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Zur Kritik der Weiblichkeit
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flikt in den schweigenden Tiefen der Seele verborgen bleibt, unter jenen scheuen und stummen Schmerzen, fĂŒr die es kein Echo in der Außenwelt gibt. Es wĂ€re keine unmögliche Aufgabe, in den Geistes- werken einzelner hervorragender Frauen Andeutun- gen dafĂŒr zu finden. Sofern man die Werke eines Autors als Dokumente seiner Persönlichkeit be- trachten und in den wechselnden Gestalten seiner Einbildung die Form erblicken kann, in der er sein VerhĂ€ltnis zur Welt darstellt, gibt beispielsweise der Roman „Mauprat", der eine Verherrlichung der mĂ€nn- lichen JungfrĂ€ulichkeit enthĂ€lt, ein nicht mißzuver- stehendes Zeugnis, wohin die erotische Eigenart George Sands, dieser ebenso zĂ€rtlichen als unabhĂ€ngig gesinnten Frau, neigte. Von symptomatischer Bedeutung ist es auch, daß dieseEmpfindungsweise in den Tendenzen der Frauen- bewegung Ausdruck gefunden hat. Nur leider ver- quickt mit moralisierenden Verallgemeinerungen. Alles Moralisieren jedoch verdunkelt das eigentliche PhĂ€- nomen; denn nicht um ein sittliches Urteil, sondern um eine subjektive Empfindung, die Äußerung einer bestimmten Wesensbeschaffenheit, handelt es sich im Grunde. Die bekannteste Darstellung eines solchenMĂ€dchens ist jene Svava in Björnsons „Handschuh", die mit ihrem BrĂ€utigam bricht, als sie sein Vorleben er- fĂ€hrt. Aber auch hier ist das Gewicht nicht auf das psychologische Problem, sondern auf eine morali- sierende Tendenz gelegt. Den Ă€ußersten Gegensatz zur Auffassung Svavas hat bezeichnenderweise Laura Marholm geliefert. In ihrer ErzĂ€hlung „Was war es?" sagt der Liebhaber zur Heldin: „Die kĂ€ufliche Liebe war mir immer widerlich. Ich habe noch nie ein Weib angerĂŒhrt." Da— wendet sich das MĂ€dchen 184
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
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