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sagst du gar nichts und weißt gar nichts vom organischen
Leibe; du machst das Nichts zur Determination des or-
ganischen Körpers, wenn du die Materie zu seiner Deter-
mination machst, aber nicht ein bestimmtes und bestim-
mendes Etwas. Allerdings ist auch das Außereinander eine
Bestimmung des Organismus, aber es ist eine nur sinn^
liehe, nicht wesentliche, eine nur oberflächliche, aber nicht
bestimmende, nur äußere, nicht innere, eine nicht ein wirk-
liches Etwas in ihm setzende, sondern nur eine nichtige Be-
stimmung desselben. Innere Bestimmung ist nur die, welche
für dich Erkenntnisgrund der1 Sache ist; aber erkennst du
etwas vom organischen Leibe, wenn du sagst, er ist Ma-
terie? Vielmehr indem du sagst: Der organische Körper
ist Materie, indem du ihn subsumierst unter die Materie,
machst du das leere Abstraktum, die nichtige Vorstellung
einer puren Materie, die nirgends in der Natur existiert,
zur Bestimmung desselben und abstrahierst von allem, wo-
durch und Worin er organischer Leib ist. Ist nicht in ihm
alles Glied und Zweck, alles bestimmt zu einem Zwecke,
der eben das Leben ist? Ist nicht dieses Ineinandersein,
diese durchgängige Zweckeinheit, in der alles eines ist, diese
absolute Durchdringlichkeit, Durchsichtigkeit, in der nicht
das eine das andre verfinstert, keines dem andern undurch-
dringlich ist, sondern vielmehr ein Zweck2 alles durchdringt,
die wesentliche Bestimmung, ist3 nicht also die Immate-
rialität4 die innere Bestimmung dieses Leibes? Das Tier
unterscheidet sich von den Pflanzen, noch mehr von andern
Dingen oder Wesen durch die Funktion des Essens und
Trinkens; auch der Mensch ißt und trinkt; ist aber Essen
und Trinken eine charakteristische, wesentliche Bestim-
mung des Menschen? Ist das wohl eine Definition des Men-
schen, wenn man ihn definiert: Der Mensch ist ein Wesen,
das ißt und trinkt? So albern diese Definition ist, so albern
bist du, wenn du deinen Leib unter deine Vorstellung der
bloßen Körperlichkeit und Materialität subsumierst, wenn
1 einer B
2 diese absolute . . . ein Zweck: ein Zweck, ein Leben B
3 Fehlt in B. •
4 In B folgt Zusatz:, die Negation der Bestimmungen, die in
deiner^ Vorstellung das Wesen der Materie begründen,
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften