung geblieben ist. Friedrich war eine der bemerkenswertesten Gestalten in der Tiroler Geschichte. Er verlor zunächst eine Schlacht gegen aufständische Bauern in der Schweiz, geleitete dann den Gegenpapst Johannes XXIII. im Jahr 1414 zum Konstanzer Konzil, verhalf ihm zur Flucht, wurde deshalb geächtet und gefangengesetzt, entfloh nach einem Jahr Haft verkleidet nach Tirol und baute dort seine Herrschaft neu auf. Er verlegte 1420 seine Residenz von Schloss Tirol bei Meran nach Innsbruck, von wo die österreichischen Vorlande besser zu administrieren waren. Das Zeitalter Sigmund des Münzreichen (1439-1490) und Kaiser Maximilians I._ (1490-1519), der Ausgang des Mittelalters, brachte Tirol durch den Kupfer- und Silberbergbau eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. An diese Periode erinnern das von Maximilian I. anläßlich seiner Hochzeit mit Bianca Maria Sforza€ von Mailand in Innsbruck in Auftrag gegebene „Goldene Dachl" seines Hofwerkmeisters Nikolaus Türing ebenso wie der berühmte gotische Flügelaltar von St. Wolfgang des Südtirolers Michael Pacher und die größte figurale Grabmalanlage des Abendlandes, das vom Maler Gilg Sesselschreiber u. a. entworfene Maximiliansgrab, für das der Enkel des Kaisers, Ferdinand I., die Innsbrucker Hofkirche errichten ließ.

Kriege gegen die Schweizer und Venedig sowie gegen Bayern brachten wechselndes Schlachtenglück, wobei der von Maximilian sehr geförderten Artillerie erstmals größere Bedeutung zukam. Das Tiroler Schützenwesen, das in der gesamten Neuzeit, über die napoleonischen Kriege bis in den Ersten Weltkrieg, eine entscheidende Rolle im Kampf um Tirol spielen sollte, wurde durch das Landlibell von 1511 in seine über Jahrhunderte gültige Organisationsform gebracht. Durch die Niederlage Österreichs gegen Frankreich und seine Verbündeten im dritten Koalitionskrieg geriet Tirol 1805 bis 1814 unter bayerische Herrschaft. Besonders der Tiroler Freiheitskampf von 1809, in dem sich die Tiroler Schützen unter Andreas Hofer und seinen Getreuen gegen einen übermächtigen Feind immer wieder durchsetzen konnten, um am Ende doch der zahlenmäßigen Überlegenheit, der Politik und Diplomatie weichen zu müssen, hat ihr Andenken unvergesslich gemacht.

Bild 'Suedtiroler_Wappen'
1814 kam Tirol inklusive der italienischen Gebiete Welschtirols wieder an Österreich. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, dessen Ende an der tirolerisch-italienischen Front infolge divergierender Auslegungen des Waffenstillstandes für die Tiroler Regimenter besonders bitter war (Gefangennahme abrückender Truppen), und dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 verlor Tirol das Gebiet südlich des Brenners an Italien - gegen die Formel des amerikanischen Präsidenten Wilson vom Selbstbestimmungsrecht der Völker. Die Italianisierungspolitik Mussolinis und später - 1939/43 - die Umsiedelung von 75.000 deutschsprachigen Südtirolern ins Deutsche Reich Adolf Hitlers stellten schwere Belastungen für Südtirol dar. Erst Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg sollte sich das Südtirolproblem durch ein wirksames Autonomiestatut in gutnachbarschaftlichem, europäischem Geist lösen. Während der Zeit der deutschen Besetzung 1938-1945 waren Nordtirol und Vorarlberg in einem „Reichsgau" vereinigt, während Osttirol bis 1947 zu Kärnten geschlagen wurde. Vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1955 war Nordtirol von französischen, Osttirol aber von britischen Truppen besetzt.

Der Wiederaufbau einer Qualitätsindustrie, der Ausbau der Energieversorgung und die Errichtung eines leistungsfähigen Straßennetzes sowie die Förderung des Fremdenverkehrs waren die wichtigsten Aufgaben Tirols nach dem Krieg. 1964 wurden die getrennten Diözesen Bozen-Brixen und Innsbruck errichtet, 1969 ein „Paket" von Maßnahmen zur Erlangung einer dauerhaften Autonomie für Südtirol beschlossen. Die schönste Auszeichnung für das neu erstandene Tirol war die Abhaltung der Olympischen Winterspiele, die zweimal, nämlich 1964 und 1976, in Innsbruck, der Tiroler Landeshauptstadt, ausgetragen wurden und den Namen des Landes Tirol in aller Welt bekannt machten.

Demographische Daten:
Fläche: 12.648 km2
Wohnbevölkerung (2008): 703.512
Einwohner Innsbruck: 118.902 = 16,9 Prozent
Ausländeranteil: 73.391 = 10,4 Prozent
Prozente Landtagswahl 2008: ÖVP 40.5, SPÖ 15.5,  FPÖ 12.4, Grüne 10.7, FRITZ 18.4

Website zur Geschichte Tirols

Karte Nord- und Osttirol

Bild 'Tirol'


Karte Südtirol

Bild 'suedtirol'


Vergleiche auch die Kartenskizze über das Werden Tirols.

Weiteres Kartenmaterial