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Denn die teleologischen Eigenschaften, die das
Weib zur Mutterschaft geeignet machen, bilden zu-
gleich ein Hindernis der geistigen Entwicklung —
darĂĽber kann man sich nicht mit dem Einwand hin-
wegsetzen, daĂź die Erziehung der Kinder, die ja auch
ein integrierender Bestandteil der Mutterschaft sei,
hohe Anforderungen an den psychischen und intellek-
tuellen Rang des mĂĽtterlichen Weibes stelle. Die
modernen Veranstaltungen der Erziehung, die einer
differenzierten Kulturgesellschaft angehören, haben
mit den Einrichtungen der Natur zugunsten der
Gattungszwecke nichts zu tun.
In welchem Verhältnis das Wesen der primitiven
Weiblichkeit zu den Gattungszwecken steht, hat unter
anderen auch Möbius in jener bekannten Abhandlung
ausgefĂĽhrt, in der die teleologische Geschlechtsnatur
mit dem Namen „physiologischer Schwachsinn des
Weibes" bezeichnet wird. Es ist wohl nur dieser
aggressiven Bezeichnung zuzuschreiben, daĂź ein so
oberflächliches Elaborat so viel Aufsehen machen
konnte, und nur der philiströsen Gehässigkeit seiner
Haltung, daĂź es so viel Erbitterung hervorgerufen
hat^— Wer übrigens einen Beweis haben will, wie
weit im einzelnen Fall das weibliche Denken das
männliche an Qualität überragen kann, der sei auf
Oda Olbergs Arbeit „Das Weib und der Intellektua-
lismus" verwiesen, die, durch die Möbiussche Bro-
schüre angeregt, die einschlägigen Probleme mit
umfassender Weite des Blicks und ĂĽberlegener Ob-
jektivität behandelt.
Möbius geht von der Anschauung aus, daß „das
ganze Wesen des Weibes teleologisch am leichtesten
begriffen" wird. So erklärt er teleologisch aus der
sexuellen Stellung gegenĂĽber dem Manne den Hang
zur Verstellung oder zur LĂĽge, der so vielfach der
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Title
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Author
- Rosa Mayreder
- Publisher
- Eugen Diederichs Verlag
- Location
- Jena
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.5 x 16.5 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Vorwort 1
- GrundzĂĽge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges ĂĽber die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299