Page - 423 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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Prangt noch lange die Form als Monument in der Welt1,
Also stehen auch jetzt noch heidnische Tempel in Menge2,
Aber ihr Geist ist dahin, nicht mehr bewohnet sie3 Gott.
Siehe, der Mystiker auch stolzieret dräuend einher jetzt,
Eingemummt in die Form, die einst der Löwe bewohnt.
Aber er schrecket uns nicht, wir wissen4 ja aus der Ge-
schichte,
Daß in dem Löwenfell jetzt nur ein Esel noch steckt.
[46.] Der Wechsel der Dinge
Was einst das Seltenste war, wird später das Aller-
gemeinste,
Sinkt vom Thron in den Staub, so auch das edele Wort.
Mystik bedeutete sonst das Geheimnis tieferen Wissens,
Alter Weiber Geschwätz aber bezeichnet es jetzt.5
[47.] 6 Der7 Geizhals
Nur auf die künftige Welt aussparend des Lebens Interes-
sen,
Stirbet vor Hunger schon hier8 mitten im Reichtum der
Filz.
[48.] Besser hab' ich, als hätt' ich
Wie in der Fabel der Hund aus Gier nach dem scheinbaren
Stück Fleisch
1 noch . . . Welt: doch die Form in der Welt lange noch als
Monument B
2 noch . . . Menge: steinfest noch heidnische Tempel B
3 nicht. . . sie: nimmer bewohnt sie ihr B
Siehe, der . . . wissen: Auch das Christentum, seht, stolziert
jetzt dräuend einher noch / Wie ein grimmiger Leu, äußer-
lich so wie dereinst; / Doch es erschreckt uns nicht, wir
ersehn B
5 Der Wechsel der . . . es jetzt. Fehlt in B.
6 In B Nr. 88.
1 In B folgt Zusatz: fromme
8 schon hier: und Durst B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften