Page - 77 - in Der Prozeß
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das Geständnis machen. Machen Sie doch bei nächster Gelegenheit das
Geständnis. Erst dann ist die Möglichkeit zu entschlüpfen gegeben, erst dann.
Jedoch selbst das ist ohne fremde Hilfe nicht möglich, wegen dieser Hilfe
aber müssen Sie sich nicht ängstigen, die will ich Ihnen selbst leisten.« »Sie
verstehen viel von diesem Gericht und von den Betrügereien, die hier nötig
sind«, sagte K. und hob sie, da sie sich allzu stark an ihn drängte, auf seinen
Schoß. »So ist es gut«, sagte sie und richtete sich auf seinem Schoß ein,
indem sie den Rock glättete und die Bluse zurechtzog. Dann hing sie sich mit
beiden Händen an seinen Hals, lehnte sich zurück und sah ihn lange an. »Und
wenn ich das Geständnis nicht mache, dann können Sie mir nicht helfen?«
fragte K. versuchsweise. Ich werbe Helferinnen, dachte er fast verwundert,
zuerst Fräulein Bürstner, dann die Frau des Gerichtsdieners und endlich diese
kleine Pflegerin, die ein unbegreifliches Bedürfnis nach mir zu haben scheint.
Wie sie auf meinem Schoß sitzt, als sei es ihr einzig richtiger Platz! »Nein«,
antwortete Leni und schüttelte langsam den Kopf, »dann kann ich Ihnen nicht
helfen. Aber Sie wollen ja meine Hilfe gar nicht, es liegt Ihnen nichts daran,
Sie sind eigensinnig und lassen sich nicht überzeugen.« »Haben Sie eine
Geliebte?« fragte sie nach einem Weilchen. »Nein«, sagte K. »O doch«, sagte
sie. »Ja, wirklich«, sagte K., »denken Sie nur, ich habe sie verleugnet und
trage doch sogar ihre Photographie bei mir.« Auf ihre Bitten zeigte er ihr eine
Photographie Elsas, zusammengekrümmt auf seinem Schoß, studierte sie das
Bild. Es war eine Momentphotographie, Elsa war nach einem Wirbeltanz
aufgenommen, wie sie ihn in dem Weinlokal gern tanzte, ihr Rock flog noch
im Faltenwurf der Drehung um sie her, die Hände hatte sie auf die festen
Hüften gelegt und sah mit straffem Hals lachend zur Seite; wem ihr Lachen
galt, konnte man aus dem Bild nicht erkennen. »Sie ist stark geschnürt«, sagte
Leni und zeigte auf die Stelle, wo dies ihrer Meinung nach zu sehen war. »Sie
gefällt mir nicht, sie ist unbeholfen und roh. Vielleicht ist sie aber Ihnen
gegenüber sanft und freundlich, darauf könnte man nach dem Bilde schließen.
So große, starke Mädchen wissen oft nichts anderes, als sanft und freundlich
zu sein. Würde sie sich aber für Sie opfern können?« »Nein«, sagte K., »sie
ist weder sanft und freundlich, noch würde sie sich für mich opfern können.
Auch habe ich bisher weder das eine noch das andere von ihr verlangt. Ja, ich
habe noch nicht einmal das Bild so genau angesehen wie Sie.« »Es liegt Ihnen
also gar nicht viel an ihr«, sagte Leni, »sie ist also gar nicht Ihre Geliebte.«
»Doch«, sagte K. »Ich nehme mein Wort nicht zurück.« »Mag sie also jetzt
Ihre Geliebte sein«, sagte Leni, »Sie würden sie aber nicht sehr vermissen,
wenn Sie sie verlören oder für jemand anderen, zum Beispiel für mich,
eintauschten.« »Gewiß«, sagte K. lächelnd, »das wäre denkbar, aber sie hat
einen großen Vorteil Ihnen gegenüber, sie weiß nichts von meinem Prozeß,
und selbst wenn sie etwas davon wüßte, würde sie nicht daran denken. Sie
würde mich nicht zur Nachgiebigkeit zu überreden suchen.« »Das ist kein
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Der Prozeß
- Title
- Der Prozeß
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 158
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155