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und Interesse für anderweitige Betätigungen ihrer
Persönlichkeit übrig behalten, und solche, denen ein
einziges Kind so viel zu schaffen macht, daĂź sie fĂĽr
die übrige Welt verloren sind— woraus hervorgeht,
daĂź auch hier die individuelle Anlage das entschei-
dende Moment ist. Dennoch macht sich die Neigung
geltend, die Aufgaben der Erziehung so hoch einzu-
schätzen, daß sie den sozialen Wert aller anderen
menschlichen Leistungen ĂĽberragt.
Den äußersten Ausdruck für diese Vorstellungen
findet man bei Ellen Key: „Es bedarf ungeheurer
Kräfte, um einem einzigen Kinde gerecht zu werden.
Das bedeutet durchaus nicht, dem Kinde jede seiner
Stunden zu geben. Aber es bedeutet, daĂź unsere
Seele von dem Kinde erfĂĽllt sei, so wie der Mann der
Wissenschaft von seinen Forschungen, der KĂĽnstler
von seinem Werke erfüllt ist" ;— denn das ist die
erhabene Aufgabe: »das neue Geschlecht zu erziehen,
das einmal die Gesellschaft bilden wird, in der der
vollendete Mensch— der ,Übermensch'— von einer
noch fernen Morgenröte bestrahlt werden wird". (Das
Jahrhundert des Kindes.)
HierwerdenzweimoderneAnschauungenmiteinander
verquickt, die völlig entgegengesetzt und unvereinbar
sind: dieVorstellungen ĂĽberden entscheidenden EinfluĂź
der Erziehung im Leben des Einzelnen, und die Vor-
stellungen von einem neuen, höheren Geschlecht,
vom Ȇbermenschen".
Nietzsche, der Vater des modernen Ăśbermenschen,
hat— vielleicht nicht ohne Absicht— die genaueren
Umrisse dieser Gestalt ziemlich dunkel gelassen; da
er aber irgendwo sagt, am Ziel aller Entwicklung stehe
„das souveräne Individuum,dasnur sich selbstgleiche",
kann man zunächst darunter nichts anderes verstehen
als den Menschen, der die Impulse seines Handelns
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Title
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Author
- Rosa Mayreder
- Publisher
- Eugen Diederichs Verlag
- Location
- Jena
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.5 x 16.5 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Vorwort 1
- GrundzĂĽge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges ĂĽber die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299