Page - 203 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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Gott ist die Liebe. Der Mensch liebt, aber Gott ist die
Liebe. Der Mensch ist noch ein Subjekt, hat noch ein
eignes Sein außer seiner Liebe, bei ihm ist die Liebe
Eigenschaft, die Seligkeit — denn die Liebe ist Seligkeit —
flüchtiger Zustand, Augenblick; denke dir nun das, was im
Menschen Teil ist, als Ganzes, was Eigenschaft, als Subjekt,
Person, Substanz, was Augenblick, als bleibendes Sein,
so hast du die Anschauung Gottes. Gott ist ganz Liebe,
aber die Liebe ist nicht ruhig, sondern lauter Tätigkeit,
die Liebe ist verzehrend, opfernd, brennend, die Liebe
ist Feuer; sie ist Zorn über das Einzelne und selbstisch
Bestehende. Der Mensch, ein besonderes Wesen, entbrannt
von vertilgendem Zorn über seine natürliche Selbstischkeit
1 In B folgen hier, unter der Überschrift Die ethische Be-
deutung des Todes, zunächst in gekürzter Form der fünfte
und sechste Absatz, Alle Handlungen des Menschen bis so
wirst du ihn finden, aus dem Abschnitt III. Geist, Bewußt-
sein von A (im vorliegenden Band Seiten 337 bis 345). Erst
danach bringt B, unter der Überschrift Der spekulative oder
metaphysische Grund des Todes, den stark gekürzten und
veränderten Anfang des Abschnitts Gott aus A. Dazu in H auf
losem Blatt: Anm[erkung] — Der Vollständigkeit wegen
lasse ich auch diesen Abschnitt, der in der ersten Ausgabe
die Überschrift Gott führt, aber schon dort nur die Be-
deutung einer Akkomodation hatte u[nd] nur den histo-
rischen Ausgangs- u[nd] Anknüpfungspunkt der Schrift
bildet, wieder abdrucken, jedoch, ebenso wie die übrigen
Abschnitte, mit bedeutenden Verkürzungen, mit Weg-
lassung aller Auswüchse, alles Überflüssigen u[nd] Tempo-
rellen, kurz ursprünglich schon meinem Geiste Fremdartigen.
Der Inhalt dieses Abschnitts ist übrigens in seinen ver-
nünftigen, menschlichen Sinn übersetzt einfach dieser: Der
Mensch läßt sich nicht von der Natur absondern, die Natur
gehört zum Wesen des Menschen. Statt der Natur figuriert
aber hier auf dem Standpunkt der Spekulation, Meta-
physik, Theologie das Gespenst von ihr; der Begriff des
Wesens unter dem Namen Gott, statt des Menschen — das
Gespenst der Persönlichkeit. Die wahre Bedeutung dieses
Abschnitts ist daher hinlänglich in meinen späteren Schrif-
ten beleuchtet u[nd] enträtselt. Der Gott, der allen Nach-
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften