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Androsch, Hannes#


* 18. 4. 1938, Wien

† 11. 12. 2024, Wien


Steuerberater, Politiker (SPÖ),
Unternehmer

Hannes Androsch
Hannes Androsch. Foto, 1995
© Androsch International Management Consulting Ges.m.b.H., (Foto Nora Schuster), für AEIOU

Hannes Androsch wurde am 18. April 1938 als Sohn eines Steuerberaters in Wien geboren.

Bereits in seiner Schulzeit war er bei der Sozialistischen Jugend, später beim Verband Sozialistischer Mittelschüler aktiv; außerdem war er begeisterter Sportler (Radfahrer, Skifahrer, Handball, Fußball etc.).

Nach der Matura absolvierte er ein Studium an der Hochschule für Welthandel in Wien, wo er 1959 seinen Abschluss als "Diplomkaufmann" machte und 1969 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften promovierte.

1960 wurde er zum Wiener Obmann und 1962 zum Verbandsobmann des Verbandes Sozialistischer Studenten (VSStÖ ) gewählt. Von 1963 bis 1966 war er als Sekretär für Wirtschaftsfragen im Klub der sozialistischen Abgeordneten tätig und leistete seinen (verkürzten) Präsenzdienst.

Als sein Vater 1965 verstarb, musste Hannes Androsch frühzeitig die Berufsbefugnis erwerben, um in die Kanzlei eintreten zu können; 1968 wurde er beeideter Wirtschaftsprüfer und Steuerberater.

1967 zog er als bis dahin jüngster Abgeordneter in das Parlament ein und war von 1967 bis 1981 Abgeordneter zum Nationalrat, von 1972 bis 1983 Mitglied des Bundesparteivorstandes der SPÖ.

Er war von 1970 bis 1981 Finanzminister und zusätzlich von 1976 bis 1981 Vizekanzler unter Bruno Kreisky.


In seiner Zeit als Finanzminister wurde die Umsatzsteuer auf das Mehrwertsteuersystem umgestellt. Hannes Androsch war Verfechter der Hartwährungspolitik und wurde auch - über alle Parteigrenzen hinweg - als Wirtschaftsexperte anerkannt. Er galt lange Zeit als möglicher Nachfolger von Bundeskanzler Bruno Kreisky. Wegen Unvereinbarkeit von politischem Amt und beruflicher Tätigkeit im Rahmen seiner Steuerberatungskanzlei "Consultatio" schied er auf Druck Kreiskys aus der Regierung aus.


Dipl.-Kfm. Dr. Hannes Androsch war von 1981 bis 1988 Generaldirektor der CA-Creditanstalt Bankverein (heute Teil der UniCreditGruppe), verließ diese Position jedoch wegen gerichtlicher Verfahren und wurde 1988 Konsulent der Weltbank.


1989 gründete er die AIC Androsch International Management Consulting GmbH (vorwiegend Unternehmensberatung in Osteuropa) und begann 1994 den Aufbau einer industriellen Beteiligungsgruppe (Austria Technologie & Systemtechnik AG, Österreichische Salinen AG u.a.)

2015 wurde Hannes Androsch neues Mitglied des "Chongqing International Economic Advisory Council" in China.
(Die chinesische Stadt Chongqing ist nicht nur die größte Stadt der Welt mit rund 34 Millionen Einwohnern, sondern spielt auch eine wesentliche Rolle im derzeit größten Entwicklungsprojekt Chinas: "One Belt One Road". Dieses Projekt nimmt das Thema der Seidenstraße auf und soll über eine umfassende, neue Infrastruktur China über Zentralasien mit Westeuropa verbinden. Das Council besteht aus 35 CEOs der Fortune Top 500 Unternehmen und berät den Bürgermeister.)

Er starb unerwartet am 11. 12. 2024 im Alter von 86 Jahren.



Dr. Androsch lebte in Wien und Altaussee; er war als Industrieller tätig und vielfältig wirtschafts-, wissenschafts- und gesellschaftspolitisch aktiv:

  • so bekleidet er u.a. mehr als 30 Ehrenämter (vom Direktoriumsmitglied der Konzerthausgesellschaft über den Senator der Akademie der Wissenschaften bis zum Vorstandsmitglied des "Bergmännischen Verbandes Österreichs")
  • er ist Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung
  • er war langjähriger Unirats-Vorsitzende der Montanuniverität Leoben (MUL)
  • er errichtete 2004 die gemeinnützige "Stiftung Hannes Androsch bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften" (die bedeutendste von privater Hand getragene gemeinnützige Stiftung zur ausschließlichen Förderung von Wissenschaft und Forschung in Österreich seit 1945)
  • er war 2010 Regierungskommissär für die österreichische Beteiligung an der Expo 2010 in Shanghai
  • er initiierte 2011 das Volksbegehren "Bildungsinitiative" (VBBI)
  • er war 2012 Vorsitzender des Personenkomitees "Unser Heer" (von SPÖ initiierte Initiative für Einführung eines Berufsheeres in Österreich)

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich, 1974
  • Verdienstorden der Republik Polen II. Klasse, 1977
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern, 1998
  • Ehrenring der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2008
  • Verleihung des Ehrendoktorats der Hochschule für Rechtswissenschaften in Bratislava, Slowakei , 2008
  • Verleihung des Ehrendoktorats der Universität New Orleans, USA, 2009
  • Hannes-Androsch-Weg in Hall in Tirol, 2010
  • Verleihung des Ehrendoktorats an der Universität Salzburg, 2011
  • Golden Biatec ("Informal Economic Forum", Bratislava), 2012
  • Verleihung des Ehrendoktorats der Montanuniverität Leoben (MUL), 2013
  • Goldene Ehrennadel der österreichischen Wirtschaft, 2013
  • Zahlreiche Ehrenbürgerschaften
  • Ehrensenator der Montanuniversität Leoben und der Wirtschafts-Universität Wien
  • der "Hannes Androsch Preis" wird von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für hervorragende Beiträge zu den Sozial- und Wirtschaftwissenschaften vergeben

Werke, Publikationen (Auswahl)#

  • Der Weg in die Hofburg - Dr. Rudolf Kirchschläger (m. B. Jaminskyj, K. Schleinzer, B. Kreisky), 1975
  • Staat, Steuern, Gesellschaft, Wirtschaftspolitik als Gesellschaftspolitik in der Welt von morgen, 1978
  • Ein Überblick über die österreichische Währungspolitik von 1760-1984 vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklung, 1985
  • Die Sozialversicherung, die private Lebensversicherung und die Banken als komplementäre Träger der Eigenvorsorge, 1986 (Schriftenreihe der Wüstenrot Versicherungs-Aktiengesellschaft 1/1986)
  • Auf der Suche nach Identität. Österreich. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Eine Synthese der Widersprüche, 1988
  • Investitionsleitfaden Osteuropa. Eine Jahrhundertchance, 1996
  • Der Stand der Dinge, 2000
  • Warum Österreich so ist, wie es ist. Eine Synthese aus Widersprüchen, 2003
  • Wirtschaft und Gesellschaft. Österreich 1945-2005, 2005
  • Das Neue Österreich. Denkanstösse (m. K. Aigner, P. Huemer, A.Rohan, G. Haider), 2006
  • Afloat on a Turbulent Ocean. A Reflective View of Austria in the 20th Century, 2007
  • Das Viva-Mayr Kochbuch. Gesundheit, die schmeckt!, 2008
  • Das Ende der Bequemlichkeit. 7 Thesen zur Zukunft Österreichs, 2013
  • Niemals aufgeben. LEBENSBILANZ UND AUSBLICK, (gem. m. P. Pelinka), Biographie, 2015

Herausgeber

  • Österreich. Geschichte und Gegenwart, 1987
  • Beppo Mauhart. Politik, Tabak und 60 Jahre, 1993
  • Die weltwirtschaftliche Herausforderung und Konsequenzen für die Unternehmenspolitik, 1990
  • Karl Waldbrunner. Pragmatischer Visionär für das neue Österreich, Wien 2006
  • Das Neue Österreich. Denkanstöße, 2006
  • Von Bretton Woods zum Euro. Österreich auf dem Weg zur europäischen Integration, 2007
  • Fritz Hofmann. Leitlinien, 2008
  • Im Wendekreis der Weltwirtschaft: Ein Kaleidoskop rund um den 70. Geburtstag von Hannes Androsch, 2008
  • Österreich - Geschichte, Gegenwart, Zukunft, 2010
  • 1814. 1914. 2014. 14 Ereignisse, die die Welt verändert haben (gem. m. Manfred Matzka. Bernhard Ecker), 2014
  • Österreich - Wohin soll das Land gehen? (gem. mit J. Taus) 2015

Literatur#

  • L. Palme, A., 1999
  • Ch. Dickinger, Der Kreisky-Androsch-Konflikt, 2000

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl


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