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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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Page - 621 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1

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nur nach dem Ausspruch der Weisen, sondern auch selbst nach der Meinung des Volks nur ein törichter Mensch ein schlechter sein kann, so wird gewiß nie aus einem Tor ein Redner. Hiezu kommt, daß nur ein reines Gemüt sich der edelsten Beschäftigung widmen kann, erstlich, weil in einer und derselben Brust nicht das Gute und Schlechte beisammen wohnen kann und das Vortrefflichste und das Schlechteste ebensowenig zugleich ein und dasselbe Gemüt in Anspruch nehmen kann, als ein und derselbe Mensch zugleich gut und schlecht sein kann, zweitens, weil der auf einen so erhabnen Gegenstand gerichtete Geist von allen andern selbst unschuldigen Gedanken und Sorgen frei sein muß. Denn nur mit dieser Freiheit und Ungeteiltheit, in der kein andres Objekt ihn zerstreut und abzieht, kann er das Ziel seines Bestrebens ins Auge fassen. Jeder sieht ein, daß selbst schon zu ängstliche Besorgung des Hauswesens und der Landwirtschaft, Jagdlust und Theaterbesuche die Studien beeinträchtigen, denn die Zeit, die einer Be- schäftigung gewidmet wird, geht für die andere verloren. Man denke sich nun erst ein von Wollust, Geiz, Mißgunst beherrschtes Gemüt, Leidenschaften, die selbst keinen hohen Grad erreicht zu haben brauchen, um schon die Ruhe der Nacht durch wilde Traumbilder zu verscheuchen. Denn nichts ist so vielbeschäftigt, so unbeständig, von so vielen und entgegengesetzten Leidenschaften zerstückelt und zerrissen als ein böses Gemüt. Denn wenn es auch nur Anschläge faßt, so wird es von Sorgen, von Unruhe und Qualen zerrissen, und, wenn es sie vollends ausgeführt hat, wie wird es da von Angst, Reue und Furcht gefoltert. Wo ist in einem solchen Gemüte Platz für die Wissenschaft oder irgendeine edle Kunst? Gewiß ebensowenig, als in einem von Stauden und Dornsträuchen besetzten Acker für Früchte Raum ist. Bei einer Menge von Autoren ist freilich die Schrift- stellerei nichts weiter als eine Koketterie mit dem Publi- kum ; sie wollen gefallen; sie wollen das Publikum im eigent- lichen Sinne in sich verliebt machen. Deswegen machen sie aufs sorgfältigste ihre Toilette, werfen sich in die elegan- testen Kleidungen nach dem neuesten Modeschnitte, blicken bei jedem Worte, das sie niederschreiben, wohl- 621
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
Title
Ludwig Feuerbach
Subtitle
Gesammlte Werke
Volume
1
Editor
Werner Schuffenhauer
Publisher
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Date
1981
Language
German
License
PD
Size
11.6 x 17.8 cm
Pages
468
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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