Hannes Androsch
Hannes Androsch (* 18. April 1938 in Wien) ist ein österreichischer Unternehmer sowie ehemaliger Politiker (SPÖ) und ehemaliger Steuerberater.
Leben
Nach der Matura 1956 studierte Hannes Androsch an der Hochschule für Welthandel in Wien. 1959 erwarb er sein Diplom, 1969 erfolgte die Promotion.[1] Ab 1966 war Androsch als Steuerberater und ab 1968 als Wirtschaftsprüfer tätig. 1970 gründete Androsch die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei Consultatio in Wien-Floridsdorf und führte sie mit dem Witwenfortbetrieb seiner Mutter zusammen.
Androsch war von 1967 bis 1981 Abgeordneter zum Nationalrat, von 1970 bis 1981 österreichischer Finanzminister und zusätzlich von 1976 bis 1981 Vizekanzler unter Bruno Kreisky. Der „aufstrebende Jungstar“, bereits mit 32 Jahren Minister geworden, und der „Sonnenkönig“ (so die Medien über die beiden Politiker) waren oft unterschiedlicher Meinung. Androsch und seine Freunde hätten Kreisky gern als Bundespräsidenten und Androsch als Bundeskanzler gesehen; Kreisky und seine Freunde wollten den gefährlichen Konkurrenten ausschalten, mussten aber seine Popularität fürchten.
Letztlich nahm Kreisky an einer Situation Anstoß, die schon über zehn Jahre lang bestand: Der Finanzminister war zugleich Inhaber bzw. Teilhaber einer Steuerberatungskanzlei, die unter anderem Aufträge staatseigener Unternehmen erhielt. Man machte nun Unvereinbarkeit geltend: Androsch musste 1980 alle seine politischen Funktionen zurücklegen.[2]
Daraufhin bekleidete Androsch von 1981 bis 1988 das Amt des Generaldirektors der damals im Staatseigentum befindlichen Creditanstalt. 1988 war er Konsulent der Weltbank. Erst nach 1980 kam es zur Aufnahme von gerichtlichen Erhebungen wegen länger zurückliegender finanzieller Unklarheiten und zur Anklage wegen privater Schwarzgeldkonten Androschs. Seine Angabe, sein reicher Wahlonkel Gustav Steiner habe ihm viel Geld zur Verfügung gestellt, erwies sich nicht als tragfähig: Androsch wurde nach einem langen Gerichtsverfahren, welches sämtliche Instanzen durchlaufen hatte, schließlich rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Zusätzlich wurde er 1988 in der Folge des AKH-Skandals verurteilt.[3] In der Folge verlor er auch sein Amt bei der CA.[2][4]
Seit 1989 ist Androsch Geschäftsführender Gesellschafter der AIC-Androsch International Consulting und seit 1997 Miteigentümer der Salinen Beteiligungs GmbH und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Salinen Austria AG (ehemals Österreichische Salinen AG). Seit 1994 ist er Miteigentümer von AT & S, Europas größtem Leiterplattenhersteller, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er auch ist. Weiters ist Androsch auch Aufsichtsratsvorsitzender bei bwin, wo er auch eine Beteiligung hält. In seiner zweiten Karriere als Industrieller ist Androsch überaus erfolgreich, weiterhin prominent und allgemein anerkannt. Als ehemaliger Politiker wird er von den Medien auch immer wieder zur aktuellen politischen Lage Österreichs befragt.
2003 wurde er Vorsitzender des Universitätsrates der Montanuniversität Leoben. 2004 erfolgte die Errichtung der „Stiftung Hannes Androsch bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften“. Am 20. Oktober 2008 erhält er als Würdigung ob seiner Verdienste um die Akademie den von ihr neu geschaffenen Ehrenring. Seit 11. November ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Finanzmarktbeteiligung Aktiengesellschaft. Am 21. Oktober 2010 wurde Androsch zum Vorsitzenden des Rates für Forschung und Technologieentwicklung gewählt.[5] Er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der größten außeruniversitären Forschungseinrichtung Österreichs, des AIT (Austrian Institute of Technology).[6]
Androsch ist Präsident des Vereines „Bildungsinitiative für die Zukunft“, der im November 2011 das Volksbegehren Bildungsinitiative betrieb.
Familiäres
Hannes Androsch ist seit 1964 mit der Juristin Brigitte, geb. Schärf (eine Großnichte des früheren Bundespräsidenten Adolf Schärf), verheiratet.[2] Das Paar hat zwei Töchter: die Schauspielerin Claudia (* 1964) und Natascha (* 1968). Mit der Wirtschaftspsychologin Claudia Rothschedl hat er einen Sohn, Gregor Rothschedl (* 1997). Hannes Androsch lebt in Wien und Altaussee.[7]
Auszeichnungen
Orden und Ehrenzeichen
- 1974 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[8]
- 1977 Verdienstorden der Republik Polen II. Klasse
- 1978 Ehrenzeichen des Landes Tirol
- 1979 Gedenkmedaille des Parlaments der Tschechischen Republik
- 1979 Großkreuz des Schwedischen Nordsternorden
- 1998 Ehrenring der Gemeinde Altaussee
- 1998 Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern
- 2000 Ehrenkreuz des Arbeiter-Samariter-Bundes am Rot-Weiss-Roten Band
- 2001 Goldenes Ehrenzeichen der Bruderschaft St. Christoph
- 2002 Ehrenring der Stadt Leoben
- 2003 Viktor-Adler-Plakette der SPÖ
- 2003 Ehrenzeichen der Stadt Hall in Tirol
- 2004 Ehrenring der Stadtgemeinde Fehring
- 2005 Sigillum Civitatis In Leoben (Siegel der Bürgerschaft von Leoben)
- 2008 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- 2013 Goldene Ehrennadel der Wirtschaftskammer Österreich
- 2013 Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten
Sonstige Ehrungen
- 1983 Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien
- 1998 Ehrenbürger der Gemeinde Fohnsdorf
- 2001 Ehrenmitglied des Wiener Wirtschaftsklubs
- 2003 Benennung eines neuen, sehr ergiebigen Lagerstättenteiles im Salzbergwerk Altaussee (Dr. Hannes Androsch Horizont)
- 2005 Ehrenpräsident des Arbeiter-Samariter-Bundes
- 2008 Ehrenring des Arbeiter-Samariter-Bundes
- 2008 Ehrendoktorat der Hochschule für Rechtswissenschaften in Bratislava, Slowakei
- 2008 Ehrensenator der Montanuniversität Leoben
- 2008 Ehrenbürger der Stadt Leoben[9]
- Ehrenmitglied der Jeunesse
- 2009 Ehrendoktorat der Universität New Orleans, USA
- 2011 Ehrendoktorat der Universität Salzburg
- 2013 Ehrendoktorat der Montanuniversität Leoben
- 2015 Ehrensenator der Technischen Universität Wien[10]
Publikationen
- "Staat, Steuern, Gesellschaft – Wirtschaftspolitik als Gesellschaftspolitik in der Welt von morgen", 1978
- "Die politische Ökonomie der österreichischen Währung", 1985
- "Die Sozialversicherung, die private Lebensversicherung und die Banken als komplementäre Träger der Eigenvorsorge", 1986
- "Auf der Suche nach Identität. Österreich-Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Eine Synthese der Widersprüche", 1988
- "Investitionsleitfaden Osteuropa. Eine Jahrhundertchance", 1996
- "Der Stand der Dinge", 2000
- "Warum Österreich so ist, wie es ist. Eine Synthese aus Widersprüchen", 2003
- "Europa: Weshalb es so nicht weitergehen kann", 2005
- "Das Ende der Bequemlichkeit – 7 Thesen zur Zukunft Österreichs", 2013
- Niemals aufgeben: Lebensbilanz und Ausblick, aufgezeichnet von Peter Pelinka, Ecowin-Verlag, Salzburg 2015, ISBN 978-3-7110-0068-2
- Einspruch: Der Zustand der Republik und wie sie noch zu retten ist, gemeinsam mit Josef Moser, Edition a, Wien 2016, ISBN 978-3-99001-200-0
Literatur
- Liselotte Palme: Androsch. Ein Leben zwischen Geld und Macht. Wien 1999.
- Barbara Liegl, Anton Pelinka: Chronos und Ödipus: Der Kreisky-Androsch-Konflikt. Braumüller, Wien 2004, ISBN 3-7003-1476-0.
- Christian Dickinger: Der Kreisky-Androsch-Konflikt. Saarbrücken 2010.
- Vereinsregisterauszug des Vereines "Bildungsinitiative für die Zukunft", ZVR-Zahl 893139934 abgerufen am 3. November 2011
Weblinks
- Hannes Androsch auf den Webseiten des österreichischen Parlaments
- Eintrag zu Hannes Androsch im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Literatur von und über Hannes Androsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hannes Androsch. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.)
- www.androsch.com
- Archivaufnahmen mit und über Hannes Androsch im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek (Reden, Interviews, Radiobeiträge)
Einzelnachweise
- ↑ Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek.
- 1 2 3 Die Welt bis gestern: Androsch: Mit ihm verlor Kreisky sein Glück. In: Die Presse. 12. April 2008, online auf diepresse.com, abgerufen am 23. Jänner 2020.
- ↑ SPÖ-Kronprinz, Industriekapitän, Fabelwesen – Hannes Androsch wird 80. In: News.at. 17. April 2018, abgerufen am 24. Juli 2018.
- ↑ Affären: Leider nein. In: Der Spiegel. Nr. 4 / 1988, vom 25. Jänner 1988, online auf spiegel.de, abgerufen am 23. Jänner 2020.
- ↑ Ministerinnen Bures und Karl gratulieren neuem Vorsitzteam des Forschungsrates. BMWF, 21. Oktober 2010, archiviert vom Original am 14. Mai 2013; abgerufen am 5. November 2010.
- ↑ Management und Struktur. In: ait.ac.at. Abgerufen am 23. Jänner 2020.
- ↑ Der Standard (12. Juli 2006): "Von mir aus auch mit Schwimmbad", Abgerufen am 2. September 2014
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
- ↑ http://www.androsch.com/media/news/1409_20080628_oberstzeitung_ehrenb%C3%BCrger.pdf
- ↑ TU Wien: Ehrensenatoren. Abgerufen am 9. September 2019.
Personendaten | |
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NAME | Androsch, Hannes |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Unternehmer und Politiker (SPÖ), Abgeordneter zum Nationalrat |
GEBURTSDATUM | 18. April 1938 |
GEBURTSORT | Wien |
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Hannes Androsch beim Geburtstagsfest für Hannes Androsch und Karl Blecha, 21.04.2013 | Geburtstagsfest für Hannes Androsch und Karl Blecha, 21.04.2013 Uploaded and cropped by Rosso Robot | SPÖ Presse und Kommunikation , Foto: Thomas Lehmann | Datei:2013-04-21-Hannes Androsch.jpg | |
Wappen der Republik Österreich : Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist: Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone …. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“ Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt. | Heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 2 B-VG , in der Fassung BGBl. Nr. 350/1981 , in Verbindung mit dem Bundesgesetz vom 28. März 1984 über das Wappen und andere Hoheitszeichen der Republik Österreich (Wappengesetz) in der Stammfassung BGBl. Nr. 159/1984 , Anlage 1 . | Austrian publicist de:Peter Diem with the webteam from the Austrian BMLV (Bundesministerium für Landesverteidigung / Federal Ministry of National Defense) as of uploader David Liuzzo ; in the last version: Alphathon , 2014-01-23. | Datei:Austria Bundesadler.svg | |
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