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nichts begreiflich machen«, sagte der andere. K. antwortete nichts mehr; muß
ich, dachte er, durch das Geschwätz dieser niedrigsten Organe - sie geben
selbst zu, es zu sein - mich noch mehr verwirren lassen? Sie reden doch
jedenfalls von Dingen, die sie gar nicht verstehen. Ihre Sicherheit ist nur
durch ihre Dummheit möglich. Ein paar Worte, die ich mit einem mir
ebenbürtigen Menschen sprechen werde, werden alles unvergleichlich klarer
machen als die längsten Reden mit diesen. Er ging einige Male in dem freien
Raum des Zimmers auf und ab, drüben sah er die alte Frau, die einen noch
viel älteren Greis zum Fenster gezerrt hatte, den sie umschlungen hielt. K.
mußte dieser Schaustellung ein Ende machen: »Führen Sie mich zu Ihrem
Vorgesetzten«, sagte er. »Wenn er es wünscht; nicht früher«, sagte der
Wächter, der Willem genannt worden war. »Und nun rate ich Ihnen«, fügte er
hinzu, »in Ihr Zimmer zu gehen, sich ruhig zu verhalten und darauf zu warten,
was über Sie verfügt werden wird. Wir raten Ihnen, zerstreuen Sie sich nicht
durch nutzlose Gedanken, sondern sammeln Sie sich, es werden große
Anforderungen an Sie gestellt werden. Sie haben uns nicht so behandelt, wie
es unser Entgegenkommen verdient hätte, Sie haben vergessen, daß wir,
mögen wir auch sein was immer, zumindest jetzt Ihnen gegenüber freie
Männer sind, das ist kein kleines Übergewicht. Trotzdem sind wir bereit, falls
Sie Geld haben, Ihnen ein kleines Frühstück aus dem Kaffeehaus drüben zu
bringen.«
Ohne auf dieses Angebot zu antworten, stand K. ein Weilchen lang still.
Vielleicht würden ihn die beiden, wenn er die Tür des folgenden Zimmers
oder gar die Tür des Vorzimmers öffnete, gar nicht zu hindern wagen,
vielleicht wäre es die einfachste Lösung des Ganzen, daß er es auf die Spitze
trieb. Aber vielleicht würden sie ihn doch packen und, war er einmal
niedergeworfen, so war auch alle Überlegenheit verloren, die er jetzt ihnen
gegenüber in gewisser Hinsicht doch wahrte. Deshalb zog er die Sicherheit
der Lösung vor, wie sie der natürliche Verlauf bringen mußte, und ging in sein
Zimmer zurück, ohne daß von seiner Seite oder von Seite der Wächter ein
weiteres Wort gefallen wäre.
Er warf sich auf sein Bett und nahm vom Waschtisch einen schönen Apfel,
den er sich gestern abend für das Frühstück vorbereitet hatte. Jetzt war er sein
einziges Frühstück und jedenfalls, wie er sich beim ersten großen Bissen
versicherte, viel besser, als das Frühstück aus dem schmutzigen Nachtcafé
gewesen wäre, das er durch die Gnade der Wächter hätte bekommen können.
Er fühlte sich wohl und zuversichtlich, in der Bank versäumte er zwar heute
vormittag seinen Dienst, aber das war bei der verhältnismäßig hohen Stellung,
die er dort einnahm, leicht entschuldigt. Sollte er die wirkliche
Entschuldigung anführen? Er gedachte es zu tun, Würde man ihm nicht
glauben, was in diesem Fall begreiflich war, so konnte er Frau Grubach als
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Der Prozeß
- Title
- Der Prozeß
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 158
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155