Page - 493 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1

Wer wohl1 hat dich erzeugt? Was ist dein Zweck in der :': Welt? Du Schmarotzergeschöpf, blutdürstiges Ungeheuer, Nur zu leben bestimmt andern zur quälenden2 Last, Schuf3 auch dich ein weiser Regent, ein liebender Vater, Der nach Zweck und Verstand alles anordnet4 im Haus? Schuf auch er dich, ach5, so beging ich die gräulichste6 Mordtat, Als ich dich totschlug, Floh; denn du bist Gottesgeschöpf7, Das er in seinem Verstand einst heget', und als er es wert fand, Unser Gast hier8 zusein, sandte9 aus Lieb' in die Welt. Aber, wandt' ich mir ein, ich muß wohl morden10 die Flöhe, Soll mein Leben ich nicht11 opfern den Flöhen selbst12 auf. Ach, und der Einwurf schleuderte jetzt13 in des Naturalis- mus Finsteren Abgrund mich zu den Titanen hinab. Jetzt sah ich die Natur zum ersten Mal in dem Leben14, Sah, wie sie aus sich selbst wirket in eigener Macht, Sich selbst Grund ist und Quelle des ewig kämpfenden Lebens Und kennt kein Gesetz, außer1 5 ihr eigenes Sein. Seht, so war's denn16 ein Floh, durch den vom Glauben ich abfiel17, 1 Wer wohl: Sage, wer B 2 zur quälenden: zu quälender B 3 In B folgt Zusatz: wohl 4 bestellet B 5 oh weh B G gräßlichste B 7 Gottes Geschöpf B 8 Gast hier: Genosse B 9 sendet' B 1 0 wandt' ich . . . morden: entgegnet' ich mir, ich muß tot- schlagen (muß hervorgehoben) B 1 1 Soll . . . nicht: Will ich mein eigenes Sein B 1 2 nicht B 1 3 der . . . jetzt: dieser Gedanke verstieß B 1 4 die Natur . . . Leben: der Natur gottloses Getriebe und Ge- webe B 1 5 Sich selbst Grund . . . außer: Uranfänglicher Grund, selb- ständiger Quell ist des Lebens / Und kein ander Gesetz kennt als B 1 6 's denn: es B 1 7 vom . . . abfiel: abfiel ich vom Glauben B 493