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Drückende hier kaum mehr spüren. Fühlen Sie sich schon besser?« K.
antwortete nicht, es war ihm zu peinlich, durch diese plötzliche Schwäche den
Leuten hier ausgeliefert zu sein, überdies war ihm, da er jetzt die Ursachen
seiner Übelkeit erfahren hatte, nicht besser, sondern noch ein wenig
schlechter. Das Mädchen merkte es gleich, nahm, um K. eine Erfrischung zu
bereiten, eine Hakenstange, die an der Wand lehnte, und stieß damit eine
kleine Luke auf, die gerade über K. angebracht war und ins Freie führte. Aber
es fiel so viel Ruß herein, daß das Mädchen die Luke gleich wieder zuziehen
und mit ihrem Taschentuch die Hände K.s vom Ruß reinigen mußte, denn K.
war zu müde, um das selbst zu besorgen. Er wäre gern hier ruhig
sitzengeblieben, bis er sich zum Weggehen genügend gekräftigt hatte, das
mußte aber um so früher geschehen, je weniger man sich um ihn kümmern
würde. Nun sagte aber überdies das Mädchen: »Hier können Sie nicht
bleiben, hier stören wir den Verkehr -« K. fragte mit den Blicken, welchen
Verkehr er denn hier störe - »Ich werde Sie, wenn Sie wollen, ins
Krankenzimmer führen. Helfen Sie mir, bitte«, sagte sie zu dem Mann in der
Tür, der auch gleich näher kam. Aber K. wollte nicht ins Krankenzimmer,
gerade das wollte er ja vermeiden, weiter geführt zu werden, je weiter er kam,
desto ärger mußte es werden. »Ich kann schon gehen«, sagte er deshalb und
stand, durch das bequeme Sitzen verwöhnt, zitternd auf. Dann aber konnte er
sich nicht aufrecht halten. »Es geht doch nicht«, sagte er kopfschüttelnd und
setzte sich seufzend wieder nieder. Er erinnerte sich an den Gerichtsdiener,
der ihn trotz allem leicht hinausführen könnte, aber der schien schon längst
weg zu sein, K. sah zwischen dem Mädchen und dem Mann, die vor ihm
standen, hindurch, konnte aber den Gerichtsdiener nicht finden.
»Ich glaube«, sagte der Mann, der übrigens elegant gekleidet war und
besonders durch eine graue Weste auffiel, die in zwei langen,
scharfgeschnittenen Spitzen endigte, »das Unwohlsein des Herrn geht auf die
Atmosphäre hier zurück, es wird daher am besten und auch ihm am liebsten
sein, wenn wir ihn nicht erst ins Krankenzimmer, sondern überhaupt aus den
Kanzleien hinausführen.« »Das ist es«, rief K. und fuhr vor lauter Freude fast
noch in die Rede des Mannes hinein, »mir wird gewiß sofort besser werden,
ich bin auch gar nicht so schwach, nur ein wenig Unterstützung unter den
Achseln brauche ich, ich werde Ihnen nicht viel Mühe machen, es ist ja auch
kein langer Weg, führen Sie mich nur zur Tür, ich setze mich dann noch ein
wenig auf die Stufen und werde gleich erholt sein, ich leide nämlich gar nicht
unter solchen Anfällen, es kommt mir selbst überraschend. Ich bin doch auch
Beamter und an Büroluft gewöhnt, aber hier scheint es doch zu arg, Sie sagen
es selbst. Wollen Sie also die Freundlichkeit haben, mich ein wenig zu führen,
ich habe nämlich Schwindel, und es wird mir schlecht, wenn ich allein
aufstehe.« Und er hob die Schultern, um es den beiden zu erleichtern, ihm
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Der Prozeß
- Title
- Der Prozeß
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 158
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155