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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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Page - 594 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1

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Besorgnis, er möchte in einer größern Wirkungssphäre Gelegenheit haben, zum größten Nachteile seiner Amts- kollegen seine Weisheit auszukramen und seine Talente geltend zu machen, und stellt ihn1 selbst in diesem kleinen Plätzchen, wenn er anders geneigt ist, es anzunehmen, nur provisorisch an, ohne einen festen Kontrakt mit ihm abzuschließen, ähnlich dem indianischen Stamm der Krihks, der seine Ehen vorläufig immer nur auf ein Jahr abschließt. W'ie sich der Geist nicht an die Welt binden kann und will, so will umgekehrt die Welt, als wollte sie Gleiches mit Gleichem vergelten, sich nicht an den Geist binden. Sie hat es in jeder Beziehung2 von jeher getan und3 bewiesen. So hat auch unsre deutsche Nation ihre großen Klassiker nur provisorisch als ihre Lehrer angestellt; be- reits sind sie schon wieder abgesetzt. Wie viele indianische Stämme, wenn sie gleich die Vorstellung eines höchsten Wesens haben, das sie den großen Geist oder den großen Herrn des Lebens nennen, doch diesem höchsten Wesen ein so kleines, untergeordnetes Pöstchen einräumen, daß sie noch den größten Spielraum zu dem albernsten Fetisch- dienst haben, so lesen zwar die guten Deutschen noch ihre Klassiker, nennen sie auch wohl in ihrer Einfalt und Redlichkeit ihre größten Geister, räumen ihnen aber, ach, so ein winziges Fleckchen zu ihrer Wirkungssphäre ein, daß sie noch unbeschränkten Raum haben, um mit Gespenstern und Fetischen aller Art die einflußreichsten Stellen zu besetzen, opfern, wie die Juden, nachdem ihnen schon Jehova erschienen, noch goldnen Kälbern. Alle Sonntage gehen wohl einmal die guten Deutschen bei ihren großen Geistern in die Kirche und lassen sich was Schönes vorpredigen, aber die meisten haben während der Predigt ganz andere Dinge im Kopfe, und wenn sie auch einmal eine Zeit lang dem Prediger Gehör und Beifall schenken, so entschädigen sie sich durch die darauffolgen- den sechs Wochentage. Wie viele wilde Völker erweisen sie nur den niedern, nicht den höhern Gottheiten, nur den bösen, nicht den guten Geistern Verehrung. 1 Im Original AjB: ihm Hier berichtigt nach C. 2 in . . . Beziehung Fehlt in C. 3 getan und Fehlt in C. 594
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
Title
Ludwig Feuerbach
Subtitle
Gesammlte Werke
Volume
1
Editor
Werner Schuffenhauer
Publisher
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Date
1981
Language
German
License
PD
Size
11.6 x 17.8 cm
Pages
468
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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