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selbständiger Existenz. Die Einheit des Wesens ist nicht
bloß Kontraktion, Konzentration, sondern zugleich unbe-
schränkt Ausdehnung, das Außersichsein der Freude und
Liebe, der Genügsamkeit, und der wirkliche, die Indivi-
duen in sich gewährende Raum, in dem sie da sind als
Individuen, ist daher das Wesen selber in der Bestimmung
dieses seines Außersichseins. Du wirst hoffentlich we-
nigstens so viel Vernunft in dir haben, daß du einsiehst,
daß die Äpfel dieses Apfelbaums sich dem Wesen nach
nicht unterscheiden. Wie kommen nun aber aus diesem
einen Wesen die der Existenz nach unterschiednen, d. i .
vielen Äpfel (denn existieren ist soviel als vieles sein,
und vieles sein soviel als dem Dasein nach unterschieden
sein)? Nur weil dem Wesen selbst nicht bloß die Bestim-
mung des Insichseins, sondern die Bestimmung des Alles-
sein, der Einheit und Allheit, also der Fülle, der Liberalität,
nicht der Filzigkeit, die Bestimmung der sorglosen un-
verkümmerten Ausdehnung und schrankenlosen Außer-
sichseins und mit dieser die Bestimmung des Daseins,
die es möglich und zum Dasein macht, zukommt und
im Wesen selber daher zwar nicht Vielheit, Mannigfaltig-
keit, Trennung, aber die Möglichkeit desselben enthalten
ist. -*
Die nach dem Tode also noch existierenden Individuen
müssen, um als Individuen zu existieren, einen Ort, einen
gemeinschaftlichen Raum haben, wo sie existieren. Hier-
durch entstehen nun aber freilich einige sehr bedenkliche
Umstände und Mißhelligkeiten. Das Leben der Indivi-
duen ist nach dem Tode an einem Orte; da es nun aber
begreiflicherweise nicht zweierlei Räume gibt oder Räume
außer dem Räume, so kann dieser Ort nicht von dem Räu-
me selbst unterschieden, abgetrennt oder gar außer dem-
selben sein, denn ein Raum außer dem Raum ist doch
wohl ein Unding. Jener Ort ist zwar der Ort der abge-
schiedenen Individuen und insofern allerdings ein beson-
derer, anderer Ort als der Ort der Lebenden. Aber als ein
Ort ist er doch nur der bestimmten Örtlichkeit nach, aber
nicht der Räumlichkeit nach von dem Orte der Lebendigen
abgetrennt. Es ist folglich rein unmöglich, daß nicht der
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften