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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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Du sagst: Daran kann ich nicht zweifeln, daß Gott, daß Unendliches ist, aber ebensowenig kann ich daran zweifeln, daß Ich und überhaupt Endliches ist. Gott ist, die Natur ist, ich bin. Richtiger aber den 1 Satz nach der Rangordnung ausgesprochen, so lautet er: Ich bin, denn du bist die erste Person; Gott, du bist, er ist die zweite Person; die Natur, sie ist, denn die dritte und letzte Person ist sie; du unterscheidest also wohl Unendliches, Unbeding- tes und Endliches, Bedingtes; indem aber für dich das Sein des Endlichen und Bedingten ebenso unbedingte und unendliche Gewißheit hat als das Sein des Unendlichen, so hebst du also im Sein und dem Sein nach den Unter- schied zwischen dem Endlichen und Unendlichen auf; soll- test du auch diesem gleichsam ein größeres Quantum von Sein zuschreiben als jenem, so gibt dieses doch in der Sache keinen Ausschlag, das Sein ist das Gemeinschaftliche, an dem du Unendliches und Endliches teilnehmen läßt. Aber leider ratifiziert nicht das Unendliche selbst diesen Con- tract social, welchen du zwischen dem Endlichen und Un- endlichen schließt, die du so verträglich innerhalb des ge- meinschaftlichen Bezirks des Sein[s] zusammen bestehen und beisammen wohnen läßt. Dem Unendlichen kommt auch unendliches Sein zu; es kann nicht unendlich dem We- sen nach, endlich aber dem Sein nach sein, ohne aufzuhören, Unendliches zu sein. Wie das Wesen, so das Sein; die End- lichkeit des Seins hebt die Unendlichkeit des Wesens auf. Hat das Unendliche in seinem Wesen kein Ende und keine Grenze am Endlichen, so hat auch sein Sein keine Grenze am Sein des Endlichen; indem du daher das Sein des Un- endlichen neben das Sein des Endlichen hinstellst, so machst du also2 sein Sein zu einem endlichen, es hat seine Grenze an dem Sein des Endlichen. Stelle dir das Sein als eine Sphäre, als einen Raum vor, so ist klar, daß das Unendliche nicht einen Teil dieser Sphäre einnimmt, nicht etwas davon in Beschlag nimmt, etwas unausgefüllt übrigläßt, sondern daß es den ganzen Raum ausfüllt, ohne daß ein unbesetzter Platz für anderes noch sich findet. Das Sein des Unend- lichen ist also das Nichtsein, der Untergang3 des Endlichen, 1 der A; korrigiert nach H, B. 2 H gestrichen 3 , der Untergang H gestrichen 225
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
Title
Ludwig Feuerbach
Subtitle
Gesammlte Werke
Volume
1
Editor
Werner Schuffenhauer
Publisher
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Date
1981
Language
German
License
PD
Size
11.6 x 17.8 cm
Pages
468
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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