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tut. »Wie einfach Ihnen alles scheint!« sagte er dabei zu K., »wir sollten der
Sache einen versöhnlichen Abschluß geben, meinten Sie? Nein, nein, das geht
wirklich nicht. Womit ich andererseits durchaus nicht sagen will, daß Sie
verzweifeln sollen. Nein, warum denn? Sie sind nur verhaftet, nichts weiter.
Das hatte ich Ihnen mitzuteilen, habe es getan und habe auch gesehen, wie Sie
es aufgenommen haben. Damit ist es für heute genug und wir können uns
verabschieden, allerdings nur vorläufig. Sie werden wohl jetzt in die Bank
gehen wollen?« »In die Bank?« fragte K., »ich dachte, ich wäre verhaftet.« K.
fragte mit einem gewissen Trotz, denn obwohl sein Handschlag nicht
angenommen worden war, fühlte er sich, insbesondere seitdem der Aufseher
aufgestanden war., immer unabhängiger von allen diesen Leuten. Er spielte
mit ihnen. Er hatte die Absicht, falls sie weggehen sollten, bis zum Haustor
nachzulaufen und ihnen seine Verhaftung anzubieten. Darum wiederholte er
auch: »Wie kann ich denn in die Bank gehen, da ich verhaftet bin?« »Ach
so«, sagte der Aufseher, der schon bei der Tür war, »Sie haben mich
mißverstanden. Sie sind verhaftet, gewiß, aber das soll Sie nicht hindern,
Ihren Beruf zu erfüllen. Sie sollen auch in Ihrer gewöhnlichen Lebensweise
nicht gehindert sein.« »Dann ist das Verhaftetsein nicht sehr schlimm«, sagte
K. und ging nahe an den Aufseher heran. »Ich meinte es niemals anders«,
sagte dieser. »Es scheint aber dann nicht einmal die Mitteilung der Verhaftung
sehr notwendig gewesen zu sein«, sagte K. und ging noch näher. Auch die
anderen hatten sich genähert. Alle waren jetzt auf einem engen Raum bei der
Tür versammelt. »Es war meine Pflicht«, sagte der Aufseher. »Eine dumme
Pflicht«, sagte K. unnachgiebig. »Mag sein«, antwortete der Aufseher, »aber
wir wollen mit solchen Reden nicht unsere Zeit verlieren. Ich hatte
angenommen, daß Sie in die Bank gehen wollen. Da Sie auf alle Worte
aufpassen, füge ich hinzu: ich zwinge Sie nicht, in die Bank zu gehen, ich
hatte nur angenommen, daß Sie es wollen. Und um Ihnen das zu erleichtern
und Ihre Ankunft in der Bank möglichst unauffällig zu machen, habe ich
diese drei Herren, Ihre Kollegen, hier zu Ihrer Verfügung gestellt.« »Wie?«
rief K. und staunte die drei an. Diese so uncharakteristischen, blutarmen,
jungen Leute, die er immer noch nur als Gruppe bei den Photographien in der
Erinnerung hatte, waren tatsächlich Beamte aus seiner Bank, nicht Kollegen,
das war zu viel gesagt und bewies eine Lücke in der Allwissenheit des
Aufsehers, aber untergeordnete Beamte aus der Bank waren es allerdings.
Wie hatte K. das übersehen können? Wie hatte er doch hingenommen sein
müssen von dem Aufseher und den Wächtern, um diese drei nicht zu
erkennen! Den steifen, die Hände schwingenden Rabensteiner, den blonden
Kullich mit den tiefliegenden Augen und Kaminer mit dem unausstehlichen,
durch eine chronische Muskelzerrung bewirkten Lächeln. »Guten Morgen«,
sagte K. nach einem Weilchen und reichte den sich korrekt verbeugenden
Herren die Hand. »Ich habe Sie gar nicht erkannt. Nun werden wir also an die
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Der Prozeß
- Title
- Der Prozeß
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 158
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155