Manfried Welan (*1937)#
Österreich war eine Republik der Mandarine, ohne eine Republik der Manager geworden zu sein.
Autriche oblige.
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Magistris discipulisque rei publicae
Motto: „Die geschriebene Verfassung repräsentiert den höchsten Triumph des juristischen Erfindungsgeistes, weil mit ihr versucht wird, die politische Struktur in eine feste Form zu gießen und die Möglichkeiten der Gesetzgebung zu begrenzen. Eine solche Verfassung trennt und verteilt nicht nur die Staatsgewalten, sondern versucht auch durch die Festlegung von Grundrechten gewisse Bezirke abzustecken, die dem Arm der Regierung und sogar dem Arm des Gesetzgebers entzogen werden.“
(William Seagle, Weltgeschichte des Rechts)
Vorwort
In der Gymnasialzeit lernte ich die Verfassung der Vereinigten Staaten kennen und damit die „fixed and limited constitution“, in welcher der alte Gedanke der politia mixta fortwirkt.
Die österreichische Verfassung lernte ich erst einige Jahre später im Jus-Studium an der Universität Wien kennen. Adolf Julius Merkl, Walter Antoniolli, Günther Winkler und René Marcic waren sehr unterschiedliche Lehrer. Jedem verdanke ich viel. Die Verfassung faszinierte mich, vor allem ihr Aufbau und Stil, der Stufenbau der Rechtsordnung und die Garantien der Verfassung und Verwaltung. Als junger Jurist war ich von der Unwissenheit der meisten Menschen und vom Desinteresse an der Verfassung enttäuscht. 1961 schrieb ich in einem Wiener Bezirksblatt „Eine unbekannte Vierzigjährige“. Gemeint war unsere Bundesverfassung. Heute ist sie über 90 Jahre alt und eine der ältesten Verfassungen der Welt. Aber sie ist noch immer für viele eine Unbekannte. Sie wurde nie eine „weltliche Bibel“, vielleicht weil hier ja auch die geistliche Bibel nie ein Hausbuch war. Wenn man sich über 50 Jahre mit der Verfassung beschäftigt hat, so hat man so seine Erfahrungen. Man hat nicht nur gerade, sondern auch schräge Gedanken. In diesem Buch sind beide enthalten. Es ist nicht abgeschlossen, sondern ein „work in progress“ und ein „work in process“. Ich hoffe, dass es in diesem Sinn Anregungen bietet.
Eine Türkin sagte zu mir: "Die Österreicher haben eine verdünnte Identität"
Frage an Welan: "Warum muss sich gerade bei einem Staatssymbol der Provinzialismus so austoben?"
Antwort von Welan: "Weil Provinzialismus ein wesentliches Element unserer politischen Kultur ist."