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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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Leben. Wohl hört diese Pflanze hier, die jetzt dein Auge wunderbar entzückt, zu sein auf, aber kannst du dieses Aufhören zum Merkmal ihrer Endlichkeit machen? Sagst du überhaupt damit etwas von ihrem Leben aus, wenn du es ein endliches nennst? Ist Endlichkeit ein bestim- mendes Prädikat? Die Pflanze ist, was sie ist, in diesen bestimmten Bestimmungen und Beschaffenheiten ihres Organismus, und diese Bestimmungen drücken nur sich selbst aus, aber keine charakterlose unbestimmte End- lichkeit ; sagst du daher, sie 1 ist endlich, so läßt du weg die Bestimmtheiten der2 Bestimmungen, die Beschaffen- heiten der Beschaffenheit, und indem du so die bloße leere Beschaffenheit fixierst, die nicht mehr die Pflanze betrifft und ausdrückt, so läßt 3 du ihr inhaltsvolles Le- ben in das geschmack-, geruch- und farbenlose Prädikat der Endlichkeit verschwinden. Und wenn dieses Wesen hier, das du Pflanze nennst, vor deinen Augen endet, geschieht deswegen mit diesem Ende ihm ein Abbruch, eine Beeinträchtigung,4 ist dieses Ende eine Schranke? Sie endet, weil ihr Leben Maß ist. Aber dieses Maß ist ihr Leben und Wesen selber5, ist ihre Bejahung; in ihrem Ende stößt sie nicht an ein anderes, ein Fremdes an, kommt sie an keine Grenze,6 sie ist im Ende ihres Lebens ebenso im Prinzipe ihres Lebens als während des Lebens selber, ihr Wesen selber ist ihr Ende wie ihr Anfang. Sie kommt nie außer sich, nie von sich weg, sondern bleibt immer in sich, verliert nie ihr Leben, du bist in ihrem Ende da wieder, wo du angefangen hast, wenn du mit dem Auge denkender Hingebung ihren Lebenskreis verfolgst, du kommst an kein Ende, du bist immer in der Mitte, das Ende gibt nichts und nimmt nichts. Selbst das Maß hebt also nicht die unendliche Selbstbejahung auf, die das Leben ist; selbst in der Schranke ist Unendlichkeit. Die 1 daher, sie: aber: Sie B 2 läßt du . . . der: lässest du weg die B 3 Beschaffenheiten der , . . läßt: ihr eigentümliches Wesen be- gründen, so lässest B ^ In B folgt Zusatz: eine Verneinung, 5 In B folgt Zusatz: — es gehört ja zur Natur dieser Pflanze, nicht länger zu existieren, als sie existiert — 6 In B folgt Zusatz: keine Negation; 399
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
Title
Ludwig Feuerbach
Subtitle
Gesammlte Werke
Volume
1
Editor
Werner Schuffenhauer
Publisher
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Date
1981
Language
German
License
PD
Size
11.6 x 17.8 cm
Pages
468
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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