Page - 380 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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Daß eine alte Hebräerin,
Als sie geschauet rücklings hin 1,
Geworden sei mit Blitzes Eile
Zu einer salzsteinart'gen Säule.
Drum bleibt es heut noch g'rade stehn,
Traut sich nicht hinterwärts zu sehn,
Drum kennt's vom Menschen nur den Zipfel,
Des Domes2 blitzend hellen Gipfel,
Staunt an den Papageienglanz
Und hält sich fest am Pfauenschwanz,3
Und stützt sich auf sein Zeugungsglied,
Das Selbst in seinem Unterschied'''.
Wie aus dem Aug' die Träne fließt,
Dem Geiste so der Tod entsprießt;
Drum ist der Tod so wunderbar,
Wie Diamant so himmlisch klar.
Als sich der erste Mensch erkannte,
Ein tiefer Schmerz die Seele5 durchbrannte,
Und durch der heißen Augen Tor
Quoll löschend jetzt6 der Tod hervor.
Das Wasser folgt in der Natur
Der Hitze ja stets auf der Spur.7
Drum noch beim Tod das Herz so brennt,
Weil da der Mensch sich selbst erkennt,
Der Mensch vom Menschen sich abscheidet.
In Ich und Gegenstand zerschneidet.
Drum bei dem Tod man meinen tut,
Die Träne löscht des Schmerzens8 Glut,
Als Adam seine Augen9 aufriß,
Der stillen Unschuld Stand verließ,
1 eine alte . . . h i n : Lots, des Sodomiten, Frau, / Als sie sich
rückwärts wandt' zur Schau B
2 Selbstes B
3 Staunt an . . . Pfauenschwanz, Fehlt in B.
f> Das . . . Unterschied : Des Selbstes Körperunterschied B
5 E i n . . . Seele: Die Seel' ein tiefer Schmerz B
G Q u o l l . . . jetzt: Jetzt löschend quoll B
7 Das Wasser . . . der Spur. Fehlt in B.
8 Schmerzes FL
9 seine Augen: einst das Aug" B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften