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und her, ihre gleichmäßigen Schritte fühlte K., ohne sie mitzumachen, denn er
wurde fast von Schritt zu Schritt getragen. Endlich merkte er, daß sie zu ihm
sprachen, aber er verstand sie nicht, er hörte nur den Lärm, der alles erfüllte
und durch den hindurch ein unveränderlicher hoher Ton, wie von einer Sirene,
zu klingen schien. »Lauter«, flüsterte er mit gesenktem Kopf und schämte
sich, denn er wußte, daß sie laut genug, wenn auch für ihn unverständlich,
gesprochen hatten. Da kam endlich, als wäre die Wand vor ihm durchrissen,
ein frischer Luftzug ihm entgegen, und er hörte neben sich sagen: »Zuerst will
er weg, dann aber kann man ihm hundertmal sagen, daß hier der Ausgang ist,
und er rührt sich nicht.« K. merkte, daß er vor der Ausgangstür stand, die das
Mädchen geöffnet hatte. Ihm war, als wären alle seine Kräfte mit einemmal
zurückgekehrt, um einen Vorgeschmack der Freiheit zu gewinnen, trat er
gleich auf eine Treppenstufe und verabschiedete sich von dort aus von seinen
Begleitern, die sich zu ihm hinabbeugten. »Vielen Dank«, wiederholte er,
drückte beiden wiederholt die Hände und ließ erst ab, als er zu sehen glaubte,
daß sie, an die Kanzleiluft gewöhnt, die verhältnismäßig frische Luft, die von
der Treppe kam, schlecht ertrugen. Sie konnten kaum antworten, und das
Mädchen wäre vielleicht abgestürzt, wenn nicht K. äußerst schnell die Tür
geschlossen hätte. K. stand dann noch einen Augenblick still, strich sich mit
Hilfe eines Taschenspiegels das Haar zurecht, hob seinen Hut auf, der auf
dem nächsten Treppenabsatz lag - der Auskunftgeber hatte ihn wohl
hingeworfen - und lief dann die Treppe hinunter, so frisch und in so langen
Sprüngen, daß er vor diesem Umschwung fast Angst bekam. Solche
Überraschungen hatte ihm sein sonst ganz gefestigter Gesundheitszustand
noch nie bereitet. Wollte etwa sein Körper revolutionieren und ihm einen
neuen Prozeß bereiten, da er den alten so mühelos ertrug? Er lehnte den
Gedanken nicht ganz ab, bei nächster Gelegenheit zu einem Arzt zu gehen,
jedenfalls aber wollte er - darin konnte er sich selbst beraten - alle künftigen
Sonntagvormittage besser als diesen verwenden.
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Der Prozeß
- Title
- Der Prozeß
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 158
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155