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hinterlassen? Oh nein, mit solchen Geistern gottlob nicht,
die, um ihr Dasein als Geister zu bewähren, zu den rohsten,
plumpsten, ungeistigsten Mitteln greifen, wie schlechte
Schulmeister, die, weil sie aus Mangel an Verstand, an
Würde und geistiger Kraft nicht imstande sind, auf vernünf-
tige Weise ihre Jungen im Zaum zu halten, den Stock als
das Surrogat ihres leeren Kopfes, als das einzige Dokument
ihrer Superiorität1 bei sich führen, wie erbärmliche Komö-
dianten, welche die Hohlheit und Nichtigkeit ihres Spiels
durch unmäßiges Toben und Schreien zu verdecken suchen,
gerade aber dadurch bei dem Pöbel Effekt machen, wie
jene rohe[n] Stämme, die, wenn sie sich um eine Frau
bewerben, kein anderes Mittel der Galanterie kennen,
um2 ihre Liebe auszudrücken und den Gegenstand ihrer
Wünsche zu bezeichnen, als daß sie diesem geradezu auf
die Füße treten. Nein, nur mit solchen Geistern, deren
Wirkungen und folglich deren Sein — denn nur was wirkt,
ist3 — auch nach dem Tode nicht unterschieden und ab-
getrennt ist von dem Edlen, Wahren und Vortrefflichen,
das schon vor dem Tode das Leben ihres Lebens war, die,
nur in dem heitern, erhabnen4 Tempel der Musen, als
lebens- und liebevolle Menschen schon verklärte Geister
und als verklärte Geister noch dieselben liebe- und lebens-
kräftigen Menschen, unwandelbar, immer sich selbst gleich,
als unsere treuen Genossen in Freud und Leid, als uner-
müdliche Teilnehmer und Mitarbeiter an dem Schicksale
der ganzen Menschheit, geistbildend, gedankenweckend,
ermutigend, befreiend und erhebend, in unerschöpflicher
Tatkraft auf die allein des Geistes würdige Weise ihre
Unsterblichkeit bewähren.
Dem berühmten Mathematiker und Philosophen Tschirn-
hausen begegnete es oft wahrend der Nacht, endlich auch
sogar am hellen Tage, wenn er einen gewissen Grad von
Leichtigkeit im Denken erreicht hatte, offenbar infolge
seiner angestrengten Studien und überspannenden Nacht-
wachen, daß er eine Menge sehr glänzender Funken in der
1 In A: Superiotät 2 Fehlt in C.
3 In C nicht hervorgehoben.
4 heitern, erhabnen Fehlt in C.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften