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Bank zurück und ging weiter. »Die meisten Angeklagten sind so
empfindlich«, sagte der Gerichtsdiener. Hinter ihnen sammelten sich jetzt fast
alle Wartenden um den Mann, der schon zu schreien aufgehört hatte, und
schienen ihn über den Zwischenfall genau auszufragen. K. entgegen kam jetzt
ein Wächter, der hauptsächlich an einem Säbel kenntlich war, dessen Scheide,
wenigstens der Farbe nach, aus Aluminium bestand. K. staunte darüber und
griff sogar mit der Hand hin. Der Wächter, der wegen des Schreiens
gekommen war, fragte nach dem Vorgefallenen. Der Gerichtsdiener suchte
ihn mit einigen Worten zu beruhigen, aber der Wächter erklärte, doch noch
selbst nachsehen zu müssen, salutierte und ging weiter mit sehr eiligen, aber
sehr kurzen, wahrscheinlich durch Gicht abgemessenen Schritten.
K. kümmerte sich nicht lange um ihn und die Gesellschaft auf dem Gang,
besonders da er etwa in der Hälfte des Ganges die Möglichkeit sah, rechts
durch eine türlose Öffnung einzubiegen. Er verständigte sich mit dem
Gerichtsdiener darüber, ob das der richtige Weg sei, der Gerichtsdiener nickte,
und K. bog nun wirklich dort ein. Es war ihm lästig, daß er immer einen oder
zwei Schritte vor dem Gerichtsdiener gehen mußte, es konnte wenigstens an
diesem Ort den Anschein haben, als ob er verhaftet vorgeführt werde. Er
wartete also öfters auf den Gerichtsdiener, aber dieser blieb gleich wieder
zurück. Schließlich sagte K., um seinem Unbehagen ein Ende zu machen:
»Nun habe ich gesehen, wie es hier aussieht, ich will jetzt weggehen.« »Sie
haben noch nicht alles gesehen«, sagte der Gerichtsdiener vollständig
unverfänglich. »Ich will nicht alles sehen«, sagte K., der sich übrigens
wirklich müde fühlte, »ich will gehen, wie kommt man zum Ausgang?« »Sie
haben sich doch nicht schon verirrt?« fragte der Gerichtsdiener erstaunt, »Sie
gehen hier bis zur Ecke und dann rechts den Gang hinunter geradeaus zur
Tür.« »Kommen Sie mit«, sagte K., »zeigen Sie mir den Weg, ich werde ihn
verfehlen, es sind hier so viele Wege.« »Es ist der einzige Weg«, sagte der
Gerichtsdiener nun schon vorwurfsvoll, »ich kann nicht wieder mit Ihnen
zurückgehen, ich muß doch meine Meldung vorbringen und habe schon viel
Zeit durch Sie versäumt.« »Kommen Sie mit!« wiederholte K. jetzt schärfer,
als habe er endlich den Gerichtsdiener auf einer Unwahrheit ertappt.
»Schreien Sie doch nicht so«, flüsterte der Gerichtsdiener, »es sind ja hier
überall Büros. Wenn Sie nicht allein zurückgehen wollen, so gehen Sie noch
ein Stückchen mit mir oder warten Sie hier, bis ich meine Meldung erledigt
habe, dann will ich ja gern mit Ihnen wieder zurückgehen.« »Nein, nein«,
sagte K., »ich werde nicht warten, und Sie müssen jetzt mit mir gehen.« K.
hatte sich noch gar nicht in dem Raum umgesehen, in dem er sich befand, erst
als jetzt eine der vielen Holztüren, die ringsherum standen, sich öffnete,
blickte er hin. Ein Mädchen, das wohl durch K.s lautes Sprechen
herbeigerufen war, trat ein und fragte: »Was wünscht der Herr?« Hinter ihr in
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Der Prozeß
- Title
- Der Prozeß
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 158
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155