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Schon allein die Wandelbarkeit des Geschmackes,
durch dieimmer einebestimmteAbart zurherrschenden
erhoben wird, sollte zur Vorsicht gegenüber dem Be-
grifp des „echten Weibes" mahnen.
Über die physiologischen Eigentümlichkeiten, die
das Weib im allgemeinen konstitutionell vom Manne
unterscheiden, sind in neuererZeit ausgedehnte Unter-
suchungen angestellt worden. Als die bekanntesten
Werke dieser Art können „Das Weib als Verbrecherin
und Prostituierte" von Lombroso und Ferrero, und
„Mann und Weib" von Havelock Ellis genannt werden.
Besonders das Werk des Engländers, das durch seine
planmäßige Anordnung und kritische Methode vor der
vielfach angefochtenen Arbeit der italienischen Autoren
den Vorzug verdient, enthält eine eingehende und
gewissenhafte Zusammenstellung aller exakten wissen-
schaftlichen Ergebnisse in dieser Richtung. Alles,
was meßbar und wägbar am menschlichen Organismus
ist, wird hier mit Sorgfalt auf seine psychosexuelle
Bedeutsamkeit hin betrachtet. Dennoch muß der
Autor am Schlüsse seiner Ausführungen bekennen:
„Die fundamentalen und wesentlichen Merkmale von
Mann und Weib, wie sie vor allem Einfluß äußerer
Umstände bestehen, haben wir nicht mit Sicherheit
bestimmen können. . . Die Einsicht, daß Mann und
Weib unter wechselnden Bedingungen innerhalb wei-
ter Grenzen unbestimmbar veränderungsfähig sind,
erlaubt uns nicht, starre Dogmen über die besondere
Sphäre des einen oder des anderen Geschlechtes auf-
zustellen . . . Ferner sind so viele Tatsachen unter
wechselnden Lebensbedingungen wandelbar, daß wir
ohne vorausgehende Experimente über das Verhalten
des männlichen und weiblichen Organismus unter ver-
schiedenen Bedingungen nichts Bestimmtes aussagen
können."
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Title
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Author
- Rosa Mayreder
- Publisher
- Eugen Diederichs Verlag
- Location
- Jena
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.5 x 16.5 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299