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Die Assoziation zum ‚häuslichen Bett‘ ist faulenzen, ausruhen, sich lieben. Dementsprechend ist es zur
bequemen gesellschaftsfähigen Liegestätte mutiert. Die geänderte symbolische Botschaft läßt ein breiteres
Spektrum an Auswahlkriterien zu. Im Konkreten bestimmen heute individuelles Bedürfnis und pragmatische
Überlegungen gemeinsam mit hinter Geschmacksfragen verborgenen nicht ausgesprochenen Wünschen und
Vorstellungen die Wahl.
Die Unterscheidung zwischen relevanten und irrelevanten Designprodukten liegt im Verhältnis von Ge-
brauchsfähigkeit, produktionstechnischem Know how und der Vermittlung von sinnlich Wahrnehmbaren.
Das Maß der Komplexität, mit der diese Prämissen vom Gestalter wahrgenommen und im Produkt umge-
setzt werden, bestimmt auf Dauer die Relevanz des Produkts.
Aus diesem Grund ist es möglich, dass sogenanntes anonymes Design mancher alltäglicher Gegenstände
größere Relevanz besitzt als so manches Produkt eines ‚Stardesigners‘, das über die Eigendynamik eines
mit dem Kunstmarkt vergleichbaren Marktes für einen gewissen Zeitraum mediale Bedeutung erlangt.
Die Folgewirkung ist eine Überbewertung von Originalität und Erstmaligkeit. Die Partizipation an bzw.
die Weiterentwicklung von bereits Bestehendem ist ein fast unmerklicher Vorgang der kleinen Schritte,
der dem heutigen Kreativitätsbegriff zuwiderläuft. Aufgeheizt durch die im Zeitraffer an uns vorbeiziehende
computergenerierte Bilderflut haben die meisten verlernt – tief durchatmend – die Essenz der Bilder
zu entdecken.
Es liegt im Verantwortungsbereich von Designerinnen und Designern, solche und andere Zusammenhänge
zu erkennen und diese Erkenntnisse prozesshaft in ein Produkt einfließen zu lassen. Je weniger kokett dieser
Prozess von statten geht, desto selbstverständlicher wird das Ergebnis sein. Im besten Fall macht einzig
unser Wissen über die Herkunft der Dinge den Unterschied zwischen anonymem und bewusst entwickeltem
Design aus.
Irmgard Frank
in: Zschokke, Walter (Red.) Raum denken – Thinking space [= BauArt Heft 4], Wien, 1996, S. 30-35
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AMM ArchitektInnen machen Möbel
- Title
- AMM ArchitektInnen machen Möbel
- Author
- Judith Augustinovic
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-681-9
- Size
- 14.8 x 25.0 cm
- Pages
- 104
- Keywords
- Architektur, Möbel, Sessel, Tische, Stühle, Holz, Nachhaltigkeit
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort | Irmgard Frank 7
- amm ist gestalterische Haltung und Bekenntnis zu Qualität | Judith Augustinovic 8
- Lilli Hollein 11
- Eva Guttmann 12
- Eberhard Schrempf 13
- Gebhart Blazek 14
- Marion Kuzmany 15
- Thomas Benz 16
- Marina Hämmerle 17
- Ursula Diefenbach und Christoph Adametz 19
- Die Wahrnehmung Möbel | Irmgard Frank 20
- Entwurf und Werkstück 27
- ‚Der Baum wächst nach oben.‘ 31
- Wintersemester 2018|19 . Anna-Lülja Praun Möbelwettbewerb 32
- Eugen Gross 33
- Antje Senarclens de Grancy 34
- Markus Bogensberger 35
- KARLI und Eugen Gross 37
- amm Möbel 38
- Austrian Interior Design Award 2018 57
- Präsentationen – Ausstellungen – Messen 58
- Positionen der Studierenden 64
- An den Hobelbänken 68
- Sommersemester 2019 . Handwerk trifft Design 72
- Paul Streit 76
- Margret Rausch 78
- Johannes Wohofsky 79
- TeilnehmerInnen seit 2017 91
- Chronologie 101
- Impressum 102